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DEAD SEA - Meer der Angst (German Edition)

DEAD SEA - Meer der Angst (German Edition)

Titel: DEAD SEA - Meer der Angst (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Curran
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Lunge saugte und wieder ausstieß. Nein, nicht Luft – Rauschen, ein und aus, ein und aus. Er hörte es und wusste, dass er es sich nur einbildete, und doch konnte er nicht aufhören, hinzuhören. Es hatte etwas Morphisches, Hypnotisierendes an sich, von dem sich der Geist nicht lösen konnte. Man konnte nur diesem knisternden Atmen lauschen, wie es seine Lungen mit dem dröhnenden weißen Rauschen füllte, und spüren, wie man selbst fortgezogen wurde, wie man davontrieb.
    Endlich hörte Cook etwas: eine Stimme, klar und deutlich und böse. Die Stimme einer Frau: »Genau, Cook ... träum weiter und treib davon ... ich bin hier draußen im Nebel, ich warte auf dich, will dich berühren ...«
    Und vermutlich war die Stimme selbst auch gar nicht böse, aber ihre Absichten definitiv. Cook ließ das Funkgerät fallen und plumpste rückwärts aufs Deck. Crycek sagte etwas, aber er konnte ihn nicht verstehen. Hörte nichts außer diesem Rauschen und dem Nebel, der ihm zuflüsterte, und das Plätschern der See und diese Stimme, die durch seinen Kopf hallte.
    »Mein Gott, Cook – was ist los?«, rief Crycek mit Verzweiflung in der Stimme.
    Cook nahm sämtliche Kraft seiner unvermittelt gummiartigen Gliedmaßen zusammen, rappelte sich hoch und schüttelte den Kopf. »Nichts«, beteuerte er. »Es ist nichts.« Er wusste, dass er sich töricht und lächerlich anhörte, aber es entsprach der Wahrheit. Denn er hatte nicht wirklich die Stimme einer Frau gehört, eines bösartigen weiblichen Gespenstes, das ihn in Verderben und Wahnsinn locken wollte. Alles nur Einbildung. Er war müde, verängstigt und durcheinander, und seine Fantasie hatte das alles zum Schlimmsten, das er sich vorstellen konnte, zusammengesponnen.
    Sein Atem beruhigte sich langsam, und er kam sich albern vor. Absolut albern. Er streckte die Hand aus, um das Funkgerät auszuschalten, und tatsächlich, es plärrte immer noch dieses Rauschen heraus, aber darunter mischte sich dieses Pulsieren, das er schon kannte. Das er in seinen Gedanken als Morsecode für Wespen bezeichnet hatte.
    Er schaltete das Gerät ab.
    »Wir sollten die Batterien schonen«, murmelte er. Er konnte den Nebel jetzt fühlen, tatsächlich fühlen. Er glaubte zu spüren, dass er nach ihm griff, ihn in seinen trüben, alles verschlingenden Schleier ziehen wollte.
    »Was hast du gehört?«, wollte Crycek wissen.
    »Ich dachte ... na ja, ich dachte, ich hätte eine Stimme gehört. Aber meine Fantasie hat mir einen Streich gespielt. Ich brauche Schlaf.«
    Crycek nickte. »Es gibt komische Dinge im Nebel. Komische, sonderbare Dinge. Ich weiß Bescheid. Manches davon mag Einbildung sein, aber nicht alles ... nein, Sir.«
    Cook saß nur da und sagte nichts. Crycek war jetzt bereit zu reden. Er hatte etwas zu berichten, und es würde nichts Gutes sein.
    »Ich bin da draußen gewesen, Cook. Ich war einer von denen, die nach Stokes gesucht haben, dem Burschen, der über Bord gesprungen ist. Gosling, der Erste Offizier, hat mich ausgesucht. Mich, weil er geahnt haben muss, dass ich Angst vor dem Nebel habe.« Cryceks Stimme klang leise und unbewegt, fast ein wenig unangenehm. »Wir fuhren mit den Booten hinaus, um ihn zu suchen. Raus in diesen gottverdammten Nebel. Und ich gebe gerne zu, dass ich Angst hatte. Von dem Moment an, als das Boot das Wasser berührte, hatte ich Angst. Eine Höllenangst. Denn mit dem Nebel stimmte was nicht – damals nicht und jetzt auch nicht. Ja, ich wusste, dass es etwas in dem Nebel gab ... krabbelnde, bleiche Gestalten ... entsetzliche, abscheuliche Gestalten ... Gestalten, deren bloßer Anblick einen in den Wahnsinn treiben kann. Ja, ich wusste es.«
    Cook schluckte. »Jetzt komm schon, Crycek. Beruhige dich.«
    »Beruhigen?« Er stieß ein kurzes, scharfes Lachen aus, das eher einem Bellen glich. Flach und leer. Cook war heilfroh, dass er Cryceks Gesicht nicht sehen konnte, denn er wusste, dass eine böse, vom Wahnsinn verzerrte Fratze auf ihn gewartet hätte. »Sicher, ich werde mich beruhigen. Draußen im Nebel ... hörten wir seltsame Laute. Laute wie Stimmen, die nach uns riefen ... grässliche, dumpfe Stimmen, wie aus Mündern voller Seetang ... und einmal, einmal, da hörte ich Gelächter. Ein keckerndes Lachen, das mir beinahe den Rest gegeben hätte. Und dann, oh ja, dann sah ich etwas. Ich sah es, und es starrte mich an.«
    Cook hatte eine Gänsehaut bekommen. »Was?«, krächzte er. »Was hast du gesehen?«
    Aber Crycek schüttelte nur immer wieder den Kopf

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