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Dead Man's Song

Dead Man's Song

Titel: Dead Man's Song Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Troll Trollson
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schüttelte den Kopf.
    Dann, völlig unerwartet, sagte er: »Es war nicht Berts Schuld.«
     
    Paragraph 125 Absatz 27 des Strafgesetzes besagte, daß jemand des Mordes schuldig war, wenn er den Tod eines Polizeibeamten, der sich in Ausübung seiner Pflicht befand, mutwillig herbeiführte. Maxie Blaine hatte niemanden getötet, aber er hatte auf einen Raum voller Cops gefeuert, die im Besitz eines Haftbefehls gewesen waren. Dies bedeutete, daß sie ihm gleich fünfmal versuchten Mord ersten Grades vorwarfen, ein Kapitalverbrechen, das für jeden Einzelfall mit fünfzehn Jahren bis lebenslänglich bestraft werden konnte. In dieser Stadt schoß man nicht auf einen Polizisten und kam ungeschoren davon. Kein Bezirksstaatsanwalt mit einem winzigen Rest an Selbstachtung ließ sich auf einen Handel ein, wenn er vier andere Polizeibeamte hatte, die aussagen würden, daß der gute alte Maxie Blaine mehrmals mit der Waffe geschossen hatte, die einen Polizeikollegen niedergestreckt hatte. Falls sie auch noch zivile Unterstützung brauchten, würden sie die gewiß von dem achtzehnjährigen Mädchen erhalten, das schreiend in Maxies Bett gelegen hatte und dessen Anwalt ihr geraten hatte, eisern zu schweigen, bis zu erkennen war, aus welcher Richtung in dieser Sache der Wind wehte.
    Der Anwalt des Mädchens - dessen Namen Rudy Ehrlich lautete - hatte keine Ahnung, daß der Wind in Richtung tödliche Injektion wehrte, in diesem Staat die Strafe für vorsätzlichen Mord. Bislang wußte Ehrlich nur, daß der »Freund« seiner Klientin einen Polizeidetective verwundet hatte und sie eine mutmaßliche Zeugin der Schießerei war. In solchen Fällen lautete Ehrlichs Motto: »Reden ist Silber, Schweigen ist Gold.« Genaugenommen war dies Ehrlichs Motto in jedem Strafrechtsfall. Er bekam viel Geld für diesen Ratschlag, der zum Allgemeinwissen eines jeden Schulkindes gehörte, das jemals auf Schußwaffen durchsucht worden war.
    Maxie Blaine wußte instinktiv und durch bittere Erfahrung während seines meteorhaften Aufstiegs innerhalb des Strafrechtssystems von Georgia, daß »Schweigen ist Gold« ein geradezu unbezahlbarer Rat war, wenn man es mit Gesetzeshütern zu tun hatte. Er wußte ebenfalls, daß er soeben einen Cop angeschossen hatte, und er wußte auch tief in seinem Herzen, daß er vor ungefähr einem Monat einen Mann getötet hatte, den die Medien später als Informanten der Polizei identifiziert hatten, tschüs, Rattie. Er vermutete, daß die Cops nur deshalb um zwei Uhr nachts an seine Tür geklopft hatten, weil sie unbedingt wissen wollten, ob er wirklich diesen miesen Bastard abserviert hatte. Was er auf keinen Fall zugeben wollte.
    In einer Situation wie dieser, wo sie ihn dabei erwischt hatten, wie er in einem Anflug von Panik auf einen Cop geschossen hatte, während die verdammte Kleine schrie wie eine Wahnsinnige, rechnete Blaine sich aus, daß vielleicht ein Handel abgeschlossen werden konnte, wenn er seine Karten richtig ausspielte. Während er einerseits nach einem Anwalt verlangte - kein erfahrener Gauner fragte nicht nach einem Anwalt, wenn er sich in Haft befand -, hatte er dennoch die Absicht, ihre Fragen zu beantworten, bis er erkannte, worauf sie hinauswollten. Sobald er ahnte, was sie wirklich in der Hand hatten - er sah keine Möglichkeit, wie sie ihn mit der Schießerei in der Pizzeria in Verbindung bringen konnten -, könnte er sich vielleicht aus der Sache rauswinden, vielleicht den Bezirksstaatsanwalt überreden, alles zu regeln, was er sich hatte zuschulden kommen lassen, inklusive der Sache bei Guido’s, und zu einer Abmachung gelangen, die ihm eine Entlassung auf Bewährung in zwanzig, vielleicht sogar fünfzehn Jahren ermöglichte. Mit anderen Worten, er dachte so, wie viele Kriminelle dachten. Er glaubte, zwei erfahrene Detectives, einen Lieutenant, der schon alles in dieser Richtung erlebt hatte, und seinen eigenen Anwalt, einen Mann namens Pierce Reynolds aus Tennessee, der natürlich auf Schweigen drängte, austricksen zu können.
    Das Verhör begann um sechs Uhr früh an diesem Morgen des 2. Dezember im Büro des Lieutenants. Blaines Anwalt hatte sich eingefunden und mit ihm beraten, und Blaine waren seine Rechte vorgelesen worden, und man hatte sich vergewissert, daß er sie auch verstanden hatte. Um sich für einen eventuellen Streit zwischen Anwalt und Klient abzusichern, ließ Reynolds ins Protokoll aufnehmen, daß er Blaine geraten hatte zu schweigen, und Blaine bestätigte, daß ihm dies

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