Dead - Ein Alex-Cross-Roman
bestimmt nach Hause. Versprochen. Sieht ganz so aus, als wäre heute ein idealer Kinoabend. Natürlich nur, falls ich irgendjemanden zum Mitkommen überreden kann.« Und falls ich mich wach halten kann.
Bree hob den müden Blick von irgendwelchen Papieren und lächelte mich an. »Du musst doch auch ziemlich erledigt sein. Du bist wirklich ein guter Vater, Alex.«
»Ich versuch’s. Auf jeden Fall bin ich ein Vater mit einem schlechten Gewissen.«
»Nein«, widersprach Bree. »Du bist ein guter Vater. Ich kann das beurteilen. Ich hatte einen schlechten.«
Als ich mich schließlich nach Hause in die Fifth Street schleppte, war es drei Uhr geworden. Nur schnell eine Dusche und eine Kleinigkeit aus der Küche, dann war ich wieder fit. Vielleicht noch ein, zwei Stündchen Schlaf.
Schon, als ich aus dem Auto stieg, bemerkte ich Jannies langes Gesicht. Sie stand draußen auf der Eingangsterrasse und beobachtete mich, während ich auf sie zukam. Mit unbeweglicher Miene stand sie da und auch, als unsere Blicke sich begegneten, machte sie keine Anstalten, sich von der Stelle zu rühren oder etwas zu sagen.
»Was ist denn hier los?«, fragte ich, als ich mich die Treppe hinaufschleppte. »Es ist was passiert.«
»Ja, stimmt genau, Dad. Damon ist weggelaufen.«
Ich riss unwillkürlich den Kopf nach hinten. Was? Vielleicht war es ja nur die Müdigkeit, und ich hatte Jannie nicht richtig verstanden.
»Weggelaufen? Was redest du denn da, verdammt noch mal? Wo ist er?«
»Er hat vor fünf Stunden das Haus verlassen und ist bis jetzt noch nicht wieder da. Hat niemandem gesagt, wo er hin will. Nichts. Nana ist schon ganz verrückt vor Sorge.«
Das passte nicht zusammen. Nicht zu Damon. So etwas würde er doch normalerweise niemals tun.
»Fünf Stunden? Jannie, was ist denn bloß los? Hilf mir doch mal auf die Sprünge.«
Jannie starrte mich durchdringend an. »Der Basketball-Coach aus Cushing war heute hier. Er wollte sich mit dir unterhalten. Du hast den Termin verpasst. Der Trainer aus der Prep-School in Massachusetts?«
»Ich weiß, wo Cushing liegt, Jannie«, sagte ich.
In diesem Augenblick trat Nana auf die Terrasse. Der kleine Ali kam einen halben Schritt hinter seiner Großmutter hergetrippelt. »Ich habe mit all seinen Freunden und allen Eltern gesprochen, die ich erreicht habe. Niemand hat ihn gesehen«, sagte Nana.
Ich holte mein Handy hervor. »Ich rufe Sampson an. Wir können …«
Nana schnitt mir das Wort ab. »Mit John habe ich auch schon telefoniert. Er ist unterwegs und sucht die Umgebung ab.«
Jetzt fing das Telefon in meiner Hand an zu summen. Ich hatte es stumm geschaltet und gar nicht gemerkt, dass es seit Stunden geklingelt hatte. Auf dem Display wurde Sampsons Name angezeigt.
»John?«, sagte ich.
»Alex, Damon ist bei mir.«
74
»Wo ist er? Wo steckst du?«, erwiderte ich, und in meiner Fantasie trieb die Paranoia riesige Blüten. Kyle Craig hatte meine Familie bedroht. DCPK hatte gesagt, dass er uns beobachtet.
»Wir sind hier bei der Sojourner Truth School. Damon ist ein bisschen in der Stadt herumgelaufen und dann hier hergekommen, um ein paar Körbe zu werfen. Wir haben uns unterhalten. Er ist jetzt bereit, nach Hause zu kommen. Wir sind in ein paar Minuten da.«
»Nein, ich komme zu euch«, sagte ich. Ich wusste nicht genau, wieso, aber ich hatte irgendwie das Gefühl, als wäre das der richtige Weg. Ich wollte zu Damon kommen, nicht umgekehrt.
»Darf ich mitkommen, Daddy?« Ali schaute zu mir herauf, die kurzen Ärmchen ausgestreckt, die neugierigen braunen Augen immer auf der Suche nach dem nächsten kleinen Abenteuer.
»Dieses Mal nicht, Hase. Ich bin bald wieder da.«
»Das sagst du doch jedes Mal.«
»Das stimmt. Und jedes Mal komme ich auch wieder zurück.« Irgendwann, jedenfalls .
Ich fuhr zu der Schule hinüber, die Damon und Jannie bereits hinter sich hatten und die Ali besuchen würde, noch ehe ich mich’s versah.
Damon und Sampson spielten eins gegen eins und malträtierten den rissigen Boden des Schulsportplatzes. Damon trug immer noch die Khakihose und das gute, blaue Anzughemd, die er sich vermutlich anlässlich des Treffens mit dem Prep-School-Trainer angezogen hatte. Aus seiner Gesäßtasche lugte
eine rot-schwarze Krawatte hervor. Als ich mich dem Platz näherte, machte er gerade zwei Punkte gegen Sampson.
Ich schob meine Finger durch den Maschendrahtzaun. »Ganz netter Trick«, sagte ich. »Aber natürlich ist dein Gegner auch bloß ein alter
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