Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
DEAD SEA - Meer der Angst (German Edition)

DEAD SEA - Meer der Angst (German Edition)

Titel: DEAD SEA - Meer der Angst (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Curran
Vom Netzwerk:
gegeben. Ich fürchte, dass Besatzung und Passagiere, wenn unsere Lage weiterhin unverändert bleibt, in den Zustand der Primitivität zurückfallen werden. Es muss etwas geschehen. Um unserer Leben und Seelen willen müssen wir etwas unternehmen.
    (später)
    Wir ruderten durch die Algen, und sobald wir in offenes Wasser kamen, manövrierten wir mittels des Außenbordmotors durch die Kanäle des Algenteppichs. Wobei ich jedoch die Bezeichnung »offenes Wasser« mit einer gewissen Zurückhaltung gebrauche. Das Wasser ist rosa und schwer und überzogen von einem zitternden Schleim, der mich an Gelatine erinnert. Klumpen von Seetang und verrotteter Unrat jeglicher Art treiben darin. Dr. Asper meint, dieses unbekannte Meer erinnere ihn an eine organische Suppe.
    Nach etwa einer Stunde sichteten wir ein Dampfschiff, das in einer anderen Tangmasse festhing. Wir beschlossen, an Bord zu gehen, und ich wünschte bei Gott, wir hätten es nicht getan. Wir benutzten eine Enterleiter, um über die Reling zu steigen. Eine Namensplatte an der Brücke wies das Schiff als die Korsund aus Kopenhagen aus. Obwohl von einem absonderlichen schleimigen Pilzgeflecht und großen Flecken Moos überwuchert, war sie ein ansehnlicher Dampfer. Gerader aufsteigender Bug und elegant geschwungenes Heck. Der Deckaufbau erwies sich als Irrgarten aus Ladebäumen und Kränen, behangen mit einem Netz aus Kabeln und Stützstreben. Zwei große Schornsteine, hohe Windhutzen und ein schönes, langes Deckshaus. Ja, ein stolzes und robustes Schiff. Aber aufgegeben – wenn auch, wie wir entdeckten, nicht leer.
    Auf dem Hauptdeck fanden wir große geschwärzte Bereiche. Einige der Schotten zerfielen, als wir sie berührten. Ich vermute, dass eine sehr große Hitze direkt auf sie gerichtet wurde. Innerhalb des Deckshauses fanden wir Dutzende tote Männer. Viele hatten sich selbst mit Rasiermessern getötet oder sich erhängt. Ein makabrer Anblick. Das Schiff hatte die Atmosphäre einer Leichenhalle, einer geschändeten Gruft oder eines Obduktionssaals. Wir spürten es alle. Wir entdeckten Männer in ihren Kojen, die zu Schlacke verbrannt waren, zu äschernen Mumien oxidiert durch eine alles verschlingende, selektive Hitze, die die Laken oder Kissen nicht einmal angekokelt hatte! Einige meiner Männer begannen sofort von Hexerei und dergleichen zu flüstern, doch Dr. Asper und ich glauben nicht, dass es eine solche treffende, wenn auch beunruhigende Erklärung für diese Vorkommnisse gibt.
    Den Kapitän fanden wir in seiner Kajüte. Er saß in seinem Stuhl und hatte sich die Pulsadern mit einem Rasiermesser aufgeschnitten, das er noch in seiner Hand hielt. Doch sein Gesicht – eine Maske äußersten Grauens, seine Augen starrten etwas an, das wir nicht sehen konnten. Es schien, als hätte er sich getötet, bevor das, was er dort sah, ihn holen konnte.
    Im Ruderhaus stießen wir auf weitere Leichen. Doch diese waren nicht verbrannt oder anderweitig verstümmelt, abgesehen von zahlreichen Quetschungen. Dr. Asper untersuchte sie und berichtete, dass sie augenscheinlich an entsetzlichen Anfällen gestorben seien, ihre Knochen gebrochen, die Gliedmaßen ausgerenkt, die Bauchmuskeln überstreckt und gerissen. Sie alle trugen den gleichen Ausdruck wahnsinnigen Grauens im Gesicht wie der Kapitän – die Zähne gebleckt, die Münder zu Schreien aufgerissen, die Gesichter zu irren Masken verzerrt, die Augen hervorgetreten. Und diese Augen, großer Gott, niemals habe ich so etwas gesehen. Sie waren komplett weiß, doch nicht glasig wie durch Verwesung, sondern als habe man alle Farbe aus ihnen herausgesaugt oder als hätten sie etwas gesehen, so furchtbar und grauenvoll, dass sie vor Entsetzen sämtliche Pigmente verloren.
    Später unterzog Dr. Asper im kargen Behandlungszimmer der Korsund einen dieser Leichname einer groben Autopsie. Er berichtete mir, dass sämtliches Nervengewebe zu einer Art Brei geworden sei, das Gehirn nicht mehr als eine Art dünnflüssigen Schleims – wie innerhalb des Schädels zerkocht. Was, so fragten wir uns, konnte solche furchtbaren Anfälle und gewaltsamen Krämpfe hervorrufen? Was konnte einem Mann das Gehirn im Schädel buchstäblich zerschmelzen und seine Augäpfel bleichen?
    Untersuchungen an einigen anderen Leichen ergaben das gleiche Ausmaß an Schäden. Dr. Asper entdeckte weiterhin, dass die inneren Organe sich zu einer Art weißer Gallertmasse verwandelt hatten, an der er sich die Finger verbrannte, als er sie berührte. Ähnliche

Weitere Kostenlose Bücher