Dead End: Thriller (German Edition)
gehäuft auftreten, kommt vor. Aber es ist selten. Und Danas Freundin ist nicht die Einzige, die sich Gedanken macht. Die Universitätsleitung ist auch schon ganz nervös wegen dem Medieninteresse. Abgefahrene Selbstmorde in aller Öffentlichkeit, das sieht bei einer der besten Unis weltweit gar nicht gut aus.«
»Aber es gibt keine Anhaltspunkte für irgendwelche finsteren Machenschaften?«, erkundigte ich mich.
»Im Gegenteil. Sowohl Bryony als auch Jackie waren in psychiatrischer Behandlung«, erwiderte Joesbury. »Jackie früher mal, Bryony vor Kurzem.«
»Bryony war in Therapie?«
»Jawohl«, bestätigte Joesbury. »Nicht bei Danas Freundin, wie heißt sie doch gleich wieder …« Er zog einen Papierstapel aus der Akte und blätterte ihn durch. »Oliver«, verkündete er gleich darauf. »Dr. Evi Oliver … nicht bei ihr, sondern bei einem von ihren Kollegen. Da gibt es ein Therapeutenteam, das für die Uni zuständig ist, und Dr. Oliver leitet es.«
»Was ist mit dem anderen Mädchen?«, wollte ich wissen.
Joesbury nickte. »Jackie hatte laut ihren Freundinnen auch so ihre Probleme«, meinte er. »Genau wie der junge Mann, der sich in seiner dritten Woche im College erhängt hat.« Joesbury schielte rasch auf seine Unterlagen hinunter. »Jake Hammond«, sagte er. »Neunzehn Jahre, hat Englisch studiert.«
»Über wie viele Fälle reden wir hier eigentlich?«
»Neunzehn in fünf Jahren, Bryony Carter eingeschlossen«, antwortete Joesbury.
»Na ja, ich kann verstehen, warum die Behörden sich Sorgen machen«, bemerkte ich. »Aber mir ist nicht klar, wieso das SO 10 eingeschaltet wird.«
Joesbury lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und verschränkte die Hände hinter dem Kopf. Er sah dünner aus, als ich ihn in Erinnerung hatte. An Brust und Schultern hatte er Muskeln eingebüßt. »Ein Netzwerk aus alten Freundinnen«, meinte er. »Dr. Oliver meldete sich bei ihrer alten Kommilitonin Dana, die sich wiederum mit ihrer früheren Ausbilderin bei der Polizei in Verbindung setzte, ebenfalls eine ehemalige Cambridge-Studentin.«
»Die da wäre?«
»Sonia Hammond.«
Joesbury wartete darauf, dass der Name mir etwas sagte. Tat er nicht.
»Commander Sonia Hammond«, half er nach. »Gegenwärtig Leiterin der Abteilung für verdeckte Ermittlungen bei Scotland Yard.«
Ich begriff. »Ihr Boss«, stellte ich fest. »Ich wusste gar nicht, dass Sie einer Frau unterstehen.«
Joesbury zog eine Augenbraue empor. Ich hatte ganz vergessen, dass er das konnte. »Mein Lebensschicksal«, sagte er. »Commander Hammond hat eine Tochter, die in Cambridge studiert, sie hat also besonderes Interesse an diesem Fall.«
»Trotzdem«, wandte ich ein. »Was in aller Welt glauben die denn, was eine Undercover-Operation in der City of Dreaming Spires bringen soll?«
»Ich glaube, das mit den träumenden Kirchtürmen ist Oxford«, erwiderte Joesbury. »Dr. Oliver hat da so eine Theorie, dass diese Selbstmorde nicht zufällig passieren. Sie glaubt, dass hier irgendwelche ausgesprochen finsteren Machenschaften im Gange sind.«
8
Nachdem Evi sich bei der jungen Polizistin bedankt hatte, schloss sie die Haustür ab und verriegelte sie. Sie war noch immer verstörter, als sie zugeben wollte. Die Polizistin war höflich gewesen, hatte das Haus gründlich durchsucht und betont, dass Evi sofort anrufen solle, wenn noch irgendetwas passierte. Abgesehen davon jedoch hatte sie nicht vor, mehr zu unternehmen, als einen Bericht zu schreiben. Es lägen keinerlei Hinweise auf einen Einbruch vor, hatte sie erklärt, und Tannenzapfen waren wohl kaum etwas Bedrohliches.
Die Frau hatte natürlich nicht unrecht. Evi war nicht die Einzige, die Schlüssel zu dem Haus besaß. Die Reinigungsfirma kam jeden Dienstag. Das Gebäude gehörte der Universität, und es war durchaus möglich, dass die Verwaltung kurzfristig etwas hatte reparieren lassen. Wieso von einem Wartungsteam Tannenzapfen ins Haus eingeschleppt worden sein sollten, war eine andere Frage, doch das war nichts, worüber eine junge Beamtin sich lange den Kopf zerbrechen würde.
Evi ging durch die Küche und füllte den Wasserkessel. Sie hatte ihn gerade eingeschaltet, als etwas am Küchenfenster kratzte. Sie fuhr so heftig auf, dass sie beinahe hinfiel.
»Nur der Baum«, sagte sie sich, während ihr klar wurde, dass sie ihre Schmerzmittel immer noch nicht genommen hatte. »Nur wieder dieser verflixte Baum.«
Evis Küche ging auf den ummauerten Garten hinter dem Haus hinaus, der bis zum
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