Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dead Cat Bounce

Dead Cat Bounce

Titel: Dead Cat Bounce Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nic Bennett
Vom Netzwerk:
Chippys ockergelbes Gesicht und die ebenfalls ockergelben Haare sah. Chippy machte einen Satz, drehte sich in der Luft und warf etwas in das Feuer, das die Flammen meterhoch auflodern ließ. Einen Moment lang sah es so aus, als würde er zwischen den Flammen schweben, doch dann kam er wieder auf dem Boden auf, bewegte sich auf den Baron zu und begann, um diesen herumzutanzen, während er ihm immer wieder drohend den Speer vors Gesicht hielt und die ganze Zeit brüllte und lachte. Jonah blies noch ein letztes Mal in die Mundharmonika und griff dann nach der Trommel. Er klemmte sich das Instrument zwischen die Beine und fing an, wie ein Wilder zu trommeln. Die Schatten tanzten, der Lärm dröhnte und der Baron drehte und wand sich, um dem Speer zu entkommen. Jonah hatte noch nie so viel Angst im Gesicht eines Menschen gesehen. Der Baron war in tiefer Trance; irgendwo an einem sehr dunklen, sehr bösen Ort.
    Chippy blieb wieder vor ihm stehen, die Arme weit ausgebreitet. Dann ließ er sie sinken, was bedeutete, dass Jonah langsamer trommeln sollte. Schließlich hockte er sich vor den Baron hin und beugte sich vor, bis sein Gesicht dicht vor dem des Barons war. Das war das zweite Stichwort für Jonah. Er fing an, eine Melodie zu trommeln, die der Baron sehr gut kannte. Es war sein Lieblingslied – »Sympathy for the Devil«.
    Dum dum di di dum dum di dum dum. Dum dum di di dum dum di dum dum.
    Dem Baron war anzusehen, dass er die Melodie erkannte. Dann begann Chippy zu sprechen, dieses Mal allerdings in Englisch. »Please allow me to introduce myself«, sagte er. Der Baron riss die Augen auf. »Ich bin« – und hier machte er eine Pause und legte dunkle Verzweiflung in seine Stimme – »Apollyon« .
    Der Baron zuckte zusammen und versuchte, wegzukriechen. Doch als Chippy drohend die Hand hob, erstarrte er. »Ich bin Apollyon, der Engel des Todes. Ich bin der Verwüster. Ich bin der Zerstörer!«, schrie Chippy. Jonah trommelte lauter. »Du« – jetzt hielt er dem Baron die Speerspitze ans Kinn – »du hast mich geschmäht. Wie kannst du es wagen, Apollyons Namen zu benutzen?« Der Baron fiel in sich zusammen, als hätte er keinen einzigen Knochen mehr im Leib.
     
    Auf dem Hügel hörte Amelia etwas Neues in ihrem Kopfhörer. Das Trommeln hatte sie bereits gehört, vorhin, als es am lautesten gewesen war, doch ohne Sichtkontakt hatten sie und Klaasens gedacht, es käme von den Arbeitern auf einer Farm. Jetzt war es anders. Diesen Rhythmus kannte sie. Amelia hatte ihn schon hundertfach, vielleicht sogar schon tausendfach gehört. Das konnte kein Zufall sein. Sie schwenkte die Kamera herum, bekam aber kein Wärmebild.
    »Das sind sie«, sagte sie zu Klaasens. »Wir gehen runter.« Sie nahm die Kamera vom Stativ und zog das Kabel aus der externen Stromversorgung, sodass das Gerät mit seinem eigenen Akku lief. Klaasens nahm die Tasche, dann gingen sie rasch den Hügel hinunter und suchten die Schallquelle über die Kopfhörer.

44
    Jonah trommelte aus Leibeskräften, während Chippy immer lauter schrie und den Baron an den Haaren riss, bis dieser auf den Knien vor ihm lag. »Du hast auch andere geschmäht«, kreischte er. »Wie kannst du es wagen, den Namen des Todesengels zu benutzen? Wie kannst du es wagen, Apollyons Namen zu benutzen?«, schrie er dem Baron ins Gesicht. Dann warf er noch ein paar Kräuter ins Feuer. Flammen stiegen auf, Rauch waberte durch die Höhle und Jonah trommelte und trommelte. Der Baron brach erneut zusammen und lag heftig zuckend auf dem Boden.
    Als die Flammen wieder kleiner wurden, war Chippy verschwunden. Jetzt stand ein anderer Mann in dem wabernden Rauch vor dem Baron, ein Mann, der einen langen Mantel und eine Jagdstaffel-Mütze trug, ein Mann mit dem Orden Pour le Mérite um den Hals. Jonah trommelte leiser, damit dem Baron auch richtig klar wurde, wen er da vor sich hatte.
    Dum dum di di dum dum di dum dum. David Lightbody sprach Englisch mit deutschem Akzent. »Erlauben Sie mir, dass ich mich vorstelle«, sagte er in kühlem Ton. »Ich bin der Baron.« Er hörte zu sprechen auf. »Manfred.« Wieder legte er eine kurze Pause ein. »Von Richthofen.« Dann ging er zwei Schritte auf den Baron zu und sah auf ihn herunter. »Und Sie wagen es, meinen Namen zu missbrauchen, Sie erbärmlicher Hund«, stieß er wütend hervor, während er dem Baron einen Fußtritt versetzte. »Warum? Warum?«, brüllte er.
    Der Baron antwortete nicht. Er schüttelte nur immer wieder den Kopf, während er am

Weitere Kostenlose Bücher