Dead Eyes - Der Fluch der Maske (German Edition)
endeten.
Die Augen hatten fast die gleiche Form wie derMund, nur waren sie nach unten gebogen, und die Winkel an der Nase waren weicher gezeichnet. Augenbrauen hatte sie keine, nur eine Reihe zarter Falten, so auch unter den Augen. Die Verkäuferin am Stand – eine junge Frau mit dickem Pullover, einer Wollmütze und langen roten Haaren zu beiden Seiten ihres runden Gesichts – sprach ihn auf Holländisch an, aber als sie merkte, dass er sie nicht verstand, wechselte sie ins Englische.
»Interessant, nicht?«, sagte sie. »Vielleicht japanisch. Gefällt sie dir?«
Alex schüttelte den Kopf und legte die Maske zurück. Doch kaum war er ein paar Schritte gegangen, als etwas ihn zurückhielt. Er blieb stehen und drehte sich um. Die Maske lag an dem Stand, wo er sie abgelegt hatte. Starrte ihn an, fast als hielte ihr undurchdringlicher Blick ihn gefangen. Die leeren Augen schienen ihn zu hypnotisieren, bis er zurückging und sie noch einmal in die Hand nahm.
»Wie viel kostet die?«
Alex war die Maske tatsächlich fast ein wenig zuwider. Aber aus irgendeinem Grunde musste er sie haben.
»Für dich – zwanzig Euro«, sagte das Mädchen und strich sich das Haar aus dem Gesicht. Eine lange Strähne blieb an ihrem Lippenstift hängen und durchschnitt ihr Gesicht wie eine lange rote Narbe.
Alex’ Vater hatte ihm nur zwanzig Euro für den ganzen Tag gegeben. Es war eine Menge Geld, aber trotzdem wusste er, dass er sie haben musste.
»Okay«, sagte Alex, gab die Maske der Standinhaberin zurück, holte sein Portemonnaie heraus und gab ihr das Geld in die Hand. Die Frau zählte die Scheine, hob den Pullover und steckte sie in einen Reißverschlussbeutel, den sie am Gürtel trug.
»Ich schlag sie noch in Papier ein«, sagte sie. »Brauchst du eine Tüte?«
»Ja, bitte«, sagte Alex, der sich mit einem Mal fragte, ob er nicht hätte handeln sollen. In dem Moment kam Angelien zurück. Alex nahm die Tüte und wandte sich ihr zu.
»Hey, ich hab dich schon gesucht«, sagte Angelien. »Was hast du gekauft?«
»Eine Maske«, sagte Alex. »Willst du sie sehen?«
»Klar«, sagte sie. »Nur, wie wär’s, wenn wir mal was essen gingen?«
Alex nickte.
»Wer war das am Telefon?«, fragte er. »Dein Freund?«
Angelien lächelte und kräuselte die Lippen.
»Geht dich gar nichts an«, sagte sie.
Wieder auf der Straße erreichten sie nach wenigen Minuten ein anderes Pfannkuchenhaus. Es war viel größer als das, in dem er zu Mittag mit seinemVater gegessen hatte. Es war eher wie ein Fastfoodrestaurant mit vielen Plastiktischen und Vasen mit Plastiktulpen.
Die Kellner sagten alle hallo, als sie hereinkamen, und eine Frau kam hinter der Theke hervor und küsste Angelien auf beide Wangen.
»Ich hab hier mal gearbeitet«, sagte Angelien, als sie sich an einen Tisch am Fenster setzten. »Ein paar Monate lang, als Kellnerin, als ich mit der Uni angefangen habe. Ist ganz schön anstrengend – meine Füße taten am Abend so weh … wie sagt man noch auf Englisch? Wenn einem die Füße wehtun?«
Alex zuckte mit den Achseln. »Weiß nicht.«
»Natürlich. Komm schon«, sagte Angelien mit zusammengezogenen Brauen, während sie nach dem Wort suchte. »Ich hasse es, wenn ich mich nicht erinnern kann.«
Ein Kellner kam an den Tisch, und Angelien bestellte einen Pfannkuchen mit gebratenem Speck, genau wie Alex.
Alex lächelte. Er wusste immer noch nicht, was er zu Angelien sagen sollte, und sah lieber aus dem Fenster als in ihr Gesicht. Er kannte ein paar Mädchen von der Schule, aber er hatte noch nie eine richtige Freundin gehabt oder auch nur eine Verabredung. Tatsächlich war er noch nie mit einem Mädchen allein in einem Café gewesen. Und seit derSache mit Molly wollte keines der Mädchen in der Schule auch nur mit ihm reden. Sie ignorierten ihn einfach oder kicherten, wenn er an ihnen vorbeiging.
Alex sah aus dem Fenster und beobachtete die Radfahrer, die scheinbar völlig angstfrei vor Autos und Motorrädern über die Kreuzung segelten. Ein Müllwagen setzte hupend rückwärts über den Vorderreifen eines an einen Baum geketteten Fahrrads. Der Fahrer sah aus dem Fenster, was er da angefahren hatte, dann legte er den Gang ein und ließ den Reifen zerbeult und nutzlos liegen.
»Bringen mich um!«, rief Angelien plötzlich und schlug mit der Hand auf den Tisch. Alex fuhr zusammen.
»Was?«
»Meine Füße bringen mich um«, sagte sie mit einem Grinsen. »Das war es, was ich meinte. Ich liebe den Ausdruck.«
Angelien
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