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Dead Beautiful - Deine Seele in mir

Dead Beautiful - Deine Seele in mir

Titel: Dead Beautiful - Deine Seele in mir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Y Woon
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Sprache und da ist die Romantik nur ein ›t‹ weit entfernt.«
    »Was für ein Quatsch, Charlotte«, schnaubte Genevieve. »Latein ist nicht romanisch, höchstens römisch.«
    Charlotte schien getroffen. »Aber stammen die romanischen Sprachen nicht vom Lateinischen ab?«, fragte sie.
    »Die Sprache ist tot«, sagte Genevieve, ihre Hände in die Hüften gestemmt. »Genau wie die Menschen, die sie gesprochen haben.«
    Eine ungemütliche Stille senkte sich über das Zimmer, bis Genevieve aufstand und sich räusperte. »Also, können wir jetzt loslegen?«
    Sie öffnete ein ledergebundenes Buch mit dem Titel Gespräche mit dem Jenseits und begann, daraus Anweisungen zu erteilen. »›Setzen Sie sich in kreisförmiger Ordnung. Vor jedem Teilnehmer wird eine Kerze aufgestellt, wodurch zwei konzentrische Kreise entstehen.‹«
    Ich brauchte ein paar Sekunden, um zu begreifen, was hier passierte, aber als ich es kapierte, musste ich ein Stöhnenunterdrücken. »Eine Séance? Im Ernst? «, sagte ich tonlos zu Eleanor, nachdem wir uns niedergelassen hatten. Sie hatte recht, ich fand es tatsächlich bescheuert. Allerdings gab es jetzt kein Entkommen mehr. Wir saßen im Kreis um die Kerzen. Eleanor saß rechts, Genevieve links von mir. Unsere Schatten flackerten an den Wänden.
    »›Das brennende Opferfleisch muss ein Dreieck bilden‹«, las Genevieve vor.
    Ich zwickte Eleanor.
    »Aua«, quietschte sie. Genevieve warf ihr einen vernichtenden Blick zu.
    Sie reichte eine Schere herum und wir alle schnitten uns eine Haarsträhne ab, die wir so lange über die Flamme unserer Kerze hielten, bis sie Feuer fing. Sofort breitete sich überall der Gestank verbrannter Haare aus. Eleanor verzog das Gesicht. Ich hustete und fächelte den Rauch von meiner Nase weg, aber Genevieve blieb ungerührt. Ohne zu fragen, zog sie das Laken von Charlottes Bett und breitete es auf dem Boden aus. Sie nahm ihre Kerze, in der die Haare inzwischen komplett verbrannt waren, und tropfte Wachs auf das Tuch, sodass innerhalb des Kerzenzirkels ein großes Dreieck entstand.
    Charlotte rang hörbar nach Luft.
    »Entspann dich«, schimpfte Genevieve. »Ist ja nur Wachs, das geht wieder raus. Jetzt müssen wir uns alle auf unser ›Objekt‹ konzentrieren oder, anders gesagt, auf den Toten. Charlotte und ich haben beschlossen, dass wir den ersten Rektor vom Gottfried nehmen, Bertrand Gottfried.«
    Bevor sie weitermachen konnte, fuhr Eleanor dazwischen. »Und warum bestimmt ihr?«
    »Weil ich das Ganze hier organisiert habe. Und wir müssen sowieso erst mal sehen, ob’s überhaupt funktioniert.«
    »Aber ich will nicht mit dem ersten Rektor vom Gottfried sprechen. Was soll das bringen?«
    »Hast du einen besseren Vorschlag?«
    Eleanor überlegte. »Wie wäre es mit einem Promi oder so?« Sie zwinkerte mir zu. »Oder mit Benjamin Gallow?« Jetzt begriff ich, weshalb Eleanor unbedingt gewollt hatte, dass ich mitkam. Ich lächelte sie fast unmerklich an.
    Genevieve wirkte genervt. »Damit du ihn fragen kannst, wie er gestorben ist? Das ist ein alter Hut, Eleanor. Er hatte einen Herzanfall.«
    Wieder trat eine lange Stille ein, in der jeder so tat, als wäre er in seine eigenen Gedanken versunken.
    »Also, ich habe auch keine Lust, mit dem Rektor zu reden«, sagte ich. »Kann sich nicht jeder jemand eigenen aussuchen?« Ich sah mich im Kreis nach Unterstützerinnen um, aber alle hielten den Blick gesenkt.
    Genevieve seufzte. »Meinetwegen.« Sie erhob das Buch erneut: »Wir müssen alle an jemanden denken, der gestorben ist. Wenn man die Person ausgewählt hat, muss man so fest wie möglich an sie denken. Im Buch steht: ›Das Objekt Ihrer Wahl muss jemand sein, mit dem Sie eng vertraut waren oder über den Sie viel wissen. Um ihn von den Toten heraufzubeschwören, müssen Sie sich das Objekt in seiner Gänze vor Augen führen. Wiederholen Sie innerlich seinen Namen, und wenn Sie seine Stimme im Ohr haben, stellen Sie leise Ihre Frage.‹«
    Genevieve senkte das Buch und sah uns finster an. »Hat das jeder begriffen?«
    »Aber was ist, wenn wir die Stimme nicht hören? Wie sollen wir dann wissen, wann wir fragen sollen?«, wollte Eleanor wissen.
    »Wenn man sich etwas Mühe gibt, funktioniert es auch«, schmetterte Genevieve die Frage ab. »Okay, jetzt macht die Augen zu und stellt euch euer Objekt vor.«
    Ich schloss die Augen und dachte an meine Eltern, während Genevieve zu einem lateinischen Singsang anhob. Ich versuchte, mir meine Mutter im Wintergarten mit

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