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Dead Man's Song

Dead Man's Song

Titel: Dead Man's Song Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Troll Trollson
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Zimmer sich Anfang Juni an ihn gewandt hatte, als sie die Rechte an der Originalmusik des Stücks vom Urenkel des Komponisten in Tel Aviv erworben hatten. »Er ist heute nicht hier«, sagte er, »aber die anderen schon.«
    Die Enkelin des ursprünglichen Texters war aus Los Angeles eingeflogen worden, wo sie als Immobilienmaklerin bei Coldwell Banker arbeitete. Sie hieß Felicia Carr und war so um die dreiunddreißig Jahre alt. Sie hatte rotblondes Haar und trug als einzige ein langes Kleid, ein grünes Seidenmodell, das ihre Figur umschloß wie eine zweite Haut. Sie unterhielt sich angeregt mit Naomi Janus, der Choreographin, die denselben schwarzen Cowboyhut auf dem Kopf hatte wie am vergangenen Dienstag. Naomi erzählte einem Mann namens Arthur Bragg, daß sie ein paar ungewöhnlich heiße Tanzsequenzen für die Speakeasy-Nummer, was auch immer das war, geplant hatte. Brown vermutete, daß Bragg der Orchesterchef der Produktion war, was auch immer das war. Er kam zum Schluß, daß viel zu viele Leute zugegen waren. Felicia meinte, sie könnte es kaum erwarten, die Tänze zu sehen, und sie liebe Musicals, in denen viele sexy Tänze vorkämen.
    »Wann sind Sie hergeflogen?« fragte Brown sie.
    »Gestern«, antwortete sie. »Mit der Nachtmaschine.«
    »Und wann wollen Sie wieder zurück?«
    »Ach, vorerst nicht. Ich will hier ein paar Weihnachtseinkäufe machen.«
    »Das alles ist für Sie sicherlich sehr aufregend, nicht wahr?«
    »O ja, das ist es!« sagte sie. »Ich kann die Premiere kaum erwarten!«
    »Wann wird die sein?«
    »Irgendwann im nächsten Herbst«, sagte Naomi. »Vorausgesetzt, wir kriegen ein Theater.«
    »Das liegt aber noch in weiter Ferne.«
    »Nun«, sagte Naomi, »das Stück hat seit 1928 in der Versenkung geschlummert, daher werden ein paar weitere Monate ihm wohl nicht schaden.«
    Der Enkel des Buchautors war ein Engländer namens Gerald Palmer. Er war Anfang vierzig, schätzte Carella, ein glattrasierter Mann, der dringend eines Haarschnitts bedurfte. Wie die beiden Detectives trug auch er einen Anzug, obgleich seiner ziemlich aus der Mode zu sein schien, ein Eindruck, der vermutlich durch seinen urbritischen Stil hervorgerufen wurde. Der Anzug war dunkelblau, und die Schuhe, die er dazu trug, waren braun. Mit seinem Cockneyakzent erklärte er Carella unnötigerweise, daß der Buchautor alles schrieb, was auf der Bühne neben den Gesangs- und Tanznummern gesprochen wurde. »Manchmal nennt man ihn auch den Librettisten«, sagte er. »Mein Großvater hat ein absolut wunderbares Libretto für das ursprüngliche Musical geschrieben. Ich weiß nicht, warum sie jemand anderen genommen haben, der es umschreiben soll.« Carella vermutete, daß man ihm nicht gesagt hatte, daß das Originallibretto »unmöglich« war.
    In genau diesem Moment stieß der Mann zu ihnen, der das Buch umgearbeitet hatte. Er war hochgewachsen und schlaksig. Carella schätzte ihn auf Ende fünfzig. Er trug Jeans, ein blaues Hemd mit offenem Kragen und eine grüne Strickjacke mit Schalkragen. »Clarence Hull«, stellte er sich vor und schüttelte jedem von ihnen die Hand. Er erklärte Palmer umgehend - fast, als glaubte er sich entschuldigen zu müssen, wie es Carella vorkam -, daß das Libretto seines Großvaters »für seine Zeit sehr künstlerisch« gewesen war, das waren seine Worte, aber das neue Jahrtausend etwas Packenderes, Handfesteres brauchte. Deshalb habe er sich entschieden, den Beginn des Stücks nicht wie das Original auf einer Farm in den East Midlands spielen zu lassen, sondern statt dessen in London. »Auf diese Art und Weise ist die Heldin kein einfaches Bauernmädchen, das nach Amerika kommt, sondern wirkt schon etwas sicherer und erfahrener, wenn sie von einer Stadt in die andere reist.« Palmer erzählte ihm, daß sein Großvater auch einmal ein richtiges Bühnenstück geschrieben hatte. »Eine Komödie«, sagte er, »über Fußball.« Daraus könne man sicherlich ein gutes Musical machen, gerade jetzt, da dieser Sport in Amerika doch so beliebt werde. Hull entgegnete knapp, das einzige Sportmusical, das jemals Erfolg gehabt habe, sei Damn Yankees gewesen. Dann entschuldigte er sich, um sein Champagnerglas neu aufzufüllen.
    Palmer erzählte Carella, daß er während der letzten fünfzehn Jahre im »Postzimmer«, wie er es nannte, eines Verlags namens Martins and Grenville gearbeitet habe, »der letzte Verlag am Bedford Square, Sie wissen schon. Ein sehr angesehenes Haus.« Er sagte weiter, daß er es

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