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Dead Man's Song

Dead Man's Song

Titel: Dead Man's Song Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Troll Trollson
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hatte, die da draußen umhermarschierten und Sprechchöre anstimmten. Er wußte, daß es ganz sicher falsch war, daß zwei Detectives losgezogen waren und einen Gefangenen in seiner Arrestzelle zusammengeschlagen hatten, ganz gleich, ob er schwarz oder weiß war. Aber dieser Mann unten in den Katakomben arbeitete für einen Drogenhändler, und ihm war genau das widerfahren, was er selbst für diesen Dealer erledigte: Er verprügelte Leute. Manchmal ermordete er sie auch, wie er es mit Danny Nelson getan hatte. Brown mußte sich die Frage stellen - und diese Frage stellte Reverend Foster niemals -, ob der Mann zusammengeschlagen worden war, weil er schwarz oder weil er einfach nur ein dummes Stück Scheiße war. Die Wahrheit würde man erst erfahren, wenn man die beiden Detectives fand, die Milagros aus irgendeinem Grund zusammengeschlagen hatten. Brown sah es so … Wenn man zuließ, daß jemand einen Schwarzen verprügelte, nur weil er schwarz war, könnte man das nächste Mal selbst an der Reihe sein. Er wußte, daß es auf dieser Welt eine Menge Hurensöhne gab, die sich nichts dabei denken würden, ihm nur wegen seiner Hautfarbe eins über den Schädel zu geben, das wußte er. Aber er war Cop. Und während seiner Tätigkeit hatte er so manchen schwarzen Hurensohn ausgeschaltet, der ihm ans Leder wollte, und in diesen Fällen hatte das nichts mit der Hautfarbe zu tun gehabt. Er hatte es auch nicht bedauert. Das war die Wahrheit. Ob es gerecht war, das war eine andere Geschichte.
    Auf seinem Weg in den Dienstraum gewahrte er als erstes eine rothaarige junge Frau, die an Bert Klings Schreibtisch saß.
    Meyer informierte ihn, daß sie auf jemanden wartete, der Vergewaltigungen bearbeitete.
     
    Sie sah ganz und gar nicht wie ein Cop aus und erst recht nicht wie jemand, der mit Lorraine über eine Vergewaltigung sprechen wollte. Sie war Mitte dreißig, schätzte Lorraine, mit schwarzem, stufig geschnittenem Haar und braunen Augen hinter einer Designerbrille, eine schlanke mittelgroße Frau, die einen Mantel trug, wie man ihn manchmal bei Offizieren der Navy sehen konnte, ohne Hut und Handschuhe, obgleich die Temperatur an diesem Morgen unter den Gefrierpunkt gesunken war und ein heftiger Wind wehte. Eine blaue Ledertasche hing von ihrer linken Schulter herab. Lorraine vermutete, daß eine Waffe darin steckte, wenn sie ein Cop war, obgleich sie überhaupt nicht aussah wir ein Cop. »Miss Riddock?« fragte sie und streckte die Hand aus. »Ich bin Detective Annie Rawles.« Sie tauschten einen kurzen Händedruck aus. »Gehen wir ein Stück den Flur entlang, okay?« schlug sie vor. »Dort sind wir ungestört.«
    Lorraine nickte und folgte ihr durch die Schwingtür im Holzgeländer und dann einen Korridor entlang zu einer Tür mit der Aufschrift verhörzimmer auf der oberen Milchglasscheibe. Der Raum dahinter hatte keine Fenster. Sie nahmen an einem langen Tisch Platz, der mit Brandflecken von unzähligen Zigaretten übersät war. Ein Spiegel hing an einer Wand. Lorraine fragte sich unwillkürlich, ob es wohl ein Einwegspiegel war. Sie hätte auch gern gewußt, ob hinter der fleckigen grünen Wand jemand saß und alles beobachtete und belauschte.
    »Wollen Sie darüber sprechen?« fragte Annie.
    Das Mädchen sah nicht so aus wie das übliche Vergewaltigungsopfer. Gewöhnlich sah man bei ihnen eine stumme, geschockte Haltung, einen unsteten Blick in den Augen. Gewöhnlich waren die Schultern herabgesunken und die Finger ineinander verkrampft wie bei einem Gebet, die Knie zusammengepreßt, und auf dem Gesicht lag ein Ausdruck der Scham. Statt dessen funkelten Lorraines Augen vor Zorn, und ihr Mund war eine schmale kleine Linie in ihrem Gesicht. Als sie zu reden begann, war ihre Stimme klar und deutlich.
    »Ich wurde vergewaltigt«, erklärte sie.
    »Wann ist das passiert?«
    »Vergangene Nacht.«
    »Um welche Uhrzeit?«
    »Das weiß ich nicht.«
    »Sie wissen…«
    »Irgendwann nach elf Uhr.«
    »Wo, Miss Riddock?«
    »In meinem Apartment.«
    »Wie ist er in ihr Apartment gelangt?«
    »Ich habe ihn eingeladen.«
    »War es eine Verabredung?«
    »Nein. Wir arbeiten zusammen.«
    »Erzählen Sie, was geschehen ist.«
    »Ich weiß nicht, was geschehen ist.«
    »Sie wissen nicht…«
    »Ich erinnere mich nicht. Aber ich weiß, daß ich vergewaltigt wurde.«
    »Haben Sie etwas getrunken, Miss Riddock?«
    »Ja.«
    »Wieviel haben Sie getrunken?«
    »Nur ein Bier. Wir tranken Bier, während wir vor dem Fernseher saßen. Reverend

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