DEAD SEA - Meer der Angst (German Edition)
dafür, zu beißen und zu zerfetzen ...«
Saks musste grinsen. Das hast du ganz richtig erkannt, du Schwachkopf, dachte er.
Ob nun Haie oder Knochenköpfe – sie hatten es mit brutalen, stromlinienförmigen Biestern zu tun, die sich wie Kettensägen durch Fleisch und Knochen fressen konnten. Und es gab sie in unterschiedlichen Ausführungen. Manche um die 20, 30 Zentimeter lang und ungefähr wie ein Aal geformt, andere bis zu einem Meter lang mit bulligen, wie Patronen geformten Körpern, die größtenteils aus Kopf bestanden. Wiederum andere – die richtig großen – waren zweieinhalb oder drei Meter lang und besaßen riesige knochige Kiefer, mit denen sie ein Stahlkabel durchbeißen könnten.
Sie hatten es mit Raubtieren zu tun. Daran herrschte nicht der geringste Zweifel. Und ob die Männer im Boot sie wissenschaftlich klassifizieren und ihnen einen Platz in der natürlichen Ordnung der Dinge zuweisen konnten, spielte nun wirklich keine Rolle. Denn sie waren hier, und es sah nicht so aus, als wollten sie so schnell wieder verschwinden.
Saks wirkte absolut begeistert von ihnen.
Aber hauptsächlich, so nahm er an, wegen der Todesangst, die sie in seinem kleinen Team auslösten.
Also beobachtete er sie, denn er fand sie interessant.
Braun oder grün, manchmal gelb. Gefleckt, gestreift, einige der kleineren in dem hellen, elektrischen Rot oder dem leuchtenden Sonnenorange von Buntglas. Fast künstlich, wenn er es sich genau überlegte.
Menhaus stierte auf seine Füße, er schaukelte langsam vor und zurück, strich sich über den Bart, dachte nach, schien Angst zu haben.
Fabrini bedachte die Fische mit allen Schimpfwörtern, die er sich in seinem bewegten Leben angeeignet hatte.
Cook beobachtete sie emotionslos, seine Augen so flach und tot wie die der Raubtiere um sie herum, innerlich so angespannt wie eine Armbrust vor dem Schuss.
Und Crycek? Man wusste nie, was für fröhliche Gespenster durch die zerrütteten Ruinen seines Geistes tanzten. Er beobachtete sie, und seine Unterlippe zitterte dabei leicht.
Saks schien der Einzige zu sein, dem das Ganze Spaß machte.
Aus seiner Sicht standen die Knochenköpfe und seine Bootskameraden auf derselben Seite – als Feinde. Wenn er ins Wasser fiel, würden die Knochenköpfe ihn erwischen, ihn so schnell um die Ecke bringen wie ein Schnitt durch die Kehle. Und hier im Boot war es nicht anders. Fabrini und Cook (vermutlich auch Menhaus) wollten ihm ans Leben. Crycek war zu sehr mit sich selbst beschäftigt, um mehr zu tun, als sich die Eier zu kratzen und zu atmen, aber die anderen drei: Verräter und Halsabschneider. Das Einzige, was diese mordlüsternen Bastarde davon abhielt, waren seine Pistole und sein Messer. Sie machten Saks zum Herrn und Meister. Und wie jeder Herrscher hatte er seine Feinde.
Saks wollte sie nicht töten.
Aber er würde es tun.
Beim ersten Anzeichen von Ärger.
Aber nur einen von ihnen. Er wollte ihn in dieses Meer von Zähnen werfen und die anderen zusehen lassen, was die Knochenköpfe mit Frischfleisch anstellten. Wenn sie schon einen halb vergammelten Leichnam in Stücke rissen, dürften sie eine frische Leiche innerhalb von Sekunden zerfetzen.
»Verdammt, Saks«, presste Menhaus heraus. »Warum erschießt du diese Viecher nicht? Sie machen mich bekloppt.«
Saks lachte nur.
»Das nützt gar nichts«, versetzte Cook düster. »Blut im Wasser – das lässt sie sofort ausflippen.«
»Stimmt«, bestätigte Saks. »Habt ihr das denn noch nie bei Haien im Fernsehen beobachtet? Man nennt es Fressrausch. Die Haie drehen durch und beißen alles, was ihnen in die Quere kommt, auch sich gegenseitig. Und je mehr Blut fließt, desto mehr drehen sie durch. Und das sind nur Haie, nicht diese ... diese Monster da.«
»Wie viele werden es denn noch?«, stöhnte Fabrini. »Ich meine, verflucht, es kommen immer und immer mehr!«
»Hunderte«, sagte Cook so fröhlich wie immer.
Das Rettungsboot war dafür konstruiert, mit einem Dutzend oder mehr Menschen an Bord auch schwerer See standzuhalten. Der Rumpf bestand aus starrem Fiberglas. Man bräuchte schon einen Torpedo, um es zu zerbrechen, aber wer wusste das schon so genau? An diesem Ort konnte man sich auf nichts verlassen. Das tote Meer war eine bodenlose Wundertüte voller fieser Tricks. Und wenn man das nicht glaubte, konnte man auf sehr hässliche Weise den Tod finden.
»Wenn wir anfangen zu sinken«, sagte Saks, der anscheinend Cooks Gedanken gelesen hatte, in unheilvollem Ton,
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