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DEAD SEA - Meer der Angst (German Edition)

DEAD SEA - Meer der Angst (German Edition)

Titel: DEAD SEA - Meer der Angst (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Curran
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geben.«
    Gosling dachte darüber nach. George wusste genau, was in seinem Kopf vorging: Ihm gefiel der Gedanke nicht, wieder dieses Rauschen zu hören. Es setzte einem zu, vor allem, wenn man sich dem unheimlichen Gefühl hingab, dass es sich nicht nur um Rauschen handelte, sondern um etwas, das lebte und lauschte.
    »Gute Idee«, stimmte Soltz zu.
    Gosling sah George an und zuckte nur die Schultern. Was sollte er sonst tun?
    Gosling ging zum Bug, wo die gesamte Notausrüstung in wasserdichten, mit Reißverschlüssen gesicherten Fächern untergebracht war. Er holte das UKW-Gerät heraus und schaltete es ein.
    George blieb am Eingang und schielte hinaus.
    Während die anderen zu Gosling gingen, blieb George einfach sitzen und dachte nach – dachte an das, was er im Nebel gesehen hatte. Selbst jetzt noch erfüllte es ihn mit einer entsetzlichen Angst. Etwas, das einem unter die Haut kroch und sich dort einnistete wie Milben. Das Bild dieses grausigen kleinen Mädchens – er wurde es nicht los, ebenso wenig wie den Gedanken, was sie wohl mit ihm gemacht hätte.
    Er wusste, dass es keine Halluzination gewesen war. Sie war dort gewesen. Aber was bedeutete das für ihn? Dass er an Gespenster glaubte?
    Nein, absolut nicht, dachte er. Ich glaube nicht an Geister und Gespenster. Ich habe nicht daran geglaubt, bevor ich an diesem entsetzlichen Ort gestrandet bin, und ich glaube auch jetzt nicht daran.
    Aber wenn sie kein Geist gewesen war, was dann?
    Diese Gedanken wälzten sich immer wieder durch Georges Kopf. Sie hatte Kleidung getragen, die, wie er vermutete, aus dem 19. Jahrhundert stammte. Wahrscheinlich lag er damit nicht allzu weit daneben. Er bezweifelte, dass sein Gehirn für eine Halluzination eine so überzeugende altertümliche Mode erschaffen konnte. Alles wirkte sehr überzeugend – ihr Haar, ihr Kleid, alles. Immer und immer wieder hatte er darüber nachgedacht, und immer wieder gelangte er zu demselben Ergebnis: Das Mädchen war kein Geist, sondern etwas anderes – etwas, das so tat, als handele es sich um den Geist eines kleinen Mädchens.
    Das war nicht weniger gruselig als die Geistertheorie, aber zumindest ergab es einen Sinn.
    Denn kurz bevor es passierte, meinte George eine Bewegung registriert zu haben, und in seinem Kopf hatten Bilder von Geisterschiffen herumgespukt und von Gespenstern, die aus ihren nassen Gräbern auferstanden. Nur Fantasien – aber etwas dort draußen, wahrscheinlich sein hypothetischer Nebelteufel, hatte seine Gedanken gelesen und ihm das präsentiert, was ihm am meisten Angst einjagte.
    Eine absurde Vorstellung ... und doch glaubte er es beinahe.
    Das Tote Meer – als Eigenname, denn so nannte er es mittlerweile in seinen Gedanken – steckte voller entsetzlicher Bedrohungen. Bei den meisten handelte es sich nur um Produkte einer aus den Fugen geratenen Biologie, doch dieses andere, dieser Nebelteufel – diese Präsenz, die er im Rauschen gespürt hatte – war vielleicht der eigentliche Buhmann. Ein Wesen, das genau wusste, was einem Angst einjagte, das in der Lage war, diese Angst roh und triefend dem Bewusstsein seines Opfers zu entreißen und sie ihm vor die Nase zu halten – womöglich geilte es sich daran auf. Und dabei suchte das Wesen aller Voraussicht nach nicht nur dieses Meer heim, sondern Dutzende weitere – dasselbe Wesen, das Seeleuten seit Jahrhunderten Angst und Schrecken einjagte, seit der Mensch begonnen hatte, die Meere zu befahren. Ein Wesen, das Geisterschiffe erschuf und Seedämonen und kriechende, namenlose Wesen, die Seeleute zu Tode erschreckten oder zum Stoff von Legenden wurden.
    Hirngespinste? Denkbar, aber es würde einiges erklären, nicht wahr? George glaubte nicht, dass es Monsteraale erschuf oder Schwärme seltsamer leuchtender Fische oder komische kleine Viecher, die sich an Rudern festbissen – das konnten nur Schöpfungen der Natur sein, einer zutiefst perversen und fremdartigen Natur, aber eben der Natur. Nein, was es auch war, es war nicht so grob in seiner Kreativität, nicht so allgemein. Wenn es jemandem Angst einjagte, dann auf eine persönliche, intime Weise.
    So wie bei ihm.
    Als George so in den Nebel starrte und diesen Gedanken nachhing, wurde ihm immer ängstlicher zumute, deshalb ging er lieber zu den anderen nach vorn. Das Funkgerät lief, und Gosling sendete seine Signale aus. Das Rauschen pulsierte langsam mit einem fast hypnotischen Surren, das beim Hörer den Wunsch erweckte, sich schlafen zu legen. Und zu

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