DEAD SEA - Meer der Angst (German Edition)
verstand, abzutauchen, wenn ihm die Scheiße um die Ohren flog, als Saks. Gerade wollte er den anderen sagen, dass er ihren Plan durchschaut hatte und dass sie es jetzt versuchen sollten, wenn sie etwas von ihm wollten – als etwas Großes, etwas verdammt Großes den Boden des Rettungsbootes rammte. Das Boot wurde richtiggehend in die Luft gehoben. Es stieg hoch und klatschte in einer Explosion aus Schaum und Glibber zurück aufs Wasser. Die Männer wurden von ihren Sitzen geschleudert.
Jemand schrie.
Menhaus, Fabrini, eventuell Saks selber. Er wusste es nicht.
Jedenfalls nicht Crycek. Seine Augen blickten so verschwommen wie beschlagene Fensterscheiben. Er befand sich gerade ganz woanders. Nichts erreichte ihn.
Gut, gut, dachte Saks, hat uns das Mistvieh wohl doch noch nicht ganz verlassen.
»Was zur Hölle war das?«, stammelte Fabrini.
»Einmal darfst du raten«, antwortete Cook.
Saks stemmte sich hoch und beugte sich mit der Browning in der Hand über den Bootsrand. Etwas schwamm darunter hindurch. Ein riesiger, formloser Schatten. Viel größer als das Boot. Ja, der Riesenfisch. Er war zurückgekehrt und wollte mehr, und wie es aussah, war er jetzt erst so richtig spitz ... aber nein, doch nicht der Fisch von vorhin – noch riesiger.
»Ist es wieder der Große? Das Monster?«, erkundigte sich Menhaus ängstlich.
Saks schüttelte den Kopf und hielt weiter Ausschau. Fabrini und Cook taten es ihm gleich. Menhaus blieb am Boden des Bootes hocken, wo der Aufprall ihn hingeschleudert hatte. Sein Gesicht war verkniffen und verschlossen und hatte eine hässliche Blässe angenommen. Er wollte nichts mehr von der ganzen Sache wissen.
»Er sieht jetzt noch größer aus«, meinte Saks.
Niemand antwortete.
»Er kann nicht noch größer sein«, sagte Cook schließlich. »Unmöglich.«
»Ja, und was zur Hölle weißt du schon?«, fuhr Fabrini ihn an. »Warum sollte es keinen Fisch geben, der größer ist als der, den wir gesehen haben?«
»Erscheint mir unwahrscheinlich.«
Saks grunzte. »Das kannst du dem Monster erzählen, wenn es dich auffrisst.«
Cook schien den Fisch entdeckt zu haben. Seine Augen verfolgten ihn durch das trübe Wasser. »Da«, sagte er. »Da vorne. Seht ihr ihn? Seht ihr ihn?«
Sie sahen ihn. Ein gewaltiger Fisch mit schmutziger grün-brauner Färbung. Die gleiche Spezies wie der Riesenfisch, nur noch imposanter.
»Der muss mindestens sieben Meter lang sein«, stöhnte Fabrini. »Vielleicht zehn.«
»Gottverdammtes Monstrum.«
»Erschieß es«, jammerte Menhaus. »Erschieß es doch. Du musst das Mistvieh erschießen, Saks. Hörst du? Du musst es erschießen!«
»Ich wette, dieses Schätzchen könnte einen Menschen am Stück verschlingen«, sagte Saks und weidete sich an Menhaus’ Unbehagen. Die kleinen Dinge im Leben, dachte er, bescherten einem die größte Freude.
»Vielleicht ist er nur versehentlich mit uns zusammengestoßen«, hoffte Cook. »Unabsichtlich. Könnte doch sein.«
Saks lachte. »Und es könnte auch sein, dass deine Mutter den Freier kannte, der dich gespritzt hat.«
Der Blick, den Cook ihm zuwarf, war so ätzend, dass man damit eine Tür hätte abbeizen können. Aber ebenso schnell verschwand der Blick wieder, und sein Gesicht wirkte so leblos wie zuvor. »Ich will damit sagen, Saks, dass es keinen Grund gibt, auf das Biest zu schießen. Keinen Grund, es zu provozieren. Vielleicht schwimmt es einfach wieder weg.«
»Klar, da wette ich drauf«, spottete Fabrini.
»Es wird nicht wegschwimmen«, klagte Menhaus. »Oh nein. Noch nicht, jetzt noch nicht. Erst wenn sein Magen voll ist.«
Fabrini sah aus, als wollte er ihn schlagen. »Hör auf mit dieser Scheiße, du Jammerlappen!«
»Er steht unter großem Druck«, verteidigte Cook ihn.
»Du kannst mich auch mal«, giftete Fabrini. »Ich hab die Schnauze voll von euch beiden.«
Saks saß zurückgelehnt im Boot, die Arme vor der breiten Brust verschränkt. Er genoss die Situation ungemein. In den Reihen der anderen bildeten sich Risse. Wenn das so weiterging, gingen sie sich früher oder später gegenseitig an die Kehle. Saks konnte nicht anders, er musste grinsen.
»He, Jungs, langsam, einer für alle, alle für einen. Schon vergessen?«, gluckste er.
»Halt die Fresse.« Fabrini sah aus, als hätte er das dringende Bedürfnis, jemanden zu verprügeln.
»Fünf Leute in einem Boot«, stöhnte Saks. »Fünf Leute in einem Boot und keine Braut dabei. Das Leben ist zum Kotzen, und dann stirbt man.«
»Das
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