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Dead End: Thriller (German Edition)

Dead End: Thriller (German Edition)

Titel: Dead End: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Bolton
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dem Glauben aufgewachsen, sie sei die Familienplage.
    Das unsichere, unglückliche Kind war zu einer passiven Frau herangewachsen, die sich schmerzlich nach Liebe und Aufmerksamkeit sehnte. Obwohl sie klug und hübsch war, war Bryony in Beziehungen sehr anfällig und neigte zum Klammern, auch in Freundschaften. In Cambridge hatte sie unter Schlaflosigkeit und schlechten Träumen gelitten. Gegen Ende des Semesters hatte sie die meisten Vorlesungen versäumt. Ihr Allgemeinarzt, ein Dr. Bell, hatte ihr Citalopram verschrieben, ein Antidepressivum.
    Dem Gutachten folgten etliche Seiten Notizen aus einzelnen Therapiesitzungen. Ich stand auf, trug die leere Schachtel zum Spülbecken und schenkte mir ein zweites Glas Wein ein.
    Dann überflog ich rasch den medizinischen Bericht über Bryonys Zustand, hauptsächlich weil mir die meisten Fachausdrücke nichts sagten. Eine kurze Erwähnung der Droge, die in ihrem Blutkreislauf gefunden worden war, fiel mir ins Auge. Dimethyltriptamin, kurz DMT . Davon hatte ich noch nie gehört, doch eine rasche Google-Suche verriet mir, dass es sich um so ziemlich die stärkste psychedelische Droge handelte, die der Menschheit bekannt war. DMT gilt in Großbritannien als Droge der gefährlichsten Kategorie; die Substanz wird normalerweise inhaliert und führt zu kurzfristigen, aber sehr intensiven Rauscherlebnissen, bei denen die Realitätswahrnehmung signifikant verändert sein kann. Konsumenten gaben an, sie hätten Feen, Elfen, Engel oder sogar Gott gesehen.
    Je mehr ich las, desto mehr konnte ich mich eines Gefühls des heimlichen Grolls nicht erwehren. Bryony hatte eine Familie, eine gute Schulbildung, die Gelegenheit, an einer der angesehensten Universitäten der Welt zu studieren. Sie hatte sehr, sehr viel mehr als ich, und ich war nie in Versuchung gewesen, eine tolle Weihnachtsparty zu ruinieren, indem ich mich zudröhnte und mich dann anzündete.
    Andererseits, wenn Dr. Oliver recht hatte, war dieses labile, hilfsbedürftige junge Mädchen einer Gruppe von Leuten zum Opfer gefallen, die sich an den emotionalen Schäden und schließlich an der Vernichtung anderer Menschen weideten. Die glaubten, sie seien clever genug, um Schmerzen zu verursachen, ohne sich jemals die Hände schmutzig zu machen.

11
    Evi fuhr aus dem Schlaf auf und war überzeugt, dass jemand an ihr Schlafzimmerfenster klopfte. Ein paar Sekunden lang lag sie still da. Nichts. Bloß ein Traum, einer von den schlimmen, von denen, die damit begannen, dass eine seltsame missgebildete Kreatur ans Fenster hämmerte. Sie musste weiterschlafen, bevor sie ins Grübeln kam, sonst würde sie die ganze Nacht wach liegen. Sie rollte sich herum, gerade als das Klopfen wieder losging, hob den Kopf vom Kissen und lauschte.
    Jetzt, wo sie völlig wach war, war ihr klar, dass das Geräusch nicht vom Fenster kam. Die Zeder reichte nicht bis an diese Seite des Hauses heran. Es war direkt über ihrem Kopf, kam aus dem Zimmer im ersten Stock. Evi streckte die Hand aus, fand den Lichtschalter und setzte sich auf.
    Tack, tack, tack. Neben ihrem Bett stand ein Telefon. Die Polizei oder der Wachdienst der Universität konnte innerhalb weniger Minuten hier sein. Wenn sie sagte, dass sie glaubte, oben sei jemand, würden sie keine Zeit verlieren. Andererseits würde sie sich wie eine Idiotin vorkommen, wenn sie mehrere muskelbepackte Uniformierte herbeizitierte, um festzustellen, dass sich bei ihr Eichhörnchen eingenistet hatten.
    Ganz still saß sie im Bett und konnte sich nicht entscheiden.
    Machten Eichhörnchen solche hohen, hartnäckigen Klopfgeräusche? Der Schnabel eines gefangenen Vogels vielleicht. Das Geräusch verstummte. Gleich darauf begann es von Neuem. Ein paar Sekunden lang tack, tack, tack und dann Stille. Eigentlich gab es nur zwei Möglichkeiten. Hilfe herbeirufen und es riskieren, sich lächerlich zu machen, oder selbst nachsehen. Evi stand auf, nahm ihren Gehstock und verließ das Zimmer.
    In dem Haus gab es einen Treppenlift, doch es war Evi verhasst, etwas zu benutzen, das ihr das Gefühl gab, alt und behindert zu sein, also schlief sie im Erdgeschoss in einem Gästezimmer und benutzte das Gästebad. Jetzt nahm sie auf dem Sitz Platz und drückte auf den Knopf, der sie nach oben bringen würde. Als der Elektromotor verstummte, herrschte nur Stille im Haus. Evi ging auf, dass sie kein Telefon dabeihatte. Wenn irgendetwas passierte, würde sie im ersten Stock festsitzen und keine Möglichkeit haben, Hilfe zu rufen.
    Das

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