DEAD SEA - Meer der Angst (German Edition)
und stieß ein seltsames, leises Wimmern aus. »Es ... es starrte mich aus dem Nebel an. Etwas Schleimiges und Stinkendes mit einem Hals lang wie ein Laternenmast. Es hatte einen Kopf, so etwas Ähnliches wie einen Kopf, aber geringelt wie ein Schneckengehäuse. Etwas Glibberiges tropfte davon herab und irgendwas schien daran zu baumeln, wie Algen oder Wurzeln, nur dass es sich bewegte und wand. Und seine Augen ... oh großer Gott, diese Augen, riesig und gelb und wahnsinnig, sie starrten mich an, starrten tief in mich hinein, als wollten sie meine rohe Seele fressen ...«
Cryceks Stimme verblasste und möglicherweise sein Verstand gleich mit. Er zitterte unkontrolliert und gab schluchzende Laute von sich, die Faust hielt er an den Mund gepresst – wahrscheinlich, um sich nicht die Seele aus dem Leib zu schreien.
Hupp begann zu stöhnen und sich zu winden.
»Ruhig«, sagte Crycek. »Ganz ruhig ... ich werde nicht zulassen, dass es dich bekommt, das schwöre ich bei Gott ... wenn es kommt, um uns zu holen, dann überliste ich es. Ja, ich werde es überlisten.«
Er fing an zu kichern.
Cook musste sich zusammenreißen, um nicht darin einzustimmen.
Und dann war da ein Geräusch.
Etwas kam aus dem Nebel.
9
Fabrini entdeckte das Leuchten am Himmel als Erster.
Die Signalrakete, die Crycek abgefeuert hatte. Und so fanden sie das Rettungsboot im Nebel.
»Jetzt schwimm, du Ziegenficker«, schnauzte Saks Menhaus an. »Es ist ein gottverdammtes Boot.«
»Ich tu mein Bestes«, stöhnte Menhaus.
»Dann tu noch mehr.«
Aber es war nicht leicht. Für keinen von ihnen. Fabrini hatte das Boot gesichtet, als Saks ihn gerade fragte, wie er es geschafft hatte, so lange ohne Gehirn zu überleben. Sie hatten sich sofort auf den Weg gemacht, aber es ging nur schleppend voran. Es fiel ihnen nicht leicht, sich an der nassen, rutschigen Kiste festzuhalten und gleichzeitig mit den Füßen zu paddeln. Und das Teil war nicht gerade dafür gebaut, um es zu navigieren oder zu lenken.
»Lassen wir sie doch einfach los«, schlug Menhaus vor, »und schwimmen hin.«
»Auf keinen Fall«, protestierte Fabrini.
»Er hat recht, Menhaus. Wenn wir es nicht zum Boot schaffen und auch noch die Kiste verlieren, haben wir gar nichts mehr. Also mach weiter.«
Saks hatte so langsam die Schnauze voll von den beiden. Wenn er schon in diese Scheiße geraten musste, warum konnte er nicht zusammen mit, sagen wir mal, George Ryan oder Cushing durchs Wasser treiben? Die hatten wenigstens was in der Birne. Die drehten nicht gleich am Rad. Das waren nicht solche Idioten wie Menhaus oder dieser Volltrottel Fabrini. Fabrini stufte er als Inbegriff von Unfähigkeit und Inzucht ein. Und Menhaus – Scheiße, was für ein missratener Kerl. Gott musste sich halb totgelacht haben, als er die beiden auf die Welt setzte. So eine Art Scherz der Schöpfung. Fabrinis Mutter hätte ihre Beine lieber geschlossen lassen oder ihn später ins Klo scheißen sollen, als die Zeit gekommen war. Einmal die Spülung drücken, und sie hätte der Welt einiges erspart.
»Es ist eins der Rettungsboote«, keuchte Menhaus. »Vom Schiff.«
Er hatte recht. Sie konnten jemanden sehen – Saks glaubte, es handele sich um Cook –, der ihnen wie wild zuwinkte. Und noch ein anderer Mann saß drin und winkte.
Warum rudern uns diese Idioten nicht entgegen?, fragte sich Saks.
Er wusste nicht, woran es lag, aber er hatte das deutliche Gefühl, dass er ein paar Kopfnüsse verteilen musste, wenn sie das Boot erreicht hatten. Gottverdammte faule Arschlöcher. Aber irgendwie auch typisch Cook. Ein Typ wie der rührte keinen Finger, wenn man es ihm nicht befahl. Wenn er scheißen ging, musste man ihm vorher erklären, aus welchem Ende es rauskam.
»Wir schaffen’s«, rief Fabrini.
»Yeah«, sagte Saks. »Deine Gebete wurden erhört. Was hast du dir noch gewünscht? Dass dich ein Rudel notgeiler Piraten auffischt und durchnudelt?«
»Irgendwann bist du dran, Saks, wart’s nur ab.«
»Klar, wenn du lange genug deine Zunge aus Menhaus’ Arsch raushalten kannst.«
Sie schwammen weiter, festgeklammert an die Kiste und mit den Füßen paddelnd. Durch diese dicke, ölige Suppe ging es nur sehr langsam voran, ungemein anstrengend, aber niemand beschwerte sich. Sie wären auch durch eine Klärgrube geschwommen, um zu diesem Boot zu gelangen. Es war ihr Licht am Ende des Tunnels – oder zumindest ein schwacher Schimmer.
»Okay«, meinte Saks, »jetzt schwimmen wir! Wir brauchen die Kiste nicht
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