Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dead Beautiful - Deine Seele in mir

Dead Beautiful - Deine Seele in mir

Titel: Dead Beautiful - Deine Seele in mir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Y Woon
Vom Netzwerk:
Zimmers lag Eleanor noch im Tiefschlaf und bewegte sich unter der Decke; ihr blondes Haar floss über das Kissen wie Goldfäden. Alles, was geschehen war, wirkte jetzt wie ein Traum. Eleanor und ich hatten das ganze Wochenende versucht, das Schicksal von Benjamin und Cassandra zu rekonstruieren – erfolglos. Vielleicht haben wir heute mehr Glück, dachte ich, während ich mich anzog und zum Unterricht hastete. Aber nach der zweiten Stunde waren wir immer noch ganz am Anfang.
    »Das Letzte, woran sich Benjamin erinnert hat, ist, wie er Cassandra geküsst hat. Danach ist alles verschwommen«, erklärte Eleanor Nathaniel. Wir saßen in der letzten Reihe und gleich würde Philosophie losgehen. »Total romantisch«, fügte sie hinzu.
    Nathaniel stöhnte.
    »Jedenfalls«, unterbrach ich sie, »weil Eleanor sie am Anfang der Séance beide vor Augen hatte, hat sie auch Cassandra heraufbeschworen.«
    »Und das heißt, sie ist tot!«, quiekte Eleanor.
    »Pssst!«, warnte ich und schaute umher, ob uns auch niemand gehört hatte. »Was heißen könnte , dass sie tot ist«, verbesserte ich sie. Ich verstand immer noch nicht, was da bei der Séance eigentlich geschehen war. Tatsache war, dass ich jemanden heraufbeschworen hatte – einen Mann, den ich für meinen Vater gehalten hatte. Aber wieso war er dann nicht bei der großen Eiche gewesen, wie er es mir gezeigt hatte? Irgendetwas stimmte daran nicht. »Bei mir hat die Séance auch nicht wirklich geklappt, also wer weiß, ob bei dir alles richtig gelaufen ist.«
    Eleanor beachtete mich gar nicht. »Aber das Verrückteste daran ist, wie sie gestorben ist«, fuhr sie aufgeregt fort. »Sie wurde lebendig begraben.«
    Eleanor und ich warteten auf Nathaniels Reaktion, aber er schien davon weniger schockiert zu sein als wir.
    »Wer hat das gemacht?«, fragte er und kaute an einem Fingernagel.
    »Sie hat keine Ahnung. Sie hatte so eine Art Tasche über dem Kopf, als sie es gemacht haben«, erklärte Eleanor. »Ich frag mich, ob es an der Schule passiert ist oder woanders.Sie erinnert sich nur daran, dass sie zum Büro der Rektorin gebracht worden ist. Danach hatte sie einen Filmriss, bis sie auf einmal jemand rausgetragen hat. Die haben sie in eine Holzkiste gesteckt und die dann zugenagelt. Sie hat noch gehört, wie Erde draufgeworfen wurde, und dann war Schluss. Aber selbst wenn sie sich an nichts weiter erinnert, heißt das ja nicht, dass das ihr Tod war. Ich meine, schließlich ist Benjamins letzte Erinnerung, wie er Cassandra geküsst hat, und das hat ja mit seinem Tod nichts zu tun.«
    »Hat er gesagt, wie er gestorben ist?«, fragte Nathaniel.
    »Nein. Jedes Mal, wenn ich gefragt habe, hat er mir dieselbe Szene gezeigt, wie er Cassandra geküsst hat. Total romantisch, irgendwie. So hab ich überhaupt erst angefangen, an sie zu denken, und dann hab ich ihre Stimme in meinem Ohr gehabt.«
    »Aber wenn sie gestorben ist, warum sollte die Schule lügen und erzählen, dass sie an eine andere Schule versetzt wurde?«, entgegnete ich.
    »Vielleicht haben sie’s einfach nicht gewusst«, sagte Eleanor. »Vielleicht ist sie erst gestorben, nachdem sie versetzt wurde. Vielleicht ist sie erst kurz vor ihrer Abreise zur Rektorin gerufen worden, wegen ihrer Noten oder so. Und danach ist es passiert.«
    Wir richteten beide die Augen auf Nathaniel. »Was meinst du dazu?«, kam es fast wie aus einem Munde.
    Nathaniel zerrte an seiner Krawatte, um sie zu lockern. »Warum erzählt ihr mir das alles?«
    »Weil wir nicht wissen, ob wir das glauben sollen«, sagte ich. »Und du bist der schlauste Mensch, den wir kennen.«Das stimmte nicht ganz. Der Schlauste war Dante. Nathaniel war einfach nur ein Streber.
    »Und weil wir sicher sind, dass du es niemandem erzählst«, fügte Eleanor leise hinzu. »Du erzählst es doch niemandem, oder?«
    »Keine Sorge.«
    Eleanor und ich sahen uns verstohlen an und lächelten.
    »Warum macht ihr nicht noch eine Séance und fragt sie noch mal?«, schlug Nathaniel vor.
    Eleanor schüttelte den Kopf. »Richtige Séancen funktionieren nur an Halloween.«
    »So oder so, das mit dieser Séance klingt dubios«, meinte Nathaniel zu Eleanor. »Wenn es bei Renée nicht funktioniert hat, dann kannst du dich auch nicht drauf verlassen, was du gehört hast. Aber an deiner Stelle würde ich mich mal mit Minnie Roberts unterhalten.«
    Das wischte uns das Lächeln vom Gesicht. Wovon redete er? Minnie Roberts? Das verhuschte Mädchen, das am ersten Schultag im Haus Horaz seine

Weitere Kostenlose Bücher