Dead Cat Bounce

Titel: Dead Cat Bounce Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nic Bennett

Vom Netzwerk:

nur ich.«
    »Warum? Was ist denn los?«, fragte Jonah, während er die Krawatte zurechtrückte, die er sich gestern Nachmittag »ausgeliehen« hatte.
    Der Baron ging wieder zu seinem Schreibtisch und setzte sich triumphierend auf seinen Stuhl. »Es ist durchgesickert! River Deep Gold wird Mountain High Minerals übernehmen. Der Markt ist in Bewegung. Wir hätten vermutlich nicht warten sollen, bis du wieder da bist, aber wenn ich etwas mit jemandem zusammen anfange, beende ich es auch gern mit ihm zusammen.«
    Jonah hatte den Eindruck, dass Dog etwas Fieses vor sich hin murmelte. Eine Sekunde später lachten der Händler und Jeeves laut los.
    »Ignorier sie einfach«, sagte der Baron, der Jonah jetzt zum ersten Mal direkt ansah. »Übrigens – schöne Krawatte.« Jonah wollte sich gerade für das Kompliment bedanken, als der Baron seinen Versuch, etwas Nettes zu sagen, abwürgte. »Für so was haben wir jetzt keine Zeit. Mach dich bereit. Wir fangen gleich an, unsere Positionen rauszuhauen.«
    Jonah fiel auf, wie ähnlich sich der Baron und die Figur des Roten Barons waren, gegen die er gestern gespielt hatte. Der Baron im Bunker hämmerte auf seiner Tastatur herum wie ein Jagdflieger, der vor dem Start seine Instrumente durchgeht; der echte Baron war aus dem Nichts auf dem Monitor von Jonahs Computer aufgetaucht und hatte sich zum Sieg geschossen, bevor Jonah blinzeln konnte.
    Die Anzeige auf Jonahs Monitor drehte durch. Die Zahlen neben den Positionen, die sie gestern Vormittag ge- und verkauft hatten, änderten sich mit jeder Sekunde. Und in der Spalte, die den Gewinn auswies, waren alle Zahlen blau und erhöhten sich kontinuierlich. Jonah wunderte sich darüber, wie sehr er die Energie und die Aufregung vermisst hatte, obwohl er nur einen halben Tag weg gewesen war.
    Plötzlich fingen alle zu brüllen an. Jonah konnte gar nicht mehr unterscheiden, woher die Zurufe kamen: »Gold, Platin, Silber, alles steigt!«, »River Deep stürzt ab!«
    »Mountain High geht durch die Decke!«
    »SCHNAPPT EUCH DAS GELD! Leg alles auf den großen Bildschirm, iPod. Wir müssen wissen, wo wir stehen«, befahl der Baron.
    »Bin schon dabei«, schrie Jonah, der sich von der Aufregung um ihn herum anstecken ließ. Er drückte eine Funktionstaste auf seiner Tastatur und die Anzeige seines Monitors wurde auf den 80-Zoll-Flachbildschirm hinter ihm kopiert.
    »Und jetzt los!«, feuerte der Baron seine Händler an. »Nennt iPod die Stückzahlen; die Kurse können warten. SCHNAPPT EUCH DAS GELD!«
    Alle arbeiteten im Stehen, brüllten und gestikulierten wild mit den Armen. Ein Telefon, zwei Telefone, drei Telefone. Es war das reinste Chaos, als die Händler mit einem Schlag alles verkauften, was sie am Tag zuvor gekauft hatten.
    »iPod! 20k Anglo sind weg!«, brüllte jemand.
    »iPod! 50k Gold sind weg!«
    »iPod! 500k Katanga sind weg!«
    Die Ansagen folgten immer schneller aufeinander.
    Der Kaffee, den Jonah in den letzten zwei Tagen getrunken hatte, mochte zwar sein Bewusstsein geschärft haben, doch diese Situation verbesserte seine Reflexe ins Grenzenlose. Er arbeitete wie eine Maschine. Bis auf die Stimmen der Händler waren alle Geräusche für ihn weißes Rauschen. Er hörte nur noch die Ansagen der abgeschlossenen Transaktionen: »Fünf Millionen Platin sind weg!«
    »70k Lonmin sind weg!«
    »Eine halbe Million Rand sind weg!«
    Seine Finger flogen geradezu über die Tasten, während sie die Transaktionen eingaben und die Daten in Echtzeit wieder zu den Händlern zurückschickten. Diese wiederum behielten die ständig wechselnde Anzeige auf dem Bildschirm hinter ihm im Auge und schienen eine Art sechsten Sinn dafür zu haben, ihre Positionen loszuwerden, ohne etwas zweimal zu verkaufen.
    »200k Barrick sind weg!«
    »10 Mille Rubel/Dollar sind weg!«
    Neben Jonah saß der Baron, der die Ruhe selbst war, und wieder einmal musste der Junge daran denken, wie gestern sein Avatar eingegriffen hatte, in dem Moment, in dem Jonah geglaubt hatte, den Luftkampf mit dem Trainingsprogramm zu gewinnen. Zuerst war Jonah der Meinung gewesen, von einer computergenerierten Figur besiegt worden zu sein, doch inzwischen wusste er, dass er sich geirrt hatte. Es hätte keine solche Überraschung sein sollen, dass der Baron der Sieger war, selbst im Remote-Zugriff. Schließlich hatte er Jonah gesagt, dass das Programm mit der Handelsabteilung verbunden war.
    »40k Norilsk sind weg!«
    »20k Implats sind weg!«
    Jedes Mal wenn eine Position