Dead - Ein Alex-Cross-Roman
Hotel. Ein halbes Dutzend Streifenwagen des Baltimore Police Department leistete ihnen Gesellschaft. Ihre eingeschalteten Blinklichter zuckten in der Dunkelheit. Der Großteil der Verstörten stand ebenfalls draußen und genoss jede einzelne Sekunde dieses chaotischen, wahnsinnigen Tohuwabohus.
Auf dem Parkplatz kam ein drei Zentner schwerer Biker mit weißem Vollbart auf mich zugerannt. »He, Mann, was war denn da los, zur Hölle?«
»Aus dem Weg«, sagte ich, ohne anzuhalten. Der Biker baute sich erneut vor mir auf. Er trug ein ungefähr hundert Jahre altes Grateful-Dead-T-Shirt.
»Sag mir doch einfach...«
Ich fixierte ihn mit meinem Blick und hätte am liebsten irgendjemanden verprügelt. Vielleicht wäre es tatsächlich so weit gekommen, hätte Sampson mich nicht von hinten gepackt. »Hey, hey, hey!«, brüllte er dabei. Er meinte mich !
Dann kam Bree herbeigerannt. »Mein Gott, ist bei dir alles in Ordnung?«, fragte sie. »Alex?«
»Alles in Ordnung«, sagte ich und bemühte mich, meinen Atem wieder in den Griff zu bekommen. »Hör zu, das da in dem Auto war vielleicht DCPK. Noch einer von seinen...«
»Nein, das war er nicht«, sagte Bree und schüttelte den Kopf. »Wir müssen sofort los.«
»Was redest du denn da?«, erwiderte ich, während sie mich von der Menge und all ihren unheimlichen Fragen wegschob.
»Gerade eben hat Davies angerufen. Im National Air and Space Museum in Washington ist jemand ermordet worden. Erstochen, vor Zuschauern. Er hat uns verarscht, Alex. Er hat uns richtig übel an der Nase rumgeführt. Die ganze Sache war von A bis Z geplant.«
Dritter Teil
Das Publikum ist ganz Ohr
71
Es war nicht das erste Mal, dass ich im Smithsonian National Air and Space Museum war - mit den Kindern war ich schon öfter dort -, aber so etwas wie an jenem Tag hatte ich noch nie gesehen. Bei unserer Ankunft machte das Gebäude, mit Ausnahme des verglasten Atriums der Cafeteria, einen düsteren und unheilvollen Eindruck. Wir traten ein und sahen Dutzende vollkommen erschütterter Menschen an Tischen sitzen und auf die Erlaubnis zum Nachhausegehen warten. Zeugen , wie ich wusste. Sie alle hatten etwas gesehen, was für jeden Menschen ein grässliches Ereignis sein musste. Mindestens die Hälfte von ihnen schienen Kinder zu sein, manche gerade erst zwei, drei Jahre alt.
Ein riesiges Heer aus Journalisten und Fotografen drängte sich hinter einer Absperrung drüben in der Seventh Street, ganz in der Nähe des Hirshhorn Museum. Zumindest konnten wir diesen Aasgeiern dadurch besser aus dem Weg gehen.
Sampson, Bree und ich waren direkt über die Independence Avenue gekommen. Gil Cook, einer von Brees Stellvertretern, holte uns am Eingang der Cafeteria ab. Er kam angerannt und winkte Bree mit hoch erhobenem Arm zu.
»Detective Stone, der Museumsdirektor möchte mit Ihnen sprechen, bevor...«
» Danach «, sagte Bree und ging unbeirrt weiter. Sie machte ihre Arbeit, da war nicht mit ihr zu spaßen. Mir gefiel ihr Stil, die Art, wie sie den Tatort in Besitz nahm.
Gil Cook lief ihr hinterher wie ein getadeltes Hündchen auf der Suche nach ein paar Speiseresten. »Er hat gesagt, ich soll Ihnen ausrichten, dass er auf dem Weg nach draußen sei, um mit der Presse zu sprechen.«
Bree blieb stehen und wirbelte zu ihrem Stellvertreter herum. »Ach, verdammt noch mal, Gil. Wo ist er?«
Cook deutete in die entsprechende Richtung und schloss sich dann mir und Sampson an. Wir durchquerten den abgedunkelten Ausstellungssaal mit den »Meilensteinen der Fliegerei«, wo Flugzeuge in Originalgröße wie riesige Spielzeuge von der Decke hingen. Sehr anschaulich - also genau das Richtige für unseren Nervenkitzel-Killer. Sein Vorgehen erinnerte mich mehr und mehr an das von Kyle Craig. Das Theatralische, die Grausamkeit. Hatte er Kyles Verbrechen studiert?
»Das Opfer hieß Abby Courlevais, zweiunddreißig Jahre alt. Eine französische Touristin, Hautfarbe weiß. Das Schlimmste ist, dass sie im fünften oder sechsten Monat schwanger war«, sagte Cook zu Sampson und mir.
Der Mord hatte sich im Lockheed Martin IMAX Theater abgespielt, in dem tagsüber Filme über die Fliegerei liefen, das abends aber gelegentlich auch erfolgreiche Hollywoodfilme zeigte. Die Tat hatte sich genau während meines Vortrags in Baltimore ereignet. Und dann hatte ich diesen Zettel bekommen: Leider falsch geraten, Schlauberger. Ich bin kein Psychopath!... Bis zum nächsten Mal in D.C., dort wo die Show abgeht …
Er gab sich
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