Dead - Ein Alex-Cross-Roman
jedes Mal den Anrufbeantworter und hinterließ ihnen dieselbe Nachricht: »Hallo, ich bin’s. Es gibt was Neues. Noch eine Internet-Botschaft von unserem Publikum-Killer, unterschrieben mit dem Kürzel ›DCPK‹. Sobald ich eine Adresse von ihm habe, schlage ich zu. Ich hoffe, dass einer von euch diese Nachricht vorher noch abhört, aber in der Zwischenzeit stelle ich mir ein Team zu eurer Vertretung zusammen. Ruft mich an, so schnell wie möglich.«
Bree war klar, dass die Zusammenarbeit mit ihren unmittelbaren Partnern besser funktionieren würde als mit ein paar Streifenpolizisten, aber es war auch klar, dass sie losschlagen würde, sobald sie den Namen und die Adresse kannte.
DCPK wollte sie besser kennen lernen - tja, wer weiß. Vielleicht ging sein Wunsch ja schon bald in Erfüllung.
51
Ich sah das blinkende Licht an meinem Telefon, aber während einer Therapiesitzung nehme ich grundsätzlich keine Anrufe entgegen. Also verzichtete ich auch dieses Mal darauf, nur um mir gleich im Anschluss daran genau darüber Gedanken zu machen.
»Wer war denn die Frau, die ich beim Reinkommen getroffen habe?«, erkundigte sich Anthony Demao gerade. Ich war gezwungen, die Termine meiner Klienten ein wenig hin und her zu schieben, um sie besser in meinen neuen Lebensstil einfügen zu können. »Ist sie eigentlich auch plemplem, so wie ich?«
Ich lächelte über Anthonys übliche Respektlosigkeit. »Sie sind alle beide nicht plemplem. Na ja, ein bisschen vielleicht schon.«
»Tja, kann ja sein, dass sie verrückt ist, ein bisschen verrückt, aber auf jeden Fall sieht sie gut aus. Sie hat mich angelächelt. Ich glaube jedenfalls, dass das ein Lächeln war. Sie ist schüchtern, stimmt’s? Das spüre ich.«
Er meinte meine Klientin Sandy Quinlan, die Lehrerin. Sandy war attraktiv, eine nette Frau, vielleicht ein bisschen plemplem, aber wer war das heutzutage nicht?
Ich wechselte das Thema. Anthony war mit Sicherheit nicht hergekommen, um über meine anderen Klienten zu reden. »Beim letzten Mal haben Sie angefangen, mir vom Vorstoß Ihrer Einheit auf Basra zu berichten«, sagte ich. »Können wir das heute fortsetzen?«
»Na, klar.« Er zuckte mit den Schultern. »Darum bin ich ja hier, stimmt’s? Sie sind doch der Irrenarzt.«
Nachdem Anthony Demao gegangen war, hörte ich meinen Anrufbeantworter ab. Bree . Ich erwischte sie auf dem Handy.
»Gutes Timing«, sagte sie. »Ich sitze mit Sampson im Auto. Wir holen dich ab. Soll ich dir was verraten? Es sieht so aus, als hättest du wieder mal recht gehabt. Muss doch irgendwann langweilig werden.«
»Womit habe ich recht gehabt?«
»Mit dem Nachahmer. Der auf dem George Washington Parkway mit den Jugendlichen. Das behauptet jedenfalls DCPK. Das im FedExField, das war er, aber die beiden Morde auf dem Fußgängerüberweg, mit denen will er nichts zu tun haben.«
»Na ja, er weiß es vermutlich am besten.«
Ich traf mich mit Bree und Sampson in der 7th Street und setzte mich auf die Rückbank ihres Toyota Highlander. »Wo fahren wir hin?«, wollte ich wissen, während sie bereits wieder Gas gab.
Bree fing an, mir alles zu erklären, aber schon bei der Hälfte musste ich sie unterbrechen. »Warte mal, Bree. Er hat deinen Namen erwähnt? Er weiß über dich Bescheid? Was fangen wir denn damit an?«
»Nichts, im Augenblick«, sagte sie. »Aber ich fühle mich schon als etwas Besonderes. Und du? Fühlst du dich geehrt?«
Sampson blickte mich achselzuckend an, als wollte er sagen, dass er soeben das gleiche Gespräch mit ihr geführt hatte und offensichtlich mit dem gleichen Ergebnis. Bree zeigte keinerlei Angst, zumindest merkte ich nichts davon.
»Ach, übrigens«, sagte sie jetzt. »Er behauptet, er hätte irgendwelche Vorbilder. Fällt dir da jemand ein?«
»Kyle Craig«, erwiderte ich. Ganz spontan. »Lass mich mal kurz nachdenken.«
Kitzmiller hatte Bree den Namen eines gewissen Braden
Thompson genannt, ein Systemanalyst bei einer Firma namens Captech Engineering. Wir parkten in zweiter Reihe vor dem langweiligen, modernen Firmengebäude und fuhren mit dem Fahrstuhl in den dritten Stock.
»Braden Thompson?«, sagte Bree zu der Frau an der Rezeption und hielt ihr ihren Dienstausweis und die Dienstmarke entgegen.
Die Frau griff nach dem Telefon, ohne den Blick von Brees Legitimation zu nehmen. »Ich sehe mal nach, ob er Zeit hat.«
»Nein, nein. Er hat ganz bestimmt Zeit, glauben Sie mir. Sie zeigen uns nur den Weg. Wir finden ihn schon. Wir sind von der
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