DEAD SEA - Meer der Angst (German Edition)
Schießpulver.
Saks grinste. »Na, ich schätze, jetzt seid ihr Jungs am Arsch.«
Cook und Fabrini sahen ihn nur an und warteten auf die Kugeln.
Crycek dagegen sah wie üblich so aus, als warte er auf etwas ganz anderes.
»Welchen von euch soll ich zuerst töten?«, fragte Saks.
»Töte mich«, krächzte Fabrini, »du feiges Schwein.«
»So einfach ist das nicht, Fuckbrini. Ganz und gar nicht einfach.« Er klopfte Menhaus auf die Schulter. »Denn ich werde meinen Kumpel hier entscheiden lassen.«
»Nein«, protestierte Menhaus mit ausdrucksloser Stimme. »Das werde ich nicht tun.«
»Doch, das wirst du. Denn sonst töte ich dich .«
Der Pistolenlauf bohrte sich in Menhaus’ Rücken. Er bedeutete Tod, und das war Menhaus jetzt auch klar. Er hatte gedacht, er könnte sich Saks anschließen und ihn besänftigen; ihn davon abhalten, die anderen zu töten, aber so einfach war es nicht. Er hatte die sadistische Komponente von Saks’ Wahnsinn unterschätzt. Der Mann musste derart durchgeknallt sein, dass er gar nicht mehr registrierte, wie verrückt er eigentlich war. Zwischen richtig und falsch konnte er längst nicht mehr unterscheiden. Oder war Saks gar nicht so verrückt, wie Menhaus dachte? Hatte er das alles von langer Hand geplant? Wollte er Menhaus nur deshalb auf seiner Seite haben, weil es zu seiner Strategie passte? Weil er einen unfreiwilligen Mordkomplizen haben wollte?
»Welcher, mein Freund, welcher?«, fragte Saks fröhlich.
Menhaus hatte keinen Speichel mehr. Trotzdem versuchte er, seine Lippen zu befeuchten. »Das ist Wahnsinn, Saks. Dafür kommen wir in den Knast.«
Saks lachte auf. »Mein Gott, Menhaus! Sieh dich um! Siehst du hier irgendwelche Bullen oder Richter oder Gefängnisse? Nein, wir tun, was wir wollen. Hier herrscht Faustrecht.« Er drückte die Pistole fester in Menhaus’ Rücken. »Jetzt entscheid dich.«
Fabrini und Cook starrten ihn weiter kalt und hasserfüllt an. Menhaus bewunderte die beiden, wie er noch nie jemanden in seinem Leben bewundert hatte. Sie waren Männer. Richtige Männer. Richtige menschliche Wesen. Innerlich hatten sie eine Scheißangst, und trotzdem blickten sie tapfer dem Tod ins Auge. Keiner von ihnen erniedrigte sich, das zu tun, was er tat. Eher wollten sie sterben.
Aber sie verstehen es nicht, sie verstehen mich nur nicht. Ich habe das doch nur getan, um sie zu retten ...
Und er hatte recht: Sie verstanden es nicht. Sie hielten ihn für schwach, egoistisch und innerlich leer. Das war es, was sie dachten, und es gab nichts, was Menhaus sagen konnte, um sie vom Gegenteil zu überzeugen.
»Also?«, hakte Saks nach.
»Cook soll es sein«, flüsterte Menhaus.
Cook starrte ihn ungerührt an.
Crycek begann zu kichern. »Da hocken sie alle beieinander, die kleinen Marionetten«, sagte er mit trockener, krächzender Stimme, »und tun, was man ihnen sagt. Ihr seid alle so unglaublich dumm, jeder Einzelne von euch. Und ganz besonders du, Saks, du bist die dümmste kleine Puppe von allen. Er ist dort draußen, er beobachtet und belauscht uns, und er wird stärker, je schwächer wir werden. Nur dass er nicht nur einer ist, sondern viele. Sie verstecken sich im Nebel, und sie ziehen an euren Fäden und lassen euch tanzen, und du, du verdammter dummer kleiner Mann, du lässt es zu! Du lässt sie machen! Sie beherrschen deinen Geist, sie machen, dass du gehst und redest und hasst und tötest – du bist der Dümmste von allen! Der Dümmste! «
»Halt deine gottverdammte Fresse!«, schrie Saks ihn an. Er nahm die Pistole aus Menhaus’ Rücken und zielte mitten in Cryceks grinsendes Gesicht. Mitten in die bleiche Maske mit dem schiefen, irren Grinsen.
Aber Crycek schüttelte nur den Kopf. »Ich muss überhaupt nicht die Klappe halten, und ich werd’s auch nicht tun! Dich besitzen sie bereits, aber mein Geist gehört noch mir. Sie können nicht in meinen Kopf, weil ich sie nicht reinlasse. Ich lasse nicht zu, dass sie fett in ihrem Netz sitzen und die Säfte meines Geistes aussaugen!« Er presste die Fingerspitzen an die Schläfen. »Ich treffe meine eigenen Entscheidungen, hörst du? Nicht du – und auch nicht sie!«
»Du bist völlig übergeschnappt«, sagte Saks.
Aber Crycek versicherte ihm, dass er sich im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte befand. Saks sollte ihn ruhig erschießen, die Kugeln töteten ihn so oder so nicht wirklich. »Es wird vielleicht so aussehen, als täten sie es – aber bin ich dann wirklich tot? Oder ist es nur etwas, das sie
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