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DEAD SEA - Meer der Angst (German Edition)

DEAD SEA - Meer der Angst (German Edition)

Titel: DEAD SEA - Meer der Angst (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Curran
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glaube, dieser Nebelteufel ist für vieles davon verantwortlich.«
    »Ich geh ein bisschen spazieren, bis die Märchenstunde rum ist«, sagte Saks und stand auf. »Wenn euch die Ideen ausgehen: Da gibt’s noch die Geschichte von dem Typen mit der Hakenhand beim Petting.«
    »Setz dich hin, Saks«, sagte George.
    »Was?«
    »Setz ... dich ... hin!«
    »Was glaubst du, wer du bist? Spielst hier den Boss oder was?«
    George sprang auf die Beine, ebenso Fabrini. »Ich bin der Typ, der dir sagt, dass du dich auf deinen beschissenen Arsch setzen und zuhören sollst, ob du willst oder nicht!«
    »Glaubst du, du kannst mich dazu zwingen?«
    »Ich nicht. Aber Fabrini bestimmt.«
    Saks setzte sich wieder. »Okay, okay, dann mach weiter. Erzähl halt deine albernen Gespenstergeschichten. He, Elizabeth? Gibt’s hier Popcorn?«
    Er hielt das alles für einen großen Witz, aber das freche Feixen verschwand bald von seinem Gesicht. Denn als George das UKW-Funkgerät aus dem Rettungsboot vor ihn auf den Tisch stellte, löste sich das Grinsen auf und seine Augen weiteten sich. Das Blut wich Tropfen für Tropfen aus seinem rosigen, unrasierten Gesicht.
    »Das ist Schwachsinn«, protestierte er wenig überzeugend. »Kinderkacke.«
    »Mal sehen«, meinte George. »Mal sehen, was wir empfangen ...«
    Tante Elsie war eingenickt. Ihre Nichte weckte sie sanft, half ihr hoch und führte sie zu den Schlafräumen. Aber im Türrahmen drehte Elizabeth sich noch einmal um. »Sie sollten sich alle gut überlegen, was Sie da tun und was Sie damit heraufbeschwören ...«
    Mit dieser rätselhaften Bemerkung verließ sie den Raum.
    Als George das Funkgerät einschaltete, lag die Stille so bleiern auf der Kajüte, dass man kaum einatmen konnte. Das Gerät jaulte und pfiff einen Moment lang, dann kam wieder dieses ansteigende und abschwellende Rauschen, das sie schon kannten. Ein Sturmesrauschen, das George an ferne, windige Orte erinnerte, an stürmische, windumtoste Plätze, von denen es kein Entkommen gab, sondern nur Warten, düsteres und unerbittliches Warten. Wie ein Außenposten auf einem feindlichen Planeten oder eine einsame Basis im arktischen Mahlstrom. Nur dieses Rauschen, das immer zu- und abnahm, als ob es atmete. Und das Schlimmste: George war fest davon überzeugt, dass es lauter als zuvor ertönte. Greifbarer, bewusster.
    »Das klingt ...«, murmelte Menhaus mit trockener Stimme, »... das klingt wie Wind, der durch ein leeres Haus bläst ...«
    Das traf es ganz gut. Ein einsames, abstoßendes Geräusch, das von toten Orten kündete. Das gespenstisch hohle Pfeifen des Windes in leeren Katakomben oder ausgehöhlten Kürbissen. Aber wenn man länger zuhörte, diesem wütenden, brausenden Rauschen lauschte, dann vernahm man irgendwann auch andere Töne, verspürte andere Regungen.
    »Da läuft’s mir kalt den Rücken runter«, gestand Menhaus.
    Auch George lief ein kalter Schauder über den Rücken. Dieses Rauschen klang nach Leere und Ferne, nach unergründlichen schwarzen Tiefen und toten Monden. Es war das Geräusch, das ein Spukhaus von sich gab, wenn niemand dort war, der es hören konnte. Ein dröhnendes, horchendes Rauschen, nicht ganz leblos, aber auch nicht ganz lebendig. Steril, ungeboren, an Geburt denkend. Es drang einem direkt in den Kopf und ließ dort etwas zurückweichen und sich verkriechen. George wusste, wenn er sich allein in einem Raum befände und längere Zeit dieses Rauschen hören müsste, würde er sich irgendwann eine Kugel in den Kopf schießen.
    »Okay«, sagte Cushing schließlich und erschrak beinahe selbst beim Klang seiner Stimme. »Sende etwas, George. Schick deine Stimme hinaus ...«
    Aber George zögerte. Die Vorstellung, dass seine Stimme in diesen Sturm aus toter, knochiger Luft eingesaugt wurde, war fast zu viel für ihn. Als ob das, was dort draußen diese Geräusche verursachte, durch das Funkgerät griffe und ihn packte.
    Abrupt änderte sich die Tonlage des Rauschens. Ein gedämpftes Piepen erklang, als würde jemand wie besessen einen Morsecode funken. Zuerst glaubte George, dass er es sich nur einbildete, und dann war er sich dessen sogar sicher: Denn eine Stimme begann zu sprechen, verloren in diesem Meer aus Rauschen. Doch allmählich wurde sie klarer – die Stimme eines Mannes, verstümmelt und leise, aber durchaus zu verstehen. Eine hohe, fast winselnde Stimme. »... da draußen, da draußen ... da draußen, da draußen ...« Sie verklang, ertrank im Rauschen, kehrte aber gleich wieder

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