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Dead Cat Bounce

Dead Cat Bounce

Titel: Dead Cat Bounce Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nic Bennett
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und breitete die Arme aus, als wäre er ein Fernsehmoderator. »Meine Damen und Herren: Showtime!«, verkündete er. Die Händler jubelten noch lauter als vor ein paar Minuten.
    Jonah sah sich im Handelssaal um. Nichts bewegte sich mehr. Alle starrten in ihre Richtung, allerdings konnte Jonah nicht feststellen, ob sich auch sein Vater unter den verwirrten Zuschauern befand.
    Aus Lautsprechern, die irgendwo hinter den Schreibtischen im Bunker montiert waren, drangen afrikanische Trommeln laut, dunkel und geheimnisvoll. Plötzlich ertönte ein durchdringender Schrei: »Yow!« Und dann noch einmal: »Yow!« Rasseln gesellten sich zu den Trommeln. Wieder gellten Schreie, die Jonah an schwarze Magie und Medizinmänner denken ließen.
    Diesen Song hatte der Junge noch nie gehört. Die Trommeln bestimmten mit ihren dunklen, durchdringenden Schlägen den Rhythmus, den die Händler begleiteten, indem sie mit den Händen auf ihre Schreibtische schlugen. Plötzlich übertönte die Stimme des Barons die Musik. Trotz seines massigen Körpers war sie erstaunlich weich, aber gut verständlich. »Please allow me to introduce myself«, begann er.
    Auf dem Flachbildfernseher erschien eine Zahl. Als Jonah sie las, fiel ihm die Kinnlade herunter: 123.749.666. So viel Geld hatten die Händler im Bunker am Vormittag verdient. Einhundertdreiundzwanzig Millionen siebenhundertneunundvierzigtausend sechshundertsechsundsechzig Dollar.
    Das Ausmaß des Gewinns schien selbst die Händler zu schockieren. Für einen Moment hörten sie zu trommeln auf, den Mund offen, die Augen weit aufgerissen. Im gesamten Börsensaal war es totenstill, nur die Stimme des Barons war zu hören, der über den Teufel, Luzifer, die Kreuzigung Jesu, die Ermordung des russischen Zaren, Krieg und Blutvergießen sang.
    Plötzlich sprangen alle im Börsensaal auf und begannen zu jubeln, während die Händler im Bunker vor Freude brüllten und lachten. Jonah drehte sich wieder zu dem Flachbildfernseher um und starrte wie hypnotisiert auf die Zahl. Sie blinkte im Takt zur Musik, änderte die Farbe und flimmerte. Jonah, dem es vorkam, als hätte die Zahl ein Eigenleben, konnte seinen Blick nicht losreißen.
    Wie durch einen Schleier bekam er mit, dass Amelia mit einem Tablett voller Champagnergläser neben ihm auftauchte. »Oooh, Herr Baron, dieses Mal hat es sich aber gelohnt«, säuselte sie, als sie ihm das erste Glas anbot. Doch erst als Dog seinen Arm packte und ihm ein Glas Champagner in die Hand drückte, schaffte es Jonah, den Blick von der Zahl vor sich abzuwenden.
    »Komm schon, Junge! Ich konnte dich erst nicht leiden, weil du dich ständig bei uns rumgedrückt hast, aber heute bist du einer von uns«, sagte Dog mit einem irren Grinsen im Gesicht. »Du hast mir hundert Pfund und einen Riesenbonus eingebracht. Fass mich an den Schultern! Wir bilden jetzt eine Polonaise!« Er drehte sich um und begann, zwischen den Schreibtischen zu tanzen, während er »Polonaise! Polonaise!« brüllte.
    Jonah schnappte nach Luft, weil Dog so brutal ehrlich war. Doch dann stand er auf, stellte das Champagnerglas auf den Schreibtisch und lief hinter ihm her. Ehe er sich’s versah, grinste auch er wie ein Verrückter und brüllte: »Wenn ich mal groß bin, werde ich Börsenhändler!«
    Nach wenigen Sekunden hatten sich die übrigen Händler mit dem Champagnerglas in der Hand hinter ihnen eingereiht. Singend und tanzend bewegten sie sich aus dem Bunker heraus in den Hauptteil des Börsensaals, wo sie die anderen Händler zum Mitmachen bewegten, sodass die Polonaise immer länger wurde.
    Plötzlich spürte Jonah eine Hand auf seiner Schulter, die ein Stück tiefer glitt, ihn am Oberarm packte und unsanft aus der Polonaise herausriss. Es war David Lightbody, der furchtbar wütend aussah. »Das reicht.« Er brüllte so laut, dass er die Musik übertönte. »Wir gehen.«
    »Aber Dad, es ist gerade so lustig«, brüllte Jonah zurück. »Außerdem warst du derjenige, der gesagt hat, ich könnte wieder herkommen.«
    »Das ist mir egal, Jonah. Du verschwindest jetzt von hier.«
    Und damit zerrte Jonahs Vater seinen Sohn aus dem Bunker. Als er am Baron vorbeikam, brüllte er: »Ich sagte, keine krummen Sachen. Er ist noch ein Kind. Behalt deinen Zirkus für dich und deine Clowns auch.«
    Der Baron grinste höhnisch und hob die Fäuste, als würde er es auf einen Boxkampf ankommen lassen. »Pleased to meet you …«, sang er gerade.
    Jonah kam es so vor, als würde der Baron nur ihn ansehen,

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