Dead Cat Bounce
Baron geschossen habe? Das war ich, für den Fall, dass Sie sich das fragen. Dass ich seinen Laptop gestohlen habe? Dass ich mich in die Server gehackt und den Zugang geändert habe? Dass ich sämtliche Transaktionen des Apollyon-Fonds gesehen habe? Dass ich ein paar Bomben in Form von Transkationen gelegt habe, die bald explodieren werden?« Jonah stand breitbeinig da und forderte sie heraus. »Welchen Teil davon glauben Sie nicht?«
Sein Vater stöhnte. Beider Augen gingen zu David. Jonah wusste, dass er nicht nachlassen durfte, dass er Amelia zu einer Entscheidung drängen musste. »Mein Angebot ist der einzige Ausweg für Sie. Ein Leben für ein Leben. Sie verschwinden von hier und ich bringe meinen Vater ins Krankenhaus. Falls nicht, werden meine Bomben morgen früh hochgehen, in dem Moment, in dem die Londoner Börse öffnet. So viel Zeit haben Sie, bevor mein Programm loslegt.« Er richtete seine Waffe wieder auf den Baron, sodass Amelia freies Schussfeld auf ihn hatte. »Sie haben drei Sekunden, bevor ich abdrücke. Wenn Sie auf mich schießen, werden Sie mich mit der ersten Kugel treffen müssen. Aus dieser Entfernung werde ich mein Ziel nicht verfehlen.«
Amelia hob ihre Waffe eine Spur höher und machte sich bereit.
»Eins!«, brüllte Jonah. Er konnte ihre Unschlüssigkeit geradezu spüren. Ihr Lächeln war zu einer Grimasse geworden; sie kaute auf ihrer Unterlippe herum. Komm schon, Amelia, beschwor er sie im Stillen, komm schon.
»Zwei!«
Sie holte tief Luft und legte ihre andere Hand an den Griff der Waffe, um besser zielen zu können. Jonah machte sich darauf gefasst, dass er sich gleich zu Boden werfen musste.
»Dr …«
»Einverstanden«, sagte sie schnell. Ihre Pistole hatte sie immer noch auf den Jungen gerichtet. »Aber du legst deine Waffe als Erster weg. Keine Angst, Jonah, du kannst mir vertrauen.« Sie hob die rechte Augenbraue. »Mein Wort gilt.«
Jonah lachte. »Dieser Satz hat schon vor einer ganzen Weile jeden Wert für mich verloren«, höhnte er, während er sie so arrogant anstarrte, wie er nur konnte, damit sie nachgab. »Legen Sie Ihre Waffe auf den Boden, dann werde ich Sie gehen lassen. Sie werden mir vertrauen müssen. Nicht umgekehrt.« Er war überrascht davon, wie ruhig er klang, wie sehr er sich in der Gewalt hatte.
Amelia schlug die Augen nieder. Sie konnte seinem Blick nicht länger standhalten. Sie wusste, dass er das Sagen hatte. Die Sache war abgemacht. Amelia hielt ihre Pistole mit Zeigefinger und Daumen, ging in die Knie, sodass sie den Boden erreichen und gleichzeitig Jonah im Auge behalten konnte, und legte die Waffe weg. Dann stand sie auf, warf die Haare zurück und kam auf ihn zu.
Als Jonah sich vom Baron entfernte und auf seinen Vater zuging, war das Feuer nahezu erloschen, sodass es in der Höhle fast dunkel war. Er hielt weiterhin seine Pistole auf Amelia gerichtet. Sie zerrte den Baron hoch, dem langsam klar zu werden schien, wo er war – ein Zeichen dafür, dass die Wirkung der Drogen nachließ –, doch es würde noch einige Zeit dauern, bis er wieder bei klarem Verstand war. Jonah hob die zweite Waffe auf, sodass er jetzt in jeder Hand eine Pistole hatte, als Amelia den Baron unter den Armen stützte und zum Ausgang führte. Noch einmal huschte der Strahl ihrer Taschenlampe über die Leiche des zweiten Mannes – in seinem Führerschein hatte der Name Klaasens gestanden. Plötzlich blieb Amelia stehen und drehte sich zu dem Jungen um.
Jonah erstarrte.
»Woher weiß ich, dass du uns nicht folgen wirst?«, fragte sie.
»Ich werde Ihnen folgen«, erwiderte er so bedrohlich wie möglich. »Aber erst, wenn mein Vater in Sicherheit ist. Sie haben so lange Zeit, wie das dauert. Ich schlage vor, Sie beeilen sich.«
Amelia drehte sich wieder um und verschwand in der Dunkelheit.
Sobald der Strahl der Taschenlampe weg war, legte Jonah noch einige Holzscheite in die Glut des Feuers, um mehr Licht zu haben, und ging zu seinem Vater. Seine Augen waren offen, doch selbst im rötlichen Schein des Feuers sah sein Gesicht ganz grau aus.
»Ich … spüre … meine … Beine … nicht … mehr«, keuchte er. Jetzt sah Jonah, dass sein Vater von einer Kugel in die Hüfte und einer zweiten seitlich in die Brust getroffen worden war und stark blutete. Es wäre viel zu gefährlich gewesen, ihn zu bewegen. Jonah blieb nichts anderes übrig, als ihn dort zu lassen, wo er war, und Hilfe zu holen. Er nahm Davids Hand, während ihm Tränen in die Augen stiegen und seine
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