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Dead Beautiful - Deine Seele in mir

Dead Beautiful - Deine Seele in mir

Titel: Dead Beautiful - Deine Seele in mir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Y Woon
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war nicht zu denken – nicht, wenn die Möglichkeit bestand, dass sie es durchsuchte. Das würde der Lynch nur weitere Beweise an die Hand geben, dass ich an Eleanors Verschwinden schuld war. Nachdem ich mir die Titel Kröten Neuenglands und Amphibisches Vorleben zusammen mit ihren Bibliothekssignaturen notiert hatte, machte ich mich auf zum Unterricht.
    »Gideon hat was damit zu tun«, erklärte ich Nathaniel, den ich vor dem Mittagessen zur Seite gezogen hatte.
    »Und was bringt dich zu diesem Schluss? Warte, lass mich raten: Du hast dich in sein Zimmer geschlichen und dort Eleanors Leiche entdeckt.«
    »Gar nicht so weit daneben eigentlich. Komm mal mit.«
    Ich schleifte ihn zur Bibliothek, die jetzt gestopft voll war mit Schülern, die panisch für die Abschlussprüfungen lernten. Ich führte Nathaniel die drei Treppen hoch und durch das Labyrinth von Regalen, bis ich die Foliantenabteilung gefunden hatte. Zu meiner Erleichterung war sie völlig verwaist, wahrscheinlich, weil es so dunkel und ungemütlich war, dass niemand hier lernen mochte.
    »Ich hab die Mappen hier in seinem Kissenbezug gefunden.« Ich lieferte ihm alle Einzelheiten meines Besuchs bei Gideon.
    »Was, glaubst du, heißt Non Mortuus ?«, fragte ich und blätterte durch Cassandras Akte. »Oder Basium Mortis ?Und die Krawatte. Es muss irgendwas mit der Krawatte zu tun haben.«
    Aber Nathaniel ging nicht darauf ein. »Du hast echt seine Sachen durchwühlt?«, fragte er ungläubig.
    Ich blinzelte. Hatte er nicht zugehört? »Benjamin ist umgebracht worden«, sagte ich mit leiser Stimme. »Und Cassandra ist tot. Ich weiß nicht, wie sie gestorben ist, aber sie ist definitiv tot und die Schule vertuscht es. Und jetzt ist Eleanor verschwunden. Sie könnte auch tot sein. Ist dir das so egal?«
    Nathaniel sank in seinen Stuhl zurück. »Natürlich nicht. Aber wie soll Gideon da drinhängen? Glaubst du, er hat Eleanor umgebracht?«
    »Keine Ahnung. Warum sollte er sonst ihre Akte klauen? Und ich hab gesehen, wie er vor dem Mädchenwohnheim rumgelungert ist.«
    »Na und? Eine Menge Leute stehen vor den Wohnheimen herum. Deswegen sind sie noch lange keine Mörder.«
    Ich seufzte. »Weiß ich ja. Und Cassandra hätte er auch nie umgebracht. Die waren ja Freunde. Oder Benjamin, ich meine, warum sollte er so was machen? Und ich sehe auch keine Verbindung zwischen ihm und meinen Eltern …« Es war hoffnungslos.
    »Vielleicht hat er die Akten aus demselben Grund, aus dem du sie wolltest. Um Bescheid zu wissen.«
    Das war ein Argument.
    »Also, was hast du jetzt vor?«, bohrte Nathaniel nach, als ich nicht reagierte.
    »Ich muss mit jemandem drüber sprechen.« Ich sammelte die Papiere ein und stopfte sie zurück in die Aktenmappen.»Ich muss es Mrs Lynch sagen. Oder einem Lehrer. Oder sonst irgendwem.«
    »Renée.« Nathaniel zog mich zurück. »Das kannst du nicht. Zuallererst einmal: Warum sollte Mrs Lynch glauben, dass du die Akten nicht selbst geklaut hast?«
    »Weil ich das nicht habe. Ich hab sie in Gideons Zimmer gefunden.«
    »Ich weiß. Aber es sieht trotzdem ganz schlecht für dich aus. Was willst du der denn erzählen? Dass du dich in Gideons Zimmer geschlichen, seine Sachen durchwühlt und das hier in seinem Kissenbezug gefunden hast? Das glaubt die dir doch nie. Und selbst wenn, hängst du immer noch ganz tief drin.«
    Ich ließ den Kopf hängen. Er hatte recht. Minnies Zeichnung von Cassandras Begräbnis jagte mir durch den Kopf. Was hatte sich in ihrer Todesnacht wirklich abgespielt? Wenn wir keine weitere Séance mehr abhalten konnten, blieb mir nur noch eine Person, an die ich mich wenden konnte.
    »Renée? Hallo? Jemand zu Hause?«
    Ich riss mich aus meinen Gedanken und erwiderte Nathaniels Blick. Nachdem ich die Akten wieder zwischen die Bücher geschoben hatte, griff ich nach meiner Tasche. »Muss jetzt los.«
    Nach dem Abendessen drückte ich mich wieder in der Dusche des Jungenwohnheims herum, bis fast alle anderen gegangen waren. Ich ließ mir viel Zeit beim Zähneputzen und wartete auf Minnie Roberts’ Erscheinen. Aus ihrer Frisur konnte man schließen, dass sie zu den Abends-Duscherinnen gehörte. Das Badezimmer stand vollerDampf, der die Spiegel vom Rand her beschlug und auf den Türgriffen und Wasserhähnen in Tröpfchen kondensierte. Wie Geister, die man hört, aber nicht sieht, kamen und verschwanden die verbleibenden Mädchen – eine Toilette wurde gespült, ein Wasserhahn lief, der Vorhang einer Duschkabine wurde

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