Dead - Ein Alex-Cross-Roman
sicher. Überall Alarmanlagen. Sogar eine automatische Enteisungsanlage für den Fußweg und die Einfahrt.«
Er beugte sich dicht zu ihr - nahm den Lavendelduft wahr und erlebte noch einmal den Alptraum seiner Vergangenheit, alles, was in seinem Leben so schrecklich, schrecklich fehlgeschlagen war.
»Ich will dich doch nicht umbringen, um Himmels willen. Hast du das etwa gedacht? Nein! Nein! Nein! Ich will, dass du siehst, was ich von jetzt an unternehme. Du bist eine wichtige Zeugin für mich. Ich möchte dich und auch Dad mit Ehre überhäufen.
Ach, wo wir gerade von ihm sprechen: Hast du eigentlich gewusst, dass er mich als Kind fast jeden Tag geschlagen hat? Hast du das gewusst? Verrat mir nur das eine. Ich sag es auch niemandem weiter. Ich renne damit nicht gleich zu Oprah oder so was. Und eine Autobiografie schreibe ich auch nicht. Ich bin doch nicht James Frey oder Augusten Burroughs.«
Sie brauchte fast eine ganze Minute, um die folgenden Worte hervorzupressen. »Kyle... Ich hab’s nicht gewusst, ich hab’s nicht gewusst. Was redest du da eigentlich? Du hast dir doch immer alles Mögliche ausgedacht.«
Er lächelte sie von oben herab an. »Ahhh. Da bin ich aber erleichtert.«
Dann zog er eine Beretta hervor, eine der Pistolen, die Mason Wainwright ihm in seinem Auto hinterlassen hatte.
»Hab’s mir anders überlegt, Mom. Tut mir leid. Das hatte ich schon lange vor. Ich habe mich danach verzehrt. Jetzt schau genau hin. Schau dir das schwarze Loch da am Ende des Laufs an. Siehst du das? Diesen winzigen Abgrund der Ewigkeit?
Schau auf das Loch, schau auf das Loch, schau in den Abgrund und …«
Peng!
Er schoss seine Mutter genau zwischen die Augen. Dann schoss er noch ein paar Mal, zur Sicherheit. Anschließend hinterließ er ein paar Hinweise für die Ermittler, die irgendwann das Haus betreten würden.
Hinweis Nr. 1: in der Küche. Eine halb leere Flasche mit Arthur Bryant’s Barbecuesoße.
Hinweis Nr. 2: Auf der Schlafzimmerkommode: eine Hallmark-Grußkarte, unbeschriftet.
Keine einfachen Hinweise, aber eben doch Hinweise. Etwas, worin sich die Jäger festbeißen konnten.
Falls sie in ihrem Job irgendetwas taugten.
Falls Alex Cross zu denen gehörte, die sich auf seine Fährte gesetzt hatten.
»Krieg mich doch, wenn du kannst, Herr Dr. Detective. Wenn du alle Rätsel lösen kannst, hören auch die Morde auf. Aber ich bezweifle, dass es je so weit kommt. Vielleicht täusche ich mich ja, aber ich glaube nicht, dass es jemanden gibt, der mich zweimal fangen kann.«
49
Als Bree Stone am Montagmorgen zur Arbeit kam, klingelte bereits das Telefon auf ihrem Schreibtisch. Sie stellte eine leere Slim-Fast-Dose ab - zwei davon hatte sie bereits auf dem Weg ins Büro geleert - und griff nach dem Hörer. Gerade eben hatte sie noch an Alex gedacht, jetzt waren diese angenehmen Gedanken verflogen.
»Bree, hier Brian Kitzmiller. Hören Sie, ich möchte Ihnen gerne etwas ziemlich Nettes zeigen.«
»Etwas ziemlich Nettes , Kitz? Was kann das wohl sein? Ein neues Spiel für Ihre Wii-Konsole? Sie sind wirklich nicht einfach zu durchschauen, ist Ihnen das eigentlich klar?«
Dann warf sie sich ihre Tasche über die Schulter. »Ich bin in ein paar Minuten da.«
»Nicht nötig. Bleiben Sie, wo Sie sind. Haben Sie zufällig einen Computer in der Nähe?«
»Aber selbstverständlich. Gibt es heutzutage noch einen Ort, wo keiner steht?«
Sobald sie online war, führte Kitz sie auf eine Seite namens SerialTimes.net . Bree verdrehte die Augen, als die Seite sich öffnete. Was war denn das? Die Homepage bestand aus einer unübersichtlichen und schlampig gemachten Übersicht verschiedener Vorschaubilder, »inoffiziellen« Updates und echten Nachrichtenschnipseln. Richtig krankes, ekliges Zeug. Und dazu die schrecklichsten Bilder, die sie je gesehen hatte.
Das Auffälligste war ein rot umrandetes Feld mit der Überschrift:
Exklusiv! Auf keinen Fall verpassen!
Nachricht von DCPK!
Hier klicken!
»Und ich soll glauben, dass da was dran ist?«, fragte sie und fügte hinzu: » Ist da was dran, Kitz?«
»Klicken Sie es an und sagen Sie’s mir.«
Das nächste Fenster besaß einen schwarzen Hintergrund und einen kurzen Text in derselben, weißen Schreibmaschinenschrift, die auch im Original-Blog des Killers verwendet worden war - nur eine von Hunderten verschiedener Spuren, die sie verfolgt hatte und die im Nichts geendet hatten.
Die Tatsache, dass die Seite ihr irgendwie bekannt vorkam, war keine Antwort
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