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Dead End: Thriller (German Edition)

Dead End: Thriller (German Edition)

Titel: Dead End: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Bolton
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möglich, Zeit miteinander zu verbringen.«
    »Und wie lange soll ich da bleiben?«
    »Wenn Sie nach drei Monaten absolut nichts Auffälliges zu berichten haben, ziehen wir Sie ab.«
    Ich hörte Bettfedern knarren, und Joesbury machte ein leises Ächzgeräusch ganz hinten im Hals, als er sich vermutlich im Bett aufsetzte. Und plötzlich hatte ich Bilder im Kopf, auf die ich gut verzichten konnte. »Und wem erstatte ich Bericht?«
    »Mir. Hauptsächlich per E-Mail. Sie sind bestimmt erleichtert, dass keine akademischen Leistungen von Ihnen erwartet werden. Also können Sie mir hübsche lange Mails schreiben, während Ihre Mitbewohnerin ihre Seminararbeiten runterhämmert.«
    »Mitbewohnerin?« Ich war fast achtundzwanzig; darauf, mir die nächsten drei Monate mit einem Teenager ein Zimmer zu teilen, war ich ebenso scharf wie auf allabendliche E-Mails an Joesbury.
    »Nur für den Wohnbereich. Getrennte Schlafräume«, erwiderte er. »Und das Mädchen, mit dem Sie sich das Wohnzimmer teilen, war Bryony Carters Mitbewohnerin. Wenn da irgendwas Schräges läuft, weiß sie genauso viel darüber wie alle anderen.«
    Einen Moment lang herrschte Schweigen.
    »Ich darf noch mal wiederholen, dass Sie keine Ermittlerin sind, Sie sollen lediglich beobachten und Bericht erstatten. Dr. Oliver, die Psychiaterin, wird die Einzige an der Uni sein, die weiß, wer Sie sind«, fuhr Joesbury fort. »Die Kollegen in Cambridge werden nichts von der Operation wissen, die stehen also nicht als Verstärkung zur Verfügung. Nicht dass Sie Verstärkung brauchen sollten.«
    »Wie schnell soll ich da sein?«, fragte ich.
    Kurze Pause. »Sind Sie sicher?«, fragte er.
    »Mein Spinnensinn macht sich wieder bemerkbar«, sagte ich scherzhaft. »Außerdem ist es ja nicht so, als ob mich irgendetwas in London hält.«
    Noch ein paar Sekunden, dann: »Das ist echt prima von Ihnen, Flint«, mit einer Stimme, die um ein oder zwei Grade abgekühlt war. »Das Semester hat gerade erst angefangen, Sie haben also bloß eine Woche verpasst. Wir können Sie bis Montagabend da hinschaffen, wenn Sie wollen.«
    Ich bekräftigte, dass ich wollte, und nachdem wir vereinbart hatten, uns am Sonntag zu einer ausführlichen Besprechung zu treffen, wünschte mir Joesbury eine gute Nacht und legte auf. Dann ging ich durch meine kleine Wohnung nach hinten in den Wintergarten.
    Während der Weihnachtstage hatte ich Solarleuchten rund um den kleinen Rasen herum aufgestellt, und selbst im Januar schimmerten sie die ganze Nacht lang schwach. Auf den Blättern bildete sich Reif und verwandelte die verschiedenen Grüntöne in komplizierte weiße Spitze. Das Gras sah aus wie der Zuckerguss auf einer Weihnachtstorte.
    Ich war nie in Cambridge gewesen. Ich war in diversen Pflegefamilien und Kinderheimen aufgewachsen. Die Schule war mir nicht schwergefallen – klug genug war ich –, aber ich hatte die akademische Welt nie ernst genommen. Großbritanniens Top-Universitäten waren für jemanden wie mich keine Option gewesen, jetzt jedoch würde ich Studentin an einer davon sein, unter Leuten, die mir intellektuell himmelhoch überlegen waren.
    Großer Gott, was dachte ich mir dabei? Ich hatte keine Ahnung, wie man undercover arbeitet. Das SO 10 drillte seine Leute rigoros; die Ausbildung war knallhart, und nicht jeder Bewerber hielt sie durch. Obwohl es nicht ungewöhnlich war, dass ganz gewöhnliche Detectives verdeckt ermittelten, wurden die selten in längere Einsätze geschickt. Außerdem war ich zur Londoner Polizei gegangen, um mich auf Gewaltverbrechen gegen Frauen zu konzentrieren. Wenn ich die nächsten paar Monate von der Bildfläche verschwand, könnte ich die Chance verpassen, bei einer Spezialeinheit unterzukommen. Warum hatte ich zugesagt?
    Als ob ich darauf eine Antwort bräuchte. Ich tat es für Joesbury.

16
    Mark Joesbury knipste das Licht an und schob die Bettdecke weg. Im Zimmer war es kalt; er schlief sommers wie winters bei offenem Fenster. Und es war hell. Sein Schlafzimmer konnte man nicht direkt einsehen, und er machte sich nur selten die Mühe, die Rollos herunterzuziehen. Wenn er nicht schlafen konnte, was in letzter Zeit in den meisten Nächten der Fall war, schaute er gern zu, wie das Mondlicht im Zimmer spielte, lauschte auf die Autos draußen und sah, wie Schatten an der Wand auf und ab glitten.
    Er stand auf, ging aufs Klo und holte sich ein Glas Wasser. Beim Trinken stellte er fest, dass der übliche Kopfschmerz bereits eingesetzt hatte. Seit einiger

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