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Dead Beautiful - Deine Seele in mir

Dead Beautiful - Deine Seele in mir

Titel: Dead Beautiful - Deine Seele in mir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Y Woon
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zweiten Blick sahen sie aus wie ein Mann und eine Frau. Das mussten meine Eltern sein. Ohne nachzudenken, rannte ich ihnen entgegen. Sie schienen Richtung Mädchenwohnheim unterwegs zu sein. Vielleicht wollten sie zu mir. Ein Windstoß trug ihre Stimmen über den Weg und in der Kälte schlang ich meine Arme um mich.
    »Mom?«, rief ich, als ich näher kam. »Dad?«
    Der Klang meiner Stimme ließ sie erstarren und sie drehten sich um. Zu meinem Entsetzen erkannte ich, dass es gar nicht meine Eltern waren. Stattdessen stand ich Gideon und Vivian gegenüber. »Tut … tut mir leid«, stotterte ich und fuhr zurück. »Ich hab euch mit jemandem verwechselt.«
    Vivian schaute panisch um sich, als wäre sie auf frischer Tat ertappt worden. Als sie sich vergewissert hatte, dass ich allein war, flüsterte sie Gideon etwas zu und beide sahen mich an. Was machten sie nachts hier draußen in ihren Uraltanzügen, und worüber unterhielten sie sich, und wieso guckten sie so böse?
    Keine Panik, versuchte ich mich zu beruhigen. Das sind auch nur Schüler. Was sollten die mir schon tun?
    Gideon sagte irgendwas Lateinisches zu Vivian, woraufhin sie nickte und auf mich zukam. Über uns grollte der Donner und ich wollte gerade zurückweichen, als ich hinter mir jemanden spürte. Eine Hand umklammerte mein Handgelenk und zog mich beiseite. Ich erkannte seine Berührung sofort.
    »Dante.« Im Nachtwind war meine Stimme kaum hörbar.
    »Bleib hinter mir«, kommandierte er leise und trat vor mich.
    »Freunde«, sagte er und blickte genau zwischen den beiden hindurch, »was treibt euch in einer solchen Nacht noch nach der Sperrstunde nach draußen?«
    Vivian verengte die Augen zu Schlitzen. »Dasselbe könnte ich dich fragen.« Es war das erste Mal, dass ich sie Englisch sprechen hörte, und es klang unbeholfen und unangenehm.
    Gideon trat hinter sie, seine Hand auf ihrem Kreuz, und sagte etwas auf Lateinisch zu Dante. Dante dachte kurz nach und gab dann eine Antwort.
    Was hatte er gesagt? Auch wenn mein Blick sich auf Gideon und Vivian richtete, nahm ich nur ihn allein wahr. Groß stand er vor mir und umklammerte mein Handgelenk, während er sprach. Mein Arm wurde kalt und begann zu prickeln, ein Gefühl, das ich inzwischen kannte und langsam sogar mochte. Es war ungemütlich, unerklärlich, verstörend. Der holzige Duft seines Körpers kitzelte mich in der Nase und sein Hemd streifte meinen Oberkörper mit jedem Atemzug. Ich trippelte von einem Fuß auf den anderen, bis unsere Beine sich fast berührten.
    Auf einmal drehte er sich zu mir um. »Lass uns verschwinden«, sagte er mit einem Seitenblick auf seine alten Freunde, die den Rückzug antraten.
    »Was hast du ihnen erzählt?«, fragte ich ihn auf dem Rückweg zum Mädchenwohnheim.
    »Nichts. Nur, dass du hier mit mir verabredet warst.«
    Aber das stimmte nicht. »Was machst du hier?«
    Doch Dantes Aufmerksamkeit war in die Ferne gerichtet. »Da kommt wer.«
    Die Eingangstür des Wohnheims öffnete sich und Mrs Lynch trat heraus. Sie musste unsere Stimmen gehört haben, denn sie spähte in die Dunkelheit.
    Wir verzogen uns gerade in den Schutz der Bäume, als das Schulgelände von einem gewaltigen Blitz erhellt wurde. Im Aufflackern des Lichts traf mein Blick den von Mrs Lynch und ihre Augen durchbohrten mich in glühender Wut.
    »Sie hat mich gesehen«, flüsterte ich.
    Da wurde der Boden unter uns vom Donner erschüttert, krachend brach der Himmel auf und es begann zu regnen.
    »Komm schnell«, sagte Dante. Ich zitterte, als er nach meiner Hand griff, und meine Finger wurden eisig, als sie sich um seine wickelten.
    Wir rannten durch den Park; der Regen prasselte auf uns herab, als wir durch Schlamm und Pfützen platschten und endlich das Haus Horaz erreichten. Die Türen waren verschlossen, und während Dante sich daran zu schaffen machte, spähte ich in den Regen hinaus. Gleich musste die untersetzte Gestalt Mrs Lynchs erscheinen. »Sie ist bestimmt hinter uns her. Was sollen wir tun?«, fragte ich, während mir das Wasser über die Nase rann. Aber kaum hatte ich das gesagt, klackte es und Dante stieß die Tür auf.
    »Nach dir«, sagte er. Wir schlüpften hinein und die Tür fiel hinter uns zu.
    Nachts war alles anders im Haus Horaz. Ohne Schüler war es so still, dass ich das Wasser aus meinem Haar tropfen hörte. Dante führte mich nach oben in das dunkle Klassenzimmer, wo ich normalerweise Latein hatte.
    »Was ist da gerade passiert?«, fragte ich mit zitternderStimme. »Und

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