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Dead Man's Song

Dead Man's Song

Titel: Dead Man's Song Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Troll Trollson
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eine schöne, zu Herzen gehende Rede er doch gehalten habe, und ging hinüber zu ihren Leuten. Lorraine schlenderte dorthin, wo eine Reporterin von Ebony Foster gerade fragte, ob er vielleicht bereit wäre, sich für ein Foto nach draußen in den Regen zu stellen…
    »Unter einem Regenschirm natürlich«, sagte sie und lächelte ihn an. »Als Unterschrift hatte ich mir gedacht: >Stürmt, ihr Winde!<«
    »Macbeth«, sagte Foster sofort.
    »Womit ich natürlich auf die Mauer des Schweigens anspiele«, sagte die Reporterin.
    »Ich verstehe. Gedulden Sie sich zehn Minuten. Ich treffe Sie draußen.«
    Lorraine streckte ihm die Hand entgegen.
    »Das war wunderbar«, sagte sie.
    Foster ergriff die Hand.
    »Danke, Lorraine«, sagte er.
    Bis zu diesem Moment hatte sie nicht einmal geahnt, daß er ihren Namen kannte. Sie spürte, wie ihr plötzlich das Blut ins Gesicht schoß, der verräterische Fluch jeder Rothaarigen mit heller Haut. Bis zu ihren Zehenspitzen errötend, ließ sie seine Hand los und entfernte sich. Walter Hopwell rief ihr zu: »Lorraine? Möchtest du Kaffee?« Ein Mitglied der Fernsehcrew rief Bess zu, daß sie schnellstens wegen einer Reportage in die Stadt müßten, und alle Fernsehleute rannten hinaus, und zurück blieben nur die Zeitungs- und Illustriertenreporter und Fosters Leute, schwarz und weiß, und der Regen und die lange Nacht, die vor ihnen lag.
     
    Sie stand an der Straßenecke im Regen, einen baufälligen Regenschirm über dem Kopf, die Hälfte der Stangen zerbrochen, während der Regen herabrauschte, als würde er niemals mehr aufhören. Plötzlich stoppte ein dunkelblaues Auto am Bordstein, und das Fenster auf ihrer Seite wurde heruntergefahren.
    »Lorraine!« rief eine Männerstimme.
    »Wer ist da?« fragte sie und bückte sich, um in den Wagen zu schauen.
    »Ich«, sagte er. »Soll ich dich mitnehmen?«
    Sie ging zum Wagen und schaute genauer hin.
    »Oh. Hi«, sagte sie.
    »Steig ein«, sagte er. »Ich fahr dich nach Hause.«
    »Der Bus kommt jeden Moment.«
    »Es macht mir keine Umstände.«
    »Aber nur, wenn es auf deinem Weg liegt.«
    »Steig ein, ehe du ertrinkst«, sagte er und beugte sich über den Beifahrersitz, um die Tür zu öffnen. Sie rutschte auf den Sitz, klappte den Regenschirm zusammen, schwang die Beine hinein und zog die Tür hinter sich zu.
    »So ein Mistwetter«, schimpfte sie.
    »Wohin?«
    »Ecke Talbot und 28th.«
    »Stets zu Diensten«, sagte er, legte den Gang ein und steuerte den Wagen in den fließenden Verkehr. Die Scheibenwischer kämpften gegen den Regen. Die Heizung blies warme Luft auf ihre Füße und ihr Gesicht. Im Wagen war es so warm und sicher wie in einem Kokon.
    »Wie lange hast du schon da draußen gestanden?« wollte er wissen.
    »Zehn Minuten mindestens.«
    »Um diese Uhrzeit weiß man nie, wann der Bus kommt.«
    Die Digitaluhr im Armaturenbrett zeigte zweiundzwanzig Uhr siebenunddreißig.
    »Das macht mir nichts aus«, sagte sie. »Aber das Wetter!«
    »Schnee, Regen«, sagte er, »was kommt als nächstes? Und wir haben noch nicht mal richtig Winter.«
    »Ach, ich weiß«, sagte sie.
    »Wie hat es dir heute gefallen?«
    »Es war wunderbar.«
    »Ich konnte sehen, daß es dir Spaß gemacht hat.«
    »Ich arbeite gern für ihn, du auch?«
    »Natürlich.«
    »Warst du schon mal dabei, als er fürs Fernsehen interviewt wurde?«
    »Ein- oder zweimal. Er ist eine erstaunliche Persönlichkeit.«
    »Ich weiß, ich weiß.«
    Sie verstummten und dachten an die Protestversammlungen vor den Polizeirevieren am nächsten Tag. Dabei wurde ihnen auch bewußt, wie stolz sie darauf sein konnten, für diesen wundervollen Menschen zu arbeiten, der so viel für die Beziehungen zwischen den Rassen in dieser Stadt tat. Lorraine war einem Revier draußen in Majesta zugeteilt worden. Sie wußte noch nicht einmal genau, wo das war.
    »Ich hoffe nur, daß es nicht regnet«, sagte sie. »Morgen, meine ich.«
    »Oder schneit«, sagte er. »Schnee wäre noch schlimmer.«
    »Wo bist du?«
    »Vor dem Fünften. Unten im Quarter. In der Nähe des Ramsey U.«
    »Ich wohne gleich da vorn«, sagte sie. »Auf der rechten Seite.«
    »Okay.«
    Er lenkte den Wagen an den Bordstein und warf einen Blick auf die Uhr im Armaturenbrett. Sie zeigte acht Minuten vor elf.
    »Verdammt«, sagte er. »Jetzt versäume ich es bestimmt.«
    »Was denn?«
    »Die Nachrichten. Sie fangen um elf an. Er ist bestimmt die Meldung des Tages.«
    »Oh«, sagte sie. »Ja. Das ist schade.«
    »Na ja, es kommen

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