DEAD SEA - Meer der Angst (German Edition)
wurde zu einer brodelnden Suppe aus Blut, als die anderen Fische durchdrehten und sich gegenseitig anfielen und bissen. Schwänze schlugen, Flossen klatschten, knochige Mäuler schnappten über und unter Wasser.
»Die würden einen Menschen glatt in Stücke reißen«, verkündete Fabrini mit kläglicher Stimme.
»Zwei Bissen!«, rief Saks. »Habt ihr das gesehen? Der verdammte Fisch war bestimmt anderthalb Meter lang, und er hat ihn mit zwei Bissen verschlungen! Scheiße und Schuhwichse!«
Menhaus starrte weiter seine Füße an. Er wollte es nicht sehen, wollte es nicht wissen. Cook beobachtete alles mit beinahe klinischer Distanz. Ähnlich einem U-Boot-Kommandanten, der mit grausamer Gleichgültigkeit zusah, wie ein Torpedo auf sein Ziel zuschoss. Dieser Eindruck wurde durch sein spärliches blondes Haar und die scharfen, raubtierartigen Gesichtszüge noch verstärkt.
Plötzlich schaukelte das Boot, als sei es von etwas Großem getroffen worden.
Menhaus stieß unwillkürlich einen Schrei aus. Er klammerte sich auf seinem Sitz fest wie im Wagen einer Achterbahn. Erneut erzitterte und schaukelte das Boot, dann beruhigte es sich.
»Es ist der Große«, sagte Saks grimmig. »Er weiß, dass es im Boot etwas zu fressen gibt, und er will es haben.«
»Nehmt die Ruder, Leute!«, rief Fabrini. »Wir müssen versuchen, von diesen Viechern wegzurudern!«
»Du gibst hier nicht die Befehle, Fabrini«, zischte Saks.
»Ach, fick dich!«
»Mich ficken? Mich ficken?« Er richtete die Pistole auf Fabrini. »Willst du das eventuell noch mal umformulieren, du kleine Sackratte?«
Fabrini starrte ihn an. Oh, es würde passieren. Auf die eine oder andere Weise würde es passieren.
Saks biss die Zähne zusammen und schüttelte den Kopf. »Weißt du, Fabrini«, erklärte er geduldig, »offensichtlich hast du noch nicht kapiert, dass ich hier der Boss bin! Und wenn ich dir sage, dass du ins Wasser springst und mit den Fischen um die Wette schwimmst, solltest du es bei Gott lieber tun. Selbst wenn es dieser große da ist. Und du fasst diese Ruder nicht an, bevor ich’s dir sage!«
Fabrini zeigte ihm den Mittelfinger. »Du bist für mich nicht mehr als ein Stück Dreck, Saks. Du bist nichts. Ein Niemand.«
Saks seufzte theatralisch. »Wer hat euch Hosenscheißer denn zusammengebracht? Wer hat euch eingestellt? Wer hat alles organisiert?«, fragte er Fabrini. Er wartete einen Moment auf die Antwort. Zwei. Drei. Dann schüttelte er den Kopf und deutete mit dem Daumen auf seine Brust. »Ich war’s. Ich. Ich hab das alles organisiert und die Show auf die Beine gestellt.«
»Und was für eine Show«, sagte Menhaus in einem seltenen Anfall von Aufmüpfigkeit.
»Ja, eine großartige Party, von Anfang an!«, zischte Fabrini verächtlich. »Fröhliche Scheißweihnachten.«
Crycek kicherte, aber niemand nahm Notiz davon.
»Was ich meine, ihr gottverdammten Drecksratten«, knurrte Saks, »ist, dass ich hier die Verantwortung trage, ob Kanone oder nicht. Und ihr solltet auf mich hören. Denn ich bin hier der Einzige mit genug Grips in der Birne, um den Laden zu schmeißen.«
Fabrini betrachtete mit finsterem Gesicht die Fische. »Ja, du bist ein verdammtes Mensa-Genie, Saks.«
»Mach nur weiter so, du Blitzbirne. Wirst schon sehen, was passiert.«
Cook räusperte sich. »Wir brauchen hier draußen keinen Vorarbeiter, Saks. Ist nicht nötig.«
»Siehst du, da irrst du dich. Ihr braucht einen, und der bin ich. Wer sollte es sonst machen? Du etwa? Du hast ja nie lange genug die Hände aus den Taschen, um mal die Peitsche knallen zu lassen. Oder Fabrini? Scheiße, der findet nicht mal sein eigenes Arschloch ohne Menhaus’ Pimmel in der Hand. Oder Crycek? Na klar.«
Saks wartete auf weiteren Widerspruch, aber es kam keiner. Und er wusste auch, warum. Oh ja, er wusste es nur zu gut. Sie ließen ihn seine Show durchziehen, bis er irgendwann müde wurde und einschlief. Und dann töten sie ihn – oder dachten es jedenfalls.
Aber ihnen stand eine große Überraschung bevor.
Eine gewaltige.
»Sieht aus, als sei der Große weggeschwommen«, meinte Menhaus.
»Seine Freunde nicht«, sagte Fabrini.
Im Gegensatz zu den anderen hoffte Saks, dass sich der große Fisch nicht allzu weit entfernt hatte. Wenn die Nacht kam – oder das, was hier als Nacht durchging –, brauchte er alle menschenfressenden Fische, die er nur finden konnte. Denn heute Nacht gab es Ärger. Heute Nacht ging es zur Sache. Und es gab niemanden, der sich besser darauf
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