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Dead End: Thriller (German Edition)

Dead End: Thriller (German Edition)

Titel: Dead End: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Bolton
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Gästezimmer. Ich schaute mich um. Beide Türen waren zu. Das Badezimmer befand sich zu meiner Linken. Die Tür war geschlossen.
    »Hey, schöne Frau, ich bin hier«, rief er.
    Ich trat ein paar Schritte vor und blieb auf der Schwelle eines Zimmers stehen, das ich bisher noch nicht gesehen hatte. Kaum hatte ich Nick bemerkt, der sich mit einer Dose Lederfett in der einen und einem Trensenzaum in der anderen Hand über einen Tisch beugte, als ich hinter mir die Stufen knarren hörte. Joesbury.
    Ich drehte mich um, gerade als Nick sich aufrichtete, und das dümmliche Lächeln gefror mir auf dem Gesicht. Der Mann, der uns den Weg verstellte, war nicht Joesbury.
    »Mein Gott«, sagte Nick über meine Schulter hinweg.
    Ich hätte mir den Arm dafür abhacken können, dass ich so blöd gewesen war, mich in einem Zimmer im oberen Stock erwischen zu lassen. Der Mann in der Tür, der auf einem Industriegelände hinter einem gestohlenen Lieferwagen hergerannt war, als ich ihn das letzte Mal gesehen hatte, beachtete mich nicht. »Hallo, Nick«, sagte er. »Lange nicht gesehen.«
    Das Zimmer war nicht besonders hell, und im Flur war es ziemlich dunkel, doch trotzdem schienen Toms Augen jegliche Farbe eingebüßt zu haben. Sie waren wie Mühlenteiche bei Nacht, schwarz und leblos, und ich wusste nicht mehr, warum ich jemals gedacht hatte, sie seien freundlich. Dann versuchte ich, die Lage einzuschätzen, sah mich im Zimmer nach Fluchtwegen, nach Waffen, nach Ablenkungsmöglichkeiten um, nach irgendetwas. Eigentlich brauchte ich ja nur ruhig zu bleiben und sie hinzuhalten. Joesbury und die Kavallerie würden jeden Augenblick hier sein.
    »Dann sind Sie wohl Iestyn Thomas?«, erkundigte ich mich. Es gab reichlich harte Gegenstände, die ich mit Thomas’ Kopf bekannt machen könnte, wenn ich Gelegenheit dazu bekam.
    »Laura, was in aller Welt …?«, begann Nick; sein Blick wanderte zwischen mir und dem Mann in der Tür hin und her.
    Dann trat Thomas ins Zimmer, und jegliche Hoffnung, dass er allein sein könnte, verschwand. Scott Thornton war bei ihm. Seine blauen Augen funkelten mich genauso an wie damals durch die Ninja-Maske, an jenem Abend, als er mich halb ertränkt hatte. Und dann tauchte noch ein Mann auf. Den kannte ich nicht, außer dass ich ihn gestern aus Megan Princes Haus hatte kommen sehen.
    »John?« Also kannte Nick ihn, doch seinem verblüfften und zunehmend beklommenen Tonfall nach tappte er vollkommen im Dunkeln. »Was ist denn los? Ist was passiert?«
    »Nick weiß nichts«, sagte ich. »Lasst ihn laufen. Oder fesselt ihn und lasst ihn hier. So oder so, er stellt keine Bedrohung dar.«
    Ein nervöses Lachen seitens Nick, das mehr ein Verschlucken war. »Laura, mach dich doch nicht lächerlich. John ist DI Castell, er ist Polizist. Von der Kriminalpolizei.«
    John Castell, der Mann, der für die Untersuchung der Selbstmorde zuständig war. Oh, mir fehlten die Worte.
    Oder auch nicht. »Ich bin Polizistin«, verkündete ich. »Er ist ein abartiges, psychotisches Stück Scheiße.«
    Daraufhin kamen sie. Thornton und Thomas packten Nick und zerrten uns ungeachtet seiner immer verstörteren Proteste voneinander weg. Castell und ich funkelten einander böse an, und ich betete, dass ich den Mut haben würde, ihm ernsthaft ein paar zu verpassen, bevor er mich überwältigte. Oder bevor Hilfe eintraf, und wo wir gerade dabei waren, wo zum Teufel blieb Joes-
    »Nick, wo hast du meine Nummer her?«, fragte ich, ohne den Blick von Castell abzuwenden. »Du hast mich gerade eben unter einer neuen Nummer angerufen. Wer hat dir die gegeben?«
    »Raus aus meinem Haus, verdammte Schei-«
    Ich weiß nicht genau, wer Nick niederschlug. Ich sah ihn nur auf den Teppich sinken, kurz bevor jemand anderes draußen auf dem Treppenabsatz erschien und ich nur noch wie eine Vollidiotin glotzen konnte.
    Deine durchgeknallte Mitbewohnerin hat sie heute Vormittag gefunden, als sie im Krankenhaus war, um ein paar Bücher zu holen.
    Talaith Robinson, meine durchgeknallte Mitbewohnerin, machte sich an John Castell heran und blieb an ihm kleben wie Gestank an verfaultem Fleisch.
    »Hallo, Lacey«, sagte sie.

75
    Am Ufer der Cam, vor fünf Jahren
    Ein Sommergewitter hatte vor Kurzem ein Meer von Blättern von den Trauerweiden geschüttelt. Sie trieben in den stillen Nebenarmen des Flusses, die Blätterschicht sah fast dick und stabil genug aus, um darauf laufen zu können. Sie zierten die am Flussufer vertäuten Stechkähne und bedeckten das Ufer

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