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Dead Beautiful - Deine Seele in mir

Dead Beautiful - Deine Seele in mir

Titel: Dead Beautiful - Deine Seele in mir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Y Woon
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küsst du mich dann nicht?«
    Seine Hand kletterte über mein Bein. »Das will ich doch. Das hab ich die ganze Zeit gewollt. Bitte, vertrau mir.«
    »Woher kommt das seltsame Gefühl, wenn ich in deiner Nähe bin?«
    Wir lehnten Stirn an Stirn, sein Haar strich gegen meine Wangen. »Ich weiß es nicht.«
    Draußen hatte der Regen nachgelassen. »Komm«, sagte er. »Wir bringen dich besser nach Hause.«
    Unsere Fingerabdrücke und kreidigen Umrisse waren auf der Tafel zu sehen; sie verschmierten die darunter gekritzelten lateinischen Phrasen. Dante ließ seine Hand in meine gleiten und zusammen flohen wir aus dem Gebäude, in die Nacht hinein. Keiner sprach. Wir wussten, dass das nicht notwendig war. Manche Dinge lassen sich nicht in Worten ausdrücken.
    »Wo hast du so lange gesteckt?«, fragte Eleanor. Sie war im Zimmer umhergetigert, als ich durch den Kamin geklettert kam. »Du bist ja klatschnass!«
    »Ich war draußen. Und dann im Horaz.«
    »Im Haus Horaz? Was hast du da getrieben? Und warum bist du einfach abgehauen?«
    Während ich mein Gesicht mit einem Handtuch abtrocknete, berichtete ich ihr von meinem Vater, von Vivian und Gideon, von Dante und ihrem Gespräch auf Lateinisch, von Mrs Lynch und dann vom Klassenzimmer.
    »Warte, jetzt mal langsam. Du hast mit Dante Berlin im Haus Horaz rumgemacht?«
    »Irgendwie schon …«
    Sie schaute mich erwartungsvoll an. »Und, war es gut?«
    Ich dachte an all die Ereignisse zurück, die schließlich in dem Moment im Klassenzimmer gegipfelt hatten. Warum war mein Vater nicht beim Baum gewesen, wie ich es in der Séance gesehen hatte? Und was hatte sich zwischen Dante und seinen alten Freunden abgespielt? Warum hatte Dante mich nicht küssen wollen? Es war so verwirrend und erschreckend und unerklärlich und überraschend. Und seltsam wunderbar. Inzwischen war es sogar egal, ob es mir gefiel oder nicht. Ich fühlte etwas … etwas, das zu fein und zu flüchtig war, um in Worte gefasst zu werden.
    »Es war unwirklich.«
    »Du hast also geglaubt, du würdest deine Eltern sehen, und stattdessen bist du Dante und Vivian und Gideon über den Weg gelaufen?«
    Ich nickte. »Keine Ahnung, wieso mein Vater nicht da war.«
    »Vielleicht hast du den falschen Ort erwischt. Oder es war gar nicht dein Vater, den du gesehen hast.«
    »Er war es definitiv. Ich meine, wer soll’s sonst gewesen sein?«
    Eleanor zuckte die Achseln. »Keine Ahnung.«
    Ich hatte erwartet, dass Eleanor jetzt ein paar absurde Vorschläge machen oder einen detaillierten Bericht über das komplette Geschehen fordern würde, wie sie es sonst immer tat. Aber sie saß nur an ihrem Schreibtisch und blickte aus dem Fenster.
    Ich wischte mir die Wangen mit den Händen ab und wollte gerade mein Haar auswringen, als ich sie vor meinem Bett stehen sah. »Was?«
    »Jetzt musst du mich fragen, wie meine Nacht war.«
    Schuldgefühle überrollten mich. Die ganze Woche hatte ich über mich und meine Probleme geredet. Den ganzen Monat, um genau zu sein, und dabei kein einziges Mal Eleanor gefragt, wie sie sich fühlte. »Stimmt. Entschuldige, ich bin echt schrecklich. Was ist passiert?«
    Eleanor saß im Schneidersitz auf meinem Bett. »Ich hab Benjamin Gallow heraufbeschworen.«
    Ich zog gerade ein Sweatshirt über meinen Kopf, als mir die Bedeutung ihrer Worte klar wurde, und meine Bewegung erstarrte. »Und?«, fragte ich mit baumwollgedämpfter Stimme.
    »Und es gibt Schwierigkeiten.«
    »Was meinst du damit?«, fragte ich und kämpfte mit den verdrehten Ärmeln, bis ich mich endlich in meinen Pulli gezwängt hatte.
    »Na ja … ich glaube, ich habe es nicht richtig gemacht. Erst hab ich an ihn gedacht, aber dann hab ich an ihn und Cassandra gedacht, und dann hab ich an Cassandra gedacht, obwohl sie gar nicht tot ist, und dann hab ich sozusagen beide heraufbeschworen.«
    »Aber das ist unmöglich. Cassandra ist nicht tot, sie wurde versetzt.«
    »Bei ihr klingt das etwas anders.«

Achtes Kapitel
    Der Gottfried-Fluch
    M ontagmorgen riss mich der Wecker aus dem besten Traum seit Monaten. Die Herbstsonne strömte ins Zimmer und ich räkelte mich unter der Decke und lächelte vor mich hin, während Dante meine Handgelenke, meine Arme, meine Schultern, meinen Hals küsste. »Ich liebe dich«, sagte er und fuhr mir mit den Fingern durchs Haar.
    Als er sich über mich beugte, schlug ich die Augen auf.
    Draußen war es grau und nieselig und mein Traum löste sich binnen Sekunden im Novembernebel auf. Auf der anderen Seite des

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