Dead - Ein Alex-Cross-Roman
Hauptverkehrsstraße. Die Boston Street , dachte ich. Und hinter der Boston lag der Hafen, das wusste ich. Damit hatte sie ein paar Optionen weniger, immerhin. Machte das Ganze ein kleines bisschen einfacher. Hoffte ich wenigstens.
Ich kann sie kriegen - kann sie erwischen. Das wäre der größte Durchbruch in diesem Fall bis jetzt.
Als ich mich der Kreuzung näherte, zischte das Coupé vor meinen Augen vorbei, und ich raste blind um die Kurve. Das könnte es sein, so oder so.
Wir befanden uns jetzt auf einer zweispurigen Straße in Richtung Innenstadt. Der MX-5 wechselte geschickt immer wieder die Spur, schob sich links und rechts an anderen Fahrzeugen vorbei, konnte mich aber nicht abhängen. Bis jetzt war ich noch dran. Ich hatte meine Glock wieder in der Hand.
Als die Fahrerin mich wieder mit einem plötzlichen Kurswechsel, diesmal nach rechts, überraschen wollte, war ich vorbereitet. Die außen liegenden Reifen des Taxis blieben nur mit letzter Kraft auf dem Asphalt haften, aber ich schaffte es und hatte sogar noch drei, vier Zentimeter Spielraum.
Ein von Bäumen gesäumter Wohnblock kam schnell näher. Ich sah Fußgänger.
Mein Brustkorb wurde enger. An einem schönen Abend wie heute waren bestimmt auch Kinder draußen unterwegs. Der Sportwagen wurde kein bisschen langsamer. Sie donnerte schnurgerade voraus, beschleunigte sogar noch einmal.
Ich drückte auf die Hupe! Vielleicht konnte ich dafür sorgen, dass die Leute von der Straße gingen. Das Coupé jagte immer weiter, und ich konnte nichts tun, als ihm dicht auf den Fersen zu bleiben. Wie sagte doch Ricky Bobby in dem Film König der Rennfahrer ? Wenn du nicht der Erste bist, dann bist du der Letzte.
Die nächste Abzweigung war zu schmal für das Tempo des Mazda. Die Fahrerin musste abrupt bremsen, und ich kam schnell näher.
Erneut knallte ich gegen die Stoßstange, auch wenn ich dieses Mal nicht behaupten konnte, dass es Absicht war. Mir war klar, dass ich das Taxi gerade übel zugerichtet hatte.
Das Coupé schlingerte um die Kurve, hüpfte auf den Bürgersteig und dann auf eine Gartenwiese. Ich hörte den Schrei einer Frau in der Dunkelheit. Zwei Menschen brachten sich mit einem Hechtsprung in Sicherheit.
Mein Blick war nur noch nach vorne gerichtet, volle Konzentration. Da sah ich das Best Western vor mir liegen. Was, zum Teufel...? Jetzt hatte ich, neben allem anderen, also auch noch eine riesige Rundfahrt durch Baltimore und den Hafen gemacht.
Erst, als ich den Highway ein Stück weiter vorne erkannte, wurde mir klar, was sie vorhatte. Sie hatte sich mittlerweile überlegt, wie sie mich abhängen konnte.
Das durfte ich nicht zulassen!
70
Brees Stimme war wieder in meinem Ohrstöpsel. » Alle Ausgänge sichern! Ich wiederhole: Alle Ausgänge sichern!« Sie hatte offensichtlich alles im Griff. Ich wünschte, ich hätte dasselbe von mir behaupten können. »Alex! Alex? Kannst du mich hören? Alex?«
»Bree! Ich bin hier!«
»Was ist denn los? Sprich mit mir. Wo ist hier ?«
Das Coupé nahm genau die Abzweigung, mit der ich gerechnet hatte, und war nun parallel zum Zubringer des I-95 unterwegs. Wir waren nur noch eine Querstraße vom Hotel, unserem Ausgangspunkt, entfernt. Diese ganze Verfolgungsfahrt war auch bloß ein Spiel. Hab ich recht?
»Wer immer das ist, sie will auf den Highway. Der MX-5 steuert den I-95 an! Vielleicht erwische ich sie noch.«
»Wo, Alex? Welche Auffahrt?«
»Direkt vor dem verdammten Hotel!«
Ich packte das Lenkrad, jederzeit bereit, die Auffahrt zu nehmen, doch dann flog das Coupé daran vorbei! Und eine Sekunde später auch ich.
Tja, und nun?
Fast im selben Moment leuchteten die Bremslichter des Mazda auf. Ich hörte die Reifen quietschen und sah, wie der Wagen eine Hundertachtzig-Grad-Wende machte.
Während ich noch mit meiner eigenen Vollbremsung beschäftigt war, kam der MX-5 schon auf mich zugerast, wich mir aus, und noch bevor ich gewendet hatte, jagte er die Auffahrt zum Highway hinauf. Er wurde immer schneller und schließlich von einer Staubwolke verschluckt.
»Auf dem I-95 nach Norden!«, teilte ich Bree brüllend mit. »Ich bin ihr immer noch auf den Fersen! Im Augenblick wenigstens!«
Ich jagte auf den Highway und trieb das Taxi mit Vollgas und knapp hundertsechzig Stundenkilometern an ein paar Ausfahrten vorbei. Irgendwann nahm ich dann den Fuß vom Gas und hieb mit der Faust auf den Beifahrersitz.
Bei der nächsten Ausfahrt wendete ich.
Bree und Sampson erwarteten mich vor dem
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