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DEAD SEA - Meer der Angst (German Edition)

DEAD SEA - Meer der Angst (German Edition)

Titel: DEAD SEA - Meer der Angst (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Curran
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Algenteppich so dick und verknotet war, dass sie die Ruder als Stangen benutzen mussten, um das Rettungsboot hindurchzustaken. Aus der Nähe und ohne die dichten Nebelschwaden dazwischen erkannten sie, dass das Schiff etwa 120 bis 150 Meter lang sein musste. Mit lang gezogenen Decks, von denen zwei hohe Schornsteine ins Zwielicht ragten. So ein Schiff hatte Cook vorher noch nie gesehen. Auf hohen Stahlpfeilern erhob sich das, was die Brücke oder das Ruderhaus sein musste, über das Vordeck. Direkt dahinter erstreckte sich bis zum Heck ein Gewirr aus Ladebäumen, Gerüsten und Kränen, die wie fleischlose Rippen aufragten. Das ganze Schiff erinnerte an das Skelett eines riesigen, im Seetang gefangenen Meeresungeheuers.
    Als sie am Rumpf entlangstakten, verkrampfte sich Cooks Magen. Beim Anblick des Schiffs aus direkter Nähe – so riesig, leblos und bedrohlich –, begann er zu frösteln. Seine Kaumuskeln zitterten. Tot mochte das Schiff sein, aber nicht unbewohnt.
    Das Rettungsboot kam ganz gut durch den Tang voran, genau genommen glitt es die meiste Zeit über den Algenteppich. Trotzdem war es schwere Arbeit, sich so mit den Stangen voranzuschieben. Aber die Anstrengung und der Schweiß fühlten sich gut an.
    Nach einer gefühlten Stunde schwenkten sie auf die Heckseite des Schiffs. Als sie seinen Schatten passierten, schienen sich die Algen schwarz zu verfärben. Nicht grau, wie man es in den Schatten erwartet hätte, sondern pechschwarz und ölig. Als Cook noch einmal genauer hinsah, wirkte ihre Farbe wieder völlig normal.
    Wie auf einem Friedhof um Mitternacht, so kam es ihm vor. Eigentlich hatte man keine Angst vor Gespenstern, und die Toten waren tot, aber ... man wollte nicht dort sein. Man wusste nicht, warum, man wollte es einfach nicht. Man gehörte nicht dorthin.
    Als sie sich an der Steuerbordseite durch den wabernden Nebel schoben, sagte Saks: »Sieht aus, als werden wir erwartet.«
    Jetzt sahen die anderen es auch: Das Fallreep war unten. Cook und Fabrini brachten das Boot dichter an das Schiff heran, wo die Algen so dick und verfilzt herunterhingen, dass sie sich wie durch Schlamm hindurchkämpfen mussten. Endlich erreichten sie den Aufgang.
    »Was hängt da für ein Mist dran?«, fragte Fabrini.
    »Irgendein Glibber«, erwiderte Menhaus naserümpfend.
    Die Stufen und der Handlauf des Fallreeps waren von etwas Spinnwebartigem überzogen. Bei näherem Hinsehen entpuppte es sich als grau-weißes Pilzgeflecht, eine muffig riechende Wucherung, die aussah, als sei sie aus dem Algenteppich herausgewachsen und hätte sich in ölig aussehenden Stücken und Klumpen den Rumpf hinaufgeschleimt. Cook stieß das Zeug mit dem Ruder an, und schwarzer Saft quoll hervor.
    »Hast du schon mal solche Pilze gesehen?«, fragte er Crycek, in der Hoffnung, dass dessen maritimes Wissen den Mann nicht gänzlich im Stich ließ.
    Aber Crycek schüttelte nur den Kopf.
    »Sieht aus, als frisst es sich durchs Metall«, meinte Saks.
    Er hatte recht.
    »Menhaus«, sagte Cook. »Meinst du, du kannst Saks hier bewachen? Kriegst du das hin?«
    Was er eigentlich wissen wollte, war natürlich: Können wir darauf vertrauen, dass du nicht Mitleid mit diesem Arschloch bekommst und ihn losbindest?
    Menhaus nickte ernst. »Was ist mit Crycek?«
    »Ich bleibe hier«, sagte der. Anscheinend hatte sein Verstand wieder zu ihm zurückgefunden. »Besser, als auf dieses Spukschiff zu klettern.«
    »Mein Gott«, rief Saks. »Jetzt bindet mich schon los. Ich bin okay. Ich hatte nur die Nerven verloren, das ist alles. Jetzt bin ich wieder okay.«
    Cook vertäute das Rettungsboot am Fallreep, sorgsam darauf bedacht, den Pilzbewuchs nicht zu berühren. Er zuckte zusammen, als das Nylonseil in die zitternde Masse hineinschnitt und sie aufs Neue zum Bluten brachte. »Trotzdem bleibst du gefesselt, bis wir uns anders entscheiden.«
    »Also wahrscheinlich für immer«, fügte Fabrini hinzu.
    Cook nahm die Pistole und steckte sich einen Leuchtstab ins Hemd. Fabrini nahm das Messer, dann stiegen sie hinauf. Das Fallreep erzitterte, als Cook es mit seinem Gewicht belastete. Es ächzte und schaukelte, hielt aber. Er spürte, wie die Stufen leicht unter den Stiefeln nachgaben, glaubte aber, dass sie ihn tragen würden.
    Fabrini war nicht besonders wild darauf, an Bord des Wracks zu gehen, aber er wollte nicht als Feigling dastehen. Vor allem nicht vor Saks. Trotz der veränderten Situation setzten sich die Machospiele zwischen den beiden fort.
    Als sie die

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