Dead Man's Song
rief sie: »Eins, zwei, drei, hallo, hallo, hallo, okay?… Wollen Sie meinen Rat?« fragte sie Foster.
»Gern«, sagte er.
»Lassen Sie das mit King. Die Leute schauen nur auf ihn, anstatt auf Sie.«
»Was schlagen Sie statt dessen vor?« fragte Foster.
»Versuch mal folgendes, Will«, sagte sie ins Mikrofon. »Auf mich für die Einleitung, dann auf das King-Bild und dann hinüber zum Reverend.« Sie wartete einen Moment und fragte dann: »Wie sieht das aus?« Sie lauschte ihrem Ohrhörer und sagte: »Okay, super. Sie haben jetzt beides, Reverend«, sagte sie dann zu Foster. »Bin ich nicht gut? Sagen Sie ein paar Worte für den Ton, okay?«
»Eins, zwei, drei, vier«, sagte Foster.
»Danke«, sagte sie. »Ich spreche die Einleitung, dann ein Schwenk auf King und dann zu Ihnen. Sag, wenn du bereit bist, Jimmy«, meinte sie zu jemandem.
»Ich will erst noch nachladen«, sagte Jimmy. »Wir sind fast am Ende.«
Sie wartete, während er die Kassette wechselte, und meinte dann: »Okay, zehn Sekunden, bitte. Achtung, Leute!«
Eine junge Frau mit einem Kopfhörer begann den Countdown: »Zehn, neun, acht, sieben, sechs …« und verstummte, während sie die Sekunden an den Fingern herunterzählte und dabei die Hand der Reporterin entgegenstreckte - fünf, vier, drei, zwei, eins - und dann den Zeigefinger auf sie richtete, während im gleichen Moment das rote Licht an der Kamera zu blinken begann.
»Hier ist Bess MacDougal in der First Baptist Church in Diamondback, wo der Reverend Gabriel Foster eine Pressekonferenz einberufen hat.«
Die Kamera schwenkte an dem King-Foto vorbei und richtete sich auf Foster, der einen ernsten, aber zugleich leicht zornigen Gesichtsausdruck hatte. Regentropfen rannen am Fenster hinter ihm herab.
»Es ist mir egal, welche Hautfarbe ihr da draußen habt«, sagte er, »aber ihr müßt mir glauben, daß das, was der Bürgermeister heute verkündet hat, nicht der Wahrheit entsprach und ungerecht war. Wahrheit und Gerechtigkeit! Darum geht es, und nur das ist wichtig!«
»Jawohl, Rev!« rief jemand.
»Der Bürgermeister hat erklärt, es wäre keiner seiner Detectives gewesen, der am Samstag abend in den Katakomben erschien und Hector Milagros zusammenschlug, und das ist nicht wahr! Der Bürgermeister hat erklärt, Hector Milagros sei ein geständiger Mörder und verdiene nicht das Mitleid der Menschen dieser wundervollen Stadt, und das ist nicht gerecht!«
»Hört, hört!«
»Es ist mir egal, ob du ein streitsüchtiger schwarzer Mann bist, der eine Pistole braucht…«
»Sag’s ihnen, Rev!«
»Es ist mir egal, ob du so ein Mensch bist oder eine bigotte Seele, die alle Weißen freundlich anlächelt und ihnen hinter ihrem Rücken wünscht, tot umzufallen…«
»Oh, Gott!«
»Ganz gleich, was für ein Afroamerikaner du bist, reich oder arm, Doktor oder Arbeiter, ob du klug oder dumm bist, ob Telefonistin oder jemand, der auf Händen und Knien den Boden schrubbt, wie meine Mama es getan hat, als ich in Mississippi zur Welt kam … ich weiß auf jeden Fall tief in meinem Herzen und in meiner Seele, daß es da draußen keinen einzigen unter euch gibt - ob schwarz oder weiß -, der nicht über das entsetzt ist, was diesem Mann zustieß, während er in Untersuchungshaft saß und alles Recht auf Schutz hatte.«
Der Applaus war ohrenbetäubend.
Bess MacDougal hörte und schaute zu und wartete auf ihr Zeichen, ins Studio zurückzuschalten.
»Daher verspreche ich euch heute folgendes. Ab acht Uhr morgen früh, wenn Schichtwechsel ist, werden vor jedem Polizeirevier in der Stadt Leute aufmarschieren! Tausende werden es sein, die vor den Katakomben erscheinen, um ihre Stimmen im Protest zu erheben und eine Untersuchung zu fordern, die zur Verhaftung der beiden Detectives führen soll, die für diesen brutalen Akt gegen einen Mann in Gefangenschaft verantwortlich sind! Wir werden nicht nachgeben, bis wir die Wahrheit erfahren! Wir werden nicht schweigen, bis für Gerechtigkeit gesorgt ist! Wahrheit und Gerechtigkeit! Nur darauf kommt es an, und nur das verlangen wir!«
Das Mädchen mit den Kopfhörern deutete wieder auf Bess.
»Sie hörten Reverend Gabriel Foster«, sagte sie, »hier in der First Baptist Church in Diamondback. Ich bin Bess MacDougal. Zurück zu euch, Terri und Frank.«
Gelächter erklang, schwarz und weiß, das Rauschen des Regens gegen die Fenster, die flappsigen Bemerkungen der Fernsehcrew, die ihre Geräte zusammenpackte. Bess MacDougal meinte zu Foster, was für
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