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Dead Beautiful - Unendliche Sehnsucht: Roman (German Edition)

Dead Beautiful - Unendliche Sehnsucht: Roman (German Edition)

Titel: Dead Beautiful - Unendliche Sehnsucht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yvonne Woon
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Ich langte mir über die Schulter, berührte das Pflaster, das mein Rückenmal bedeckte, und fühlte mich auf einmal einsamer als je zuvor. »Jemand aus meinem Traum.«
    Als Noah sich zum Fenster wandte, öffnete ich die Faust und drehte das Foto um. Auf der Rückseite stand ein Name.
Lydia Winters.
Darunter befand sich eine gekritzelte Botschaft in einer anderen Handschrift. Einer, die ich wiedererkannte, die mich in die Vergangenheit zurückschleuderte. So weit, dass ich mich an den Geruch des Regens auf den schlammigen Pfaden erinnern konnte, als wir über denGottfried-Campus gerannt waren. Und an den zarten Klang des Wassers, das aus seinen Haaren getropft war, als er meine Kreide über die Tafel geführt hatte. An das Prickeln meiner Haut, als er mir den Hals, das Schlüsselbein, die Schulter geküsst hatte:
    Es war alles nur für dich.
     
    Der Himmel hing stumpf und grau über uns, als der Zug in Maine einfuhr. Durch feinen Nieselregen gingen wir zum Parkplatz, wo die schwarzen Taxis in einer Reihe warteten. Der Fahrer des ersten kurbelte sein Fenster runter.
    »Attica Falls«, sagte ich und kletterte auf den Rücksitz. Die Sitze waren besonders billig gepolstert und die getönten Scheiben gaben der Schneelandschaft draußen einen Sepiastich, als reisten wir durch eine alte Fotografie. Was ich ja in gewisser Weise auch tat.
    Attica Falls sah noch genauso aus wie letztes Jahr: eine Straße voller Schlaglöcher, gesäumt von heruntergekommenen Häusern und kleinen Geschäften, die vor fünfzig Jahren mal hübsch gewesen sein mochten, jetzt aber einfach nur deprimierend wirkten. Der Schnee auf der Straße war schmutzig und die Geschäfte hatten alle zu, bis auf
Beatrice

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und den Andenkenladen. Wir kamen an der Pension vorbei, in der Dante früher gewohnt hatte, und ich schloss meine Augen, um ihn irgendwie zu spüren. Doch ich fühlte nichts.
    Als ich die Augen wieder aufmachte, waren wir schon fast an Attica Falls vorbei. Ich sah noch einen alten Mann, der einen kleinen Sack voll Eis von der Tankstelle zu seinem Lastwagen trug. Er beobachtete, wie wir abbogen und das Fahrwasser auf seine Windschutzscheibe spritzte. Dannging es bergauf, dem Haupteingang des Gottfried-Instituts entgegen.
    Plötzlich überwältigte mich das leere Gefühl der Untoten. Eine Plastiktüte tanzte auf dem Weg vor uns herum und flatterte dann himmelwärts. Auf meine Anweisung hin lenkte der Fahrer weiter bergauf und setzte uns dann neben einem verschneiten Acker am Stadtrand ab.
    Ich schulterte meine Schaufel und führte Noah ans Ende des Feldes zum Brunnen, der gut versteckt hinter den Holzapfelbäumen lag. An denselben Ort, zu dem mich Dante letzten Winter geführt hatte.
    »Was ist das?«, fragte Noah, während ich den Schnee von der Abdeckung fegte. Als ich sie hinunterwuchtete, gab es ein ächzendes Geräusch und ein Strom warmer Luft floss heraus.
    »Maine hat auch ein Tunnelsystem«, sagte ich und ließ mich in die Erde hinab.
    Ich führte Noah durch den Tunnel. Meine Muskeln erinnerten sich so genau an jede Biegung, als wäre ich gerade erst neben Dante aufgewacht und würde nun zum Mädchenwohnheim eilen, um vor dem Unterricht noch rasch zu duschen. Unter einem rostzerfressenen Lüftungsgitter in der Kapelle tauchten wir schließlich auf. Alles war ruhig und wie in einem Kaleidoskop drang das Licht durch die rosafarbenen Fenster.
    »Keiner kann uns sehen«, versicherte ich, als wir durchs Chorgestühl schlichen. Dann stemmten wir uns mit aller Macht gegen die Kapellentür, bis sie sich trotz des Gegenwinds öffnete.
    Kalter, nebliger Sprühregen hing in der Luft. Ein paar Schritte von uns entfernt spaltete ein Mann im Overalleinen Baumstumpf in Stücke und warf sie in eine Art Eisenofen. Noah und ich erstarrten. Waren wir aufgeflogen? Aber der Mann tippte sich nur grüßend an die Kappe. Er musste uns für Schüler gehalten haben. Wir winkten ihm unverbindlich zu und machten uns davon, immer im Schatten der Gebäude. Aber als ich mich auf dem Schulgelände umsah, das mir doch so vertraut sein sollte, wurde mein Schritt langsamer.
    Alles war völlig gleich und doch ganz anders, wie ein Stück Obst, das von innen verfault. Der Park war mit Eis und Schneematsch bedeckt. Wo in der Mitte die große Eiche gethront hatte, stand jetzt das erbärmliche Skelett eines Baums. Sämtliche Äste auf ihrer rechten Seite waren ihr amputiert worden. Tatsächlich hatte man die meisten der Bäume, die unsere Pfade gesäumt hatten, gefällt.

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