Dead - Ein Alex-Cross-Roman
Entscheidende war: Sie redeten über ihn.
Bei SerialTimes gab es nichts Neues. Sicknet und SKcentral auch nicht. Das war erklärbar. Seine Fans warteten auf seinen nächsten Zug.
Schließlich klickte er sich durch ein paar Chats. Es tat gut, am Ende eines langen Tages unter »seinen Leuten« zu sein. Er benutzte sogar seinen richtigen Vornamen, als »Geschenk« sozusagen. Nicht, dass es irgendjemand gemerkt hätte, aber so fühlte sich der Kontakt irgendwie persönlicher an. Außerdem hinterließ er ja Hinweise.
Ihm zu Ehren , selbstverständlich .
AARON_AARON: Was gibt’s Neues in der DCPK-Gemeinde? GINSOAKED: Nachahmer, Mann. Wo hast du gesteckt? AARON_AARON: Sag bloß, Mann. Was noch? Irgendjemand? Irgendwas?
REDRUM5: Alles ruhig. Hektisches Wochenende, da hat er sich ein Päuschen verdient, stimmt’s? Aber nicht mehr lange. Demnächst schon, wette ich. Bald raucht es wieder!!!!
DCPK-FAN: Woher willst du das wissen?
REDRUM5: Tu ich gar nicht. Ist bloß’ne Theorie. Meine persönliche Meinung. Alles klar?
AARON_AARON: Vielleicht hat er heute ja schon wieder was gemacht?
DCPK-FAN: Was denn?
Der Killer nippte an seinem Weißwein, einem gefälligen Chardonnay. Den hatte er sich verdient. Er gab ja nicht gerne an, dies war schließlich auch keine Angabe. Eher so was wie ein Schritt ins Rampenlicht. Oder ein zusätzlicher Vorhang nach einer überragenden Vorstellung.
AARON_AARON: Also gut, und wenn er sich selbst nachgeahmt hat? Denk mal kurz darüber nach.
GINSOAKED: Du meinst, er hat den Parkway und das FedExField gemacht und dann behauptet, das auf dem Parkway, das war er gar nicht?
AARON_AARON: Ja, genau! Was wär dann?
GINSOAKED: Verdammt brillant.
ADAMEVE: Das wär echt der Hammer.
REDRUM5: Niemals. Hat eigentlich einer von euch die Berichterstattung verfolgt?
AARON_AARON: Na und? Also, ich würd’s ihm zutrauen. Wir kriegen bestimmt niemals raus, was er als Nächstes vorhat. Hey, übrigens, was haltet ihr davon, dass Kyle Craig aus dem Knast abgehauen ist?
DCPK-FAN: K.C. ist so dermaßen von gestern, Mann. Wen interessiert das?
Der Killer hob den Kopf. Er wurde gerufen.
»Das Essen ist fertig! Kommst du jetzt oder soll ich’s wegschmeißen?«
55
Die für den Nachmittag angesetzte Pressekonferenz war Brees erste als Leiterin der Ermittlungen in einem Mordfall dieser Größe. Sie hatte schon oft mit Journalisten gesprochen, aber noch nie mit einem ganzen Saal, in dem praktisch jeder Pressefritze der ganzen Stadt und dazu noch die Korrespondenten diverser überregionaler Zeitungen vertreten waren - womit wir in diesem Fall aber rechneten. Mindestens.
»Setzt du dich auch aufs Podium?«, fragte sie mich. Wir saßen gerade in ihrem Büro und überarbeiteten ihre Presseerklärung. »Die Presse kennt dich, und in der Öffentlichkeit bist du auch schon gelegentlich einmal aufgetaucht. Ich glaube, das wäre das richtige Signal, damit sich die ganze Sache nicht so aufschaukelt.«
Ich hob den Blick von dem Konzept vor mir auf dem Tisch. »Na klar. Wenn du das möchtest.«
»Ja, genau das möchte ich. Also gut, ich geb’s zu, ich bin nervös,« sagte Bree dann, und ihr Geständnis überraschte mich.
»Du machst das bestimmt ganz prima«, sagte ich, und das war meine ehrliche Überzeugung. »Du kannst mich ja am Anfang vorstellen, und dann übergibst du einfach formlos an mich, wann immer du willst. Ich übernehme dann für dich.«
Jetzt endlich grinste sie. »Danke. Du bist der Beste.«
Ja, genau. War ich nicht genau deswegen in diesen ganzen Mist hier hineingezogen worden?
Aber dann umarmte sie mich fest und ausgiebig und flüsterte mir ins Ohr: »Ich liebe dich. Ich freue mich schon darauf, wenn ich mich bei dir revanchieren kann. Ich freue mich wirklich sehr darauf.«
Um halb fünf saßen wir in einem improvisierten Pressekonferenzraum, sodass noch genügend Zeit bis zu den Sechs-Uhr-Nachrichten blieb. Genau darum war es uns gegangen. Die Sitzplätze waren bereits alle besetzt, und am Rand standen dicht gedrängt Journalisten und Kameraleute. »Herr Dr. Cross! Detective Stone!«, riefen die Fotografen und versuchten, einen guten Schnappschuss zu bekommen.
»Du darfst niemals zulassen, dass sie dich schwitzen sehen«, sagte ich zu Bree.
»Zu spät.«
Sie betrat das Podium, stellte mich vor und begann mit ihrer vorbereiteten Erklärung, ohne auf die Vorlage zu schauen. Das macht sie gut , dachte ich, sehr ausgeglichen und selbstbewusst . Die Journalisten waren auch
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