Dead Man's Song
empfohlen worden war. Nachdem diese Präliminarien erledigt waren, begann das eigentliche Verhör um Viertel nach sechs, indem Detective-Lieutenant Peter Byrnes sich von Maxie Corey Blaine seinen vollen Namen, Adresse und Arbeitsplatz nennen ließ. Letzteres war eine Poolhalle in Hightown, jedenfalls behauptete er das, aber schließlich sagte er nicht unter Eid aus.
Falls Blaine tatsächlich Schädel für jemanden einschlug, der mit dem kolumbianischen Drogenkartell in Verbindung stand, wie Betty Young sie informiert hatte, konnte er den Cops wohl kaum auf die Nase binden, daß dies sein Beruf war. Nicht, wenn er hoffte, sie überlisten und ihnen später einen Deal anbieten zu können. Noch war kein offizieller Stenograph anwesend, und auch aus dem Büro des Bezirksstaatsanwalts war noch niemand zugegen. Blaine schloß daraus, daß die Karten für ihn äußerst günstig gemischt waren. Die Cops glaubten, sie könnten ihm den Schuß auf Willis anhängen, wann immer sie dazu Lust hatten. Jemanden aus dem Büro des Bezirksstaatsanwalts herzuholen bedurfte lediglich eines kurzen Telefongesprächs. Aber sie machten Jagd auf einen dickeren Fisch. Sie wollten auf vorsätzlichen Mord hinaus.
Byrnes begann mit einem Laserschuß mitten in die Stirn.
»Kennen Sie jemanden namens Enrique Ramirez?«
Blaine blinzelte.
»Nein«, sagte er. »Ganz sicher nicht.«
»Ich dachte, Sie hätten mal für ihn gearbeitet«, sagte Byrnes.
»Ist das eine Frage?« meldete sich Reynolds.
»Herr Anwalt«, sagte Byrnes, »können wir uns auf ein paar grundlegende Regeln einigen?«
»Welche grundlegenden Regeln haben Sie im Sinn, Lieutenant? Ich dachte, ich kenne alle Regeln, seien sie grundlegend oder nicht, aber vielleicht irre ich mich ja auch.«
»Mr. Reynolds«, sagte Byrnes, »wir brauchen hier keine Gerichtssaaltheatralik, klar? Hier ist kein Richter, der über Einsprüche entscheidet, keine Jury, der man was vorspielen muß, Ihr Klient steht noch nicht mal unter Eid. Warum lassen wir es also nicht ganz ruhig und lässig angehen, wie es so schön in einem Song heißt.«
»Ist in dem Song auch von einem Polizisten die Rede, auf den geschossen wurde?« fragte Reynolds. »Deshalb ist mein Klient doch in Haft, oder?«
»Nun, Herr Anwalt«, sagte Byrnes, »wenn Sie ihn meine Fragen beantworten lassen, finden wir vielleicht am Ende heraus, weshalb wir hier sind, okay? Es sei denn, Sie wollen die ganze Sache abbrechen, was natürlich das Recht Ihres Klienten ist, wie Sie wissen.«
»Verdammt noch mal, lassen Sie ihn seine Scheißfragen stellen«, sagte Blaine. »Ich habe nichts zu verbergen.«
Berühmte letzte Worte, dachte Byrnes.
Reynolds dachte das gleiche.
Ebenso Kling.
Brown überlegte, ob dieser Hurensohn es mit brutalen Polizeimethoden versuchen würde, weil er ihm in seiner Wohnung einen Kinnhaken verpaßt hatte.
Blaine dachte plötzlich, daß er sehr vorsichtig sein mußte, denn irgendwie hatten sie von seiner Beziehung zu Enrique Ramirez erfahren, und das war eine Spur, die auf direktem Weg zu Guido’s Pizzeria und zu einer Menge verspritzter Tomatensauce führte.
Byrnes dachte, daß sie äußerst behutsam vorgehen müßten, denn sie hatten Betty Young Schutz versprochen. Sie hatten sie gebeten, ihnen zu vertrauen, und er konnte jetzt kaum ihren Namen nennen oder schildern, wie er in Besitz dieser Information gelangt war, die sie ihnen gegeben hatte.
»Diese Poolhalle, in der Sie arbeiten«, fuhr er fort. »Wem gehört die?«
»Ich habe keine Ahnung.«
»Sie wissen nicht, wer der Boß ist?«
»Nee. Der Manager gibt mir jede Woche meinen Scheck.«
»Wie heißt der Manager?«
»Joey.«
»Joey… und wie weiter?«
»Keinen blassen Schimmer.«
»Wie haben Sie diesen Job gefunden?«
»Ein Freund hat mir davon erzählt.«
»Wie lautet der Name Ihres Freundes?«
»Alvin Woods. Er ist nach Georgia zurückgekehrt.«
Sucht ihn doch, dachte er.
Den gibt es nicht, dachte Byrnes.
»Kennen Sie jemanden namens Ozzie Rivera?«
»Nein.«
»Oswaldo Rivera?«
»Noch nie von ihm gehört.«
»Wie steht es mit Joaquim Valdez?«
»Fehlanzeige.«
»Könnte das nicht dieser Joey sein, der Ihnen jede Woche Ihren Scheck aushändigt?«
»Ich kenne Joeys Nachnamen nicht.«
»Rivera wurden im vergangenen April beide Beine gebrochen. Haben Sie im vergangenen April schon in der Stadt gewohnt?«
»Ganz bestimmt. Aber ich weiß nichts von diesem Ozzie Rivera oder seinen gebrochenen Beinen. Das ist wirklich eine Schande.«
Ich
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