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Dead Beautiful - Deine Seele in mir

Dead Beautiful - Deine Seele in mir

Titel: Dead Beautiful - Deine Seele in mir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Y Woon
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denn hier gibt es geschulte Lehrer und Regeln. Außerdem kann man die Untoten letztlich nur dann lehren, nicht zu töten, wenn man sie den Lebenden aussetzt. Nur so können sie lernen, die anderen nicht nur in der Theoriewertzuschätzen, sondern auch durch Freundschaften. Es ist viel unwahrscheinlicher, dass ein Untoter einen Freund tötet als einen Fremden.«
    Ich starrte auf das Essen auf meinem Teller, das immer kälter wurde, und dachte an Dante. Dass er tot sein sollte, bekam ich immer noch nicht in den Kopf.
    »Eine der letzten Sicherheitsvorkehrungen war das Tunnelsystem, das durch Bertrand Gottfrieds ursprüngliche Katakomben gegraben wurde. Wie du dich erinnerst, können die Untoten nicht in unterirdisches Gebiet eindringen. Im Falle eines Angriffs könnten die Lehrer die Plebejer in die Tunnel führen und dort Schutz suchen.«
    »Dann wissen alle Lehrer Bescheid über die … die … Untoten?« Ich hatte immer noch Hemmungen, es auszusprechen, als ob es so weniger wirklich bliebe.
    »Ja.«
    »Und die … Pleb- ?«
    »Plebejer.«
    »Ja. Die Plebejer wissen auch von den Untoten?«
    »Nein. Es ist seit Langem ein Grundsatz der Schule, die plebejischen Schüler nicht ausdrücklich von der Existenz der Untoten zu unterrichten. Man fürchtete, dass es zu Diskriminierungen kommen würde, wenn man lebende Schüler über die Untoten belehrt. Der Unterricht am Gottfried zielt auf Themen ab, die für alle Schüler von Belang sind, nicht nur für die Untoten.«
    »Aber erkennen die Untoten den Unterschied zwischen sich und den Lebenden?«, fragte ich, mit meinen Gedanken bei Cassandra und Benjamin. Hatte sie gewusst, dass Benjamin Plebejer war?
    »Natürlich. Schließlich waren die Untoten selber einmal lebendig; sie erkennen die Veränderungen, die man bei der Wiederauferstehung durchmacht, weil sie sie am eigenen Leib erfahren haben. Es gibt auch spezielle Kurse für sie, in denen sie unterrichtet werden über das, was sie sind und was es für sie bedeutet.«
    Der Aufbaukurs Latein, dachte ich.
    »Aber was noch wichtiger ist: Sie werden vom Lebendigen angezogen. Das ist vielleicht ihr einziges ›Gefühl‹, wenn man das so nennen möchte. Man darf also als gesichert ansehen, dass sie die Lebenden von den Untoten unterscheiden können.«
    »Und das Gottfried ist der einzige Ort auf der Welt, wo man über die Untoten Bescheid weiß? Niemand sonst?«
    »Es gibt andere. Das Gottfried ist eine von drei Partnerschulen; jede wurde von einer der drei Schwestern gegründet, die damals mit Bertrand zusammengearbeitet hatten. Die meisten Untoten wurden als vermisst geführt und nicht als Todesfälle, weil man ihre Leichen nie gefunden hatte. Wenn sie also wiederauferstehen und nach Hause gehen, ist ihren Familien oft gar nicht bewusst, dass sie tot sind. Wenn sie noch Kontakt zu ihren Eltern haben, könnten sie die durchaus einweihen, aber die meisten ziehen es vor, ihren Zustand zu verschweigen.«
    »Aber warum denn? Ich meine, warum muss man so ein Riesengeheimnis daraus machen? Warum erzählt man es nicht einfach? Zum Beispiel der Polizei. Oder der Regierung.«
    Mein Großvater lachte. »Und was möchtest du denen erzählen? Stell dir mal vor, wie du versuchen würdest,jemand anderen über die Untoten aufzuklären. Der würde doch denken, du hast den Verstand verloren.«
    Da war etwas dran.
    »Und selbst wenn man dir glaubte, bliebe da noch die Schwierigkeit, die Untoten von den Lebenden zu unterscheiden. Kannst du dir die Folgen ausmalen, wenn die Polizei einfach blindlings mit der Verhaftung von Kindern beginnt? Wenn die Öffentlichkeit das herausbekäme, wäre das der Auftakt zur größten Hexenjagd aller Zeiten.«
    »Woher willst du das wissen? Schließlich haben die Leute früher auch schon mal über die Untoten Bescheid gewusst. Deshalb haben sie sich doch all diese Begräbnisrituale ausgedacht. Und mit der Zeit ganz einfach vergessen, wofür sie da waren.«
    »Diskriminierung hat es schon immer gegeben – was sich unter anderem daran zeigt, dass man die Rituale überhaupt geschaffen hat. Romulus hat den Großteil von Roms untoten Kindern umgebracht, sogar seinen Bruder. Aus nackter Angst.«
    »Aber … warum hast du mich dann aufs Gottfried geschickt? Ich bin nur ein Plebejer, nicht? Was hat das alles mit mir zu tun?«
    Mein Großvater musterte mich nachdenklich. »Weil es eine hervorragende Schule ist. Und eine sichere Schule. Untote gibt es überall; am Gottfried wissen die Lehrer wenigstens von ihrer Existenz und

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