Dead - Ein Alex-Cross-Roman
zu sorgen, und unsere Aufgabe als Bürger besteht darin, dafür zu sorgen, dass Sie Ihre Aufgabe auch erfüllen. Sehen Sie? So funktioniert das.«
»Und sehen Sie, wie das hier funktioniert?« Sampson machte einen Satz nach vorne, aber wir fingen ihn noch rechtzeitig ab. Alle Papiere, die auf der einen Seite von Thompsons Schreibtisch gelegen hatten, flogen durch die Luft.
Brady stand auf und wirkte sogar ein bisschen unverschämt, während Sampson ihn anstarrte. »Ich glaube, wir sind hier fertig«, sagte er.
Aber Sampson war noch nicht fertig. »Weißt du was …«
» Ja «, sagte Bree. »Wir sind fertig, Brady. Im Augenblick jedenfalls. Wir gehen.«
Als wir uns zum Gehen wandten, wandte Thompson sich doch noch einmal an uns, diesmal in etwas verbindlicherem Tonfall: »Entschuldigen Sie? Offensichtlich halten Sie meinen kleinen Eintrag für echt, sonst wären Sie ja nicht hier. Könnten Sie mir vielleicht verraten, ob es etwas mit den Bildern zu tun hat?« Dieser Kerl war ein echter Fan, ein glühender Bewunderer. Er konnte einfach nicht widerstehen.
Bree konnte auch nicht widerstehen. Mit der halb geöffneten Tür und einer kleineren Ansammlung von Büroangestellten im Rücken drehte sie sich um und schaute Braden Thompson an.
»Dazu kann ich keinerlei Kommentar abgeben, Sir. Nicht zum jetzigen Zeitpunkt. Aber ich möchte Ihnen versichern, dass wir Ihre Webseite SerialTimes.net keinesfalls außerhalb dieses Büros erwähnen werden, es sei denn, es wäre absolut unerlässlich.«
Bree lächelte Braden Thompson an und senkte ihre Stimme. »Schönes Leben noch, du Arschgeige.«
53
Angewidert von der Welt im Allgemeinen und Braden Thompson im Speziellen kreuzten wir im Daly Building auf. Wir waren noch nicht besonders weit gekommen, da versperrte uns Superintendent Davies den Weg. »Hierher«, bellte er, drehte sich um und ging in sein Büro zurück. »Alle drei, und zwar sofort .«
Wir schauten einander an. Der Unterton gefiel uns gar nicht.
»Warum habe ich das Gefühl, dass ich gleich Hausarrest kriege und nicht zum Footballtraining darf?«, nuschelte Sampson.
»Tja«, meinte Bree. »Und ich nicht zum Cheerleadertraining. Oh, Moment mal, ich war ja nie bei den Cheerleadern.«
Noch vor dem Eintreten hatten Bree und ich das Grinsen wieder aus unseren Gesichtern verbannt.
»Können Sie mir das da erklären?« Davies drehte die Zeitung auf seinem Schreibtisch so, dass wir sie lesen konnten.
Eine Schlagzeile in der oberen Hälfte des Lokalteils der Post lautete: »Neue Theorie: Hat der Publikum-Killer einen Nachahmer?«
Die Schlagzeile an sich war nicht weiter überraschend, sie erinnerte mich wieder einmal daran, wie schnell sich solche Geschichten verbreiten und der Presse zu Ohren kommen konnten.
Bree antwortete für uns alle. »Wir haben selbst erst heute Morgen davon erfahren. Gerade eben kommen wir von...«
»Verschonen Sie mich mit Ihren Erklärungen, Detective Stone. Von da ist es nur noch ein einziger, kleiner Schritt bis
zur Ausrede. Unternehmen Sie was dagegen.« Er verdrehte ein paar Mal den Hals, als wollte er die Schmerzen loswerden, die wir ihm bereiteten.
»Bitte entschuldigen Sie, Sir«, erwiderte Bree, »aber solche Informationen können wir nicht unterbinden. Nicht, wenn sie schon...«
Erneut schnitt Davies ihr das Wort ab. »Ich will keinen Vortrag zum Thema Schadensbegrenzung hören. Ich will, dass Sie etwas gegen diese Schweinerei unternehmen. Wir sind hier im Dezernat für Kapitalverbrechen. Ihre Vorgesetzten sind kein Sicherheitsnetz. Sie müssen auf diese Probleme reagieren, bevor ich Ihnen den Auftrag gebe, darauf zu reagieren. Haben Sie mich verstanden?«
»Selbstverständlich habe ich Sie verstanden«, erwiderte Bree. »Ich brauche ebenfalls keinen Vortrag zum Thema Schadensbegrenzung. Und DCPK offensichtlich auch nicht.«
Plötzlich und für uns alle vollkommen unerwartet lächelte Davies. »Verstehen Sie jetzt, wieso ich sie so mag?«, sagte er zu Sampson und mir.
O ja, das konnte ich wirklich ziemlich gut verstehen.
54
Heute hatte DCPK keine neue Rolle zu spielen, keinen grässlichen Mord geplant. Also war der Killer einfach nur er selbst. Er beschloss, vor dem Abendessen online zu gehen, er konnte der Versuchung nicht widerstehen, etwas über sich selbst zu hören. Und er wurde nicht enttäuscht.
Überall in den Internet-Foren wurde über DCPK geredet! Sicher waren auch viel Klatsch, Tratsch und Fantasiegeschichten darunter, aber das spielte keine Rolle. Das
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