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Dead Beautiful - Deine Seele in mir

Dead Beautiful - Deine Seele in mir

Titel: Dead Beautiful - Deine Seele in mir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Y Woon
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Test nicht bestanden. Er war so wütend, als er meinen Stundenplan gesehen hat – ich hab gedacht, er schmeißt was kaputt. Ich bin nicht mal alt genug, um angetippt zu werden, aber am Stundenplan hat er wohl gesehen, dass ich’s auch nie werde. Unsere Familie geht schon seit Jahrhunderten aufs Gottfried und wir waren immer im Wächterkomitee. Keine Ahnung, was das für ein Gen war, aber ich hab’s definitiv nicht.«
    Ich verstand nicht, was Gartenbau mit dem Wächterkomitee zu tun hatte oder warum ihr Vater sich so aufregen sollte, wenn sie nicht in den Kurs hineinkam. »Es ist schon in Ordnung«, sagte ich, bemüht, das Ganze etwas herunterzuspielen. »Wir lernen viel über Ökosysteme und Böden und Sachenvergraben und so was. Sonst nicht weiter aufregend.«
    Beim Wort »vergraben« zuckte Minnie zusammen. »Sachenvergraben?«
    »Nur Knollen, Blumenzwiebeln, du weißt schon. Aberjetzt lernen wir mehr über die verschiedenen Pflanzenarten.«
    Minnie starrte auf ihre Zeichnungen. »Ich war gerade beim Zeichnen, als ich sie gesehen hab.« Sie wrang ihr nasses Haar aus. »Es war Nacht. An den Toren von der Kapelle gibt es so Mondblumen und ich wollte sie malen, während sie blühen. Also bin ich nach dem Abendessen mit meinem Block und meinen Kohlestiften rüber zur Kapelle. Auf dem Hinweg hab ich Brandon Bell gesehen, wie er Cassandra Millet zum Büro der Rektorin ins Haus Archebald gebracht hat. Benjamin war kurz vorher an dem Herzanfall gestorben und ich hab angenommen, dass die Rektorin sie nur mal sehen und ihr ein paar Fragen stellen wollte.
    Bei der Kapelle hab ich mich dann ins Gras gesetzt und gewartet, dass die Mondblumen aufblühen. Das sind sie dann auch. Das war wunderschön.« Den Blick auf ihre Füße gerichtet, fuhr Minnie fort.
    »Als ich mit meiner Zeichnung zur Hälfte fertig war, hab ich ein Geräusch gehört. Ich hab mich hinter einem Baum versteckt und abgewartet. Erst hab ich geglaubt, das wär ein Tier, aber in Wirklichkeit war es das Wächterkomitee. Sie waren zu fünft und alle hatten eine Schaufel dabei. Der Einzige, der gefehlt hat, war Brandon Bell. Sie sind dann rein in die Kapelle. Normalerweise wäre ich ihnen ja nicht nachgegangen, aber mein Vater hat immer so viel vom Wächterkomitee geredet, dass ich unbedingt dazugehören wollte. Ich hab mir gedacht, wenn ich eines ihrer Treffen belausche, erfahr ich vielleicht, wie man nominiert wird. Also bin ich hinterher.
    Ich hab abgewartet, bis sie alle drinnen waren, hab dannmeine Schuhe ausgezogen und mich reingeschlichen, bevor die Türen wieder zugefallen sind. Sie waren schon fast außer Sichtweite, als ich bei den Bänken angekommen bin. Ich hab grad noch Ingrid Fromme aus dem dritten Jahrgang gesehen, wie sie durch das Loch hinter einem Gitter bei der Kanzel gekrochen ist.«
    »Warte mal«, sagte ich. »Die sind alle in ein Loch hinten in der Kirche gestiegen?«
    Minnie nickte.
    »Ich wollte da zuerst gar nicht rein, aber dann hab ich gedacht, wenn’s das Wächterkomitee macht, wird’s schon okay sein. Also bin ich ihnen nach. Die Öffnung war nur so einen halben Meter breit und hoch und es gab Leitersprossen, um runterzukommen. Es war total dunkel und staubig, sodass ich gar nichts sehen konnte. Aber da kam schon relativ schnell der Boden und es war wie ein Tunnel oder ein Durchgang oder so was. Ich hatte meine Kerze nicht dabei, deshalb hab ich mich einfach mit den Händen an der Wand entlanggetastet und bin ihren Stimmen gefolgt.
    Das hat ewig gedauert. Die haben ein paar Abzweigungen genommen und ich hab gar nicht mehr kapiert, in welche Richtung sie jetzt gehen. Schließlich sind sie auf der anderen Seite der Mauer rausgekommen, genau am Waldrand. Als die Stimmen weit genug entfernt waren, bin ich rausgeklettert und ihnen wieder nach. Sie sind in den Toten Wald rein.
    Die Rektorin und Brandon Bell sind aus der anderen Richtung gekommen. Brandon hatte jemanden im Arm. Ums Gesicht war ein Schal gewickelt, aber ich hab Cassandras Haare erkannt. Sie hat gezittert, sonst hätte ich sie fürtot gehalten. Da stand ein Sarg neben ihnen, der sah aus wie selbst gezimmert.« Minnie schluckte. »Und dann haben sie angefangen zu graben und die Rektorin hat ihnen Anweisungen gegeben.«
    »Rektorin van Laark? Bist du sicher?«
    »Hundertprozentig. Nachdem sie fertig waren, hat Brandon Cassandra hochgehoben und in die Kiste gelegt. Und dann hat er noch was völlig Irres getan. Er hat ihr auf jedes Auge eine Münze gelegt.«
    »Münzen?«

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