Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dead Cat Bounce

Dead Cat Bounce

Titel: Dead Cat Bounce Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nic Bennett
Vom Netzwerk:
ideale Ort, um Amelias Überwachungskameras auf zustellen. Sie klappten das Stativ auseinander, montierten den Scanner – der aussah wie eine kleine Filmkamera – darauf und steckten das Kabel des Geräts in die Akkuzelle. Zu dem Scanner gehörten zwei tragbare Bildschirme, über die auch die Einstellungen vorgenommen wurden, und zwei Kopfhörer. Amelia richtete das Objektiv auf das Hauptcamp. Es war leer, doch auf dem Bildschirm waren die Überreste eines Feuers zu sehen. Nachdem Amelia die Kamera auf Automatik gestellt hatte, begann diese, langsam über das Land unten zu schwenken. Auf den Bildschirmen wurden die scharfen Umrisse von Tieren angezeigt – darunter auch zwei Nashörner, die gerade zu ihren nächtlichen Ausflügen aufbrachen –, aber keine Menschen. Sie lauschte angestrengt in die Kopfhörer, doch da war nichts, was menschlichen Stimmen ähnelte. Die beiden saßen auf ihren Klapphockern, beobachteten, lauschten, warteten. Inzwischen war die Sonne untergegangen und es wurde langsam kalt.
     
    Chippy legte das Holz in der Nähe des Barons auf den Boden und näherte sich ihm, wobei er zum ersten Mal in dessen Gegenwart etwas sagte – allerdings nicht auf Englisch. Auf den Baron hatte das eine durchschlagende Wirkung. Er versuchte sofort, sich aufzusetzen, und als der Knebel aus seinem Mund genommen wurde, rief er: »Wer ist da? Wer sind Sie? Reden Sie mit mir!«
    Chippy setzte ihm die kleine Flasche an die Lippen und zwang ihn dazu, sie auszutrinken, während er die ganze Zeit mit leiser, beschwörender Stimme auf ihn einredete. Als die Flasche leer war, fing er an, ein Feuer zu machen. Er begann mit trockenem Gras, das er mit einem Feuerstein entzündete. Als die Flammen größer wurden, fügte er zuerst kleine Zweige und schließlich das Holz hinzu. Im Schein des Feuers konnte Jonah den Baron jetzt besser sehen. Er hielt den Kopf schief, als hätte er starke Schmerzen in der Schulter mit der Schusswunde. Sein einst so glänzender Schnurrbart war mit Dreck und Rotz verkrustet. Selbst seine elegante Krawatte war nur noch ein verschmutztes, zerknittertes Stück Stoff. Immer wieder rief er »Wer sind Sie? Was machen Sie da?« und drehte den Kopf hin und her.
    Für einen kurzen Moment war Jonah versucht, ihm zu helfen, doch dann rief er sich ins Gedächtnis, dass der Mann vor ihm ein Gauner, ein Lügner und ein Betrüger war.
    Als das Feuer größer wurde, warf sein Licht lange Schatten auf die Felsformationen in der Höhle, die aussahen wie zuckende Trugbilder und über Wände und Decke huschten. Chippy ging zu Jonah hinüber, nahm eine der Trommeln und bedeutete ihm, sich mit der anderen in einer dunklen, tief in den Schatten liegenden Spalte zu verstecken. Jonah, der dank seiner schwarzen Kleidung und dem Schlamm auf seinen Armen und seinem Gesicht so gut wie unsichtbar war, verschmolz lautlos mit der Dunkelheit. Chippy setzte sich wieder ans Feuer und begann leise zu trommeln, während er weiterhin seine Beschwörungsformeln murmelte und von Zeit zu Zeit Kräuter aus dem Lederbeutel um seinen Hals ins Feuer warf, sodass sich die Höhle langsam mit Rauch und Dunst füllte. Jonah suchte nach seinem Vater, doch auch dieser war in der Finsternis verschwunden. Zu sehen waren nur noch Chippy mit seinem hypnotischen Trommeln und der Baron, der sich auf dem Boden wand und immer tiefer in seiner durch Drogen geschaffenen Hölle versank.
    Chippy trommelte und murmelte weiter, über eine halbe Stunde, bis Jonah auffiel, dass er schneller und lauter wurde. Das war sein Stichwort. Die Schläge hallten und dröhnten jetzt in der Höhle, als wäre eine ganze Armee von Trommlern zugange, und ließen den Baron in ihrem Lärm ertrinken. Jonah setzte Chippys Mundharmonika an die Lippen und blies einen eindringlichen Akkord. Er sah, wie sein Vater hinter einem Pfeiler aus Kalkstein verschwand. Dann stand Chippy auf und postierte sich vor dem Baron. Das Trommeln hörte auf, doch der Sprechgesang wurde immer lauter, verzerrt von der Akustik der Höhle, sodass der Eindruck verschiedener Stimmen entstand, die sich Jonahs heulender Mundharmonika anschlossen. Für den Baron muss das grauenhaft sein, dachte Jonah, während er zusah, wie sich der Mann am Boden stöhnend und wimmernd zusammenrollte.
    Plötzlich beugte sich Chippy vor und packte den Baron an den Haaren. Dann zerrte er ihn hoch, bis er auf den Knien lag, und riss ihm mit einem schrillen Lachen die Augenbinde herunter. Der Baron schrie auf, als er dicht vor sich

Weitere Kostenlose Bücher