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Dead Cat Bounce

Dead Cat Bounce

Titel: Dead Cat Bounce Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nic Bennett
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als würde er nur für ihn und sonst niemanden singen. »Lass mich los, Dad! Ich will noch nicht gehen.«
    Doch David packte ihn nur noch fester, als die Polonaise von der anderen Seite des Schreibtisches auf sie zukam und die Händler anfingen, wie Fußballfans auf sie zu deuten. Als die Schlange sie erreicht hatte, beugte sich Dog mit gebleckten Zähnen so weit vor, dass er nur noch wenige Zentimeter von David Lightbodys Gesicht entfernt war, und brüllte »Aaaaargh«, doch David reagierte nicht. Er stieß Jonah, der sich heftig wehrte, einfach zum Ausgang, während die Polonaise ohne ihn weiterzog.
    »Warum muss ich gehen? Was hab ich denn falsch gemacht? Sag’s mir! Sag’s mir!«, brüllte er, während sich die Türen hinter ihnen schlossen und das Lied plötzlich abbrach.

11
    Als sie draußen waren, ließ David zwar Jonahs Arm los, griff aber sofort nach dessen Hand und zerrte ihn den Korridor entlang zu den Rolltreppen. Er ging so schnell, dass Jonah rennen musste.
    Jonah versuchte zu verstehen, warum sein Vater so wütend war. »Was hab ich denn falsch gemacht?«, wollte er noch einmal wissen.
    »Du? Du hast gar nichts falsch gemacht«, erwiderte David, der einfach nicht langsamer wurde.
    »Und warum muss ich dann gehen?«
    »Ich hätte dich nie in die Nähe dieses Verrückten lassen sollen«, fuhr David ihn an. Dann schüttelte er den Kopf und fügte noch hinzu: »Und dann habe ich dir auch noch erlaubt, wieder hinzugehen. Zwei Mal!«
    »Aber es war doch toll!« Jonah gelang es nicht, die Begeisterung in seiner Stimme zu unterdrücken. Sie waren jetzt schon fast in der Eingangshalle mit dem Hai-Aquarium. »Wir haben einhundertdreiundzwanzig Millionen Dollar an einem einzigen Vormittag verdient.«
    »Verdient! Verdient!«, regte sich David auf. »So viel Geld macht man doch nicht ohne Risiko. Irgendwann wird er die Bank in den Ruin treiben, wenn nicht noch Schlimmeres.«
    »Was meinst du damit?«, fragte Jonah. Sie standen jetzt vor der Bank. Sein Vater winkte ein schwarzes Taxi heran.
    »Vergiss es. Du würdest es doch nicht verstehen.« Er zog sein Handy aus der Tasche. »Hallo. Ja, ich setze ihn jetzt in ein Taxi … Ich gebe ihm das Geld dafür.« David schob Jonah auf den Rücksitz des Taxis, dann beugte er sich zum Beifahrerfenster und nannte dem Fahrer die Adresse.
    »Ich dachte, wir würden heute endlich zusammen Mittag essen«, bettelte Jonah.
    »Das werden wir nicht«, lautete die barsche Antwort. »Du gehst jetzt nach Hause. Das Mädchen erwartet dich schon und hier hast du Geld für das Taxi.« Er drückte Jonah eine Zwanzig-Pfund-Note in die Hand. »Das war’s. Und hör auf, meine Krawatten zu stehlen.« David klopfte zweimal auf das Heck des Wagens. Das Taxi fuhr an.
    Jonah saß allein im Fond des Wagens und zerrte niedergeschlagen die Krawatte herunter, während vor dem Fenster das Stadtzentrum an ihm vorbeizog. Von der Rückbank aus konnte er die Cheapside, die St. Pauls Kathedrale, die Londoner Börse und ein Stück der alten Stadtmauer erkennen, dann einen Wegweiser zum St. Bartholomew’s Hospital und schließlich Holborn Circus, wo die City of London aufhörte und die City of Westminster begann. So beeindruckend diese Sehenswürdigkeiten auch waren, keine konnte Jonah aufmuntern. Wie sein Vater gesagt hatte: »Das war’s.«
    Aber das war es nicht. Jonah hatte den iPod auf dem Schreibtisch des Barons vergessen.

12
Samstag, 28. August
    Drei Tage später, als David Lightbody gerade beim Laufen war, wurde ein an Jonah adressiertes Päckchen geliefert. Jonah wog es in seiner Hand und drückte die Daumen in den braunen, gepolsterten Umschlag. Eine unbändige Freude überkam ihn, weil er jetzt vielleicht ein großes Geheimnis in Händen hielt, einen Teil seines Lebens, den sein Vater hassen würde, wenn er davon wüsste. Es fühlte sich an wie ein Buch, aber es war auch noch etwas anderes dabei. Jonah versuchte, die Größe des zweiten Gegenstands herauszufinden, indem er mit den Daumen nach den Ecken suchte, doch dafür war der Umschlag zu dick gepolstert.
    Seit David seinen Sohn am Mittwoch aus dem Börsensaal gezerrt hatte, hatte Jonah darüber nachgedacht, ob es eine Möglichkeit gab, in den Bunker zurückzukehren oder wenigstens den iPod wiederzubekommen. Seinen Vater konnte er nicht fragen, und ihm fehlte der Mut, zum Telefon zu greifen und den Baron anzurufen. Dann hatte er versucht, eine E-Mail an Franky zu schreiben, da sie während seiner Zeit im Bunker immer netter geworden war,

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