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DEAD SEA - Meer der Angst (German Edition)

DEAD SEA - Meer der Angst (German Edition)

Titel: DEAD SEA - Meer der Angst (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Curran
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Leben«, schnaubte Fabrini. »Scheiße.«
    Da musste Saks ihm ausnahmsweise recht geben. Das Leben war scheiße, egal wie man es aufschnitt oder wie scharf das Messer war. Er hatte genug Elend erlebt. Genug Schmerzen und Entbehrungen. Er wusste alles über das Leben. Leben bedeutete, dass der alte Herr bei einem Arbeitsunfall ums Leben kam, wenn man gerade zwölf war. Leben bedeutete, dass die Mutter sich um den Verstand soff und die Beine für jeden dahergelaufenen Matrosen mit einer Flasche Wodka breit machte. Leben bedeutete, dass man mit 16 die Schule verließ und in der Hölle einer Gießerei zu arbeiten anfing. Leben bedeutete, dass der kleine Bruder wegen seines Essensgeldes abgestochen wurde, und das im Alter von beschissenen zehn Jahren. Leben bedeutete, dass man mit 18 zur Navy ging, um Marinepionier zu werden, weil man diesen alten John-Wayne-Film so klasse fand, und dass man spaßeshalber mal eben nach Vietnam geschickt wurde. Leben bedeutete, den Dschungel für den Bau eines Marinestützpunktes mit Bulldozern plattzumachen, während Vietcong-Scharfschützen mit russischen Gewehren auf einen ballerten. Leben bedeutete, dass man umgelegt wurde, während man Latrinen oder Entwässerungsgräben aushob oder eine Landebahn anlegte.
    Aber Leben bedeutete auch Rache. Es bedeutete, mit schweren Maschinengewehren das Feuer auf eine Vietcong-Patrouille zu eröffnen und zuzusehen, wie diese feigen, schlitzäugigen Arschlöcher wie Marionetten mit durchgeschnittenen Fäden tanzten. Yeah, so war das Leben, Baby. Und Leben hieß, dass man Jahre später in einem anderen gottverdammten Dschungel dabei zusah, wie der einzige Freund, den man jemals hatte, von einem Krokodil so groß wie ein Buick den Fluss hinuntergezerrt wurde. Yeah, so war das Leben. Man hockte in einem Boot mitten in einem gottverlassenen, monsterverseuchten Ozean auf der anderen Seite der Hölle, zusammen mit drei Typen, die einen umlegen wollten, und einem vierten, der zu bekloppt war, um überhaupt noch etwas mitzubekommen.
    So war das Leben, und er fand es einfach großartig.
    Saks schüttelte den Kopf, um die Gedanken zu vertreiben. »He, Cook«, rief er. »Du siehst aus, als sei dir heiß. Warum springst du nicht ins Wasser und spielst ein bisschen mit unserem großen Freund da? Nimm die Angelleine mit. Eventuell kannst du den Bastard ja einfangen und in die Pfanne hauen. Fabrini hilft dir. Der steht auf so was.«
    Aber sie sahen ihn nicht einmal an.
    Sie beobachteten nur die Fische, große und kleine, die sich um das Boot tummelten, und hielten Ausschau nach dem gigantischen Schatten von etwas noch viel Größerem.
    25
    Cook konnte es schlucken.
    Er konnte es gut schlucken, kein Problem. Jedes Gramm Scheiße, dass Saks ihm vorsetzte, konnte er schlucken und sogar um mehr betteln. Niemand konnte mehr schlucken als er.
    Er konnte es schlucken und schlucken und schlucken.
    Aber es zurückzahlen? Nein, das war nicht seine Art. Es sei denn, man zählte den kleinen Zwischenfall mit seinem Vater mit. Aber das hatte er nicht gewollt. Er hatte nur keine andere Wahl gehabt. Er wollte genauso wenig jemanden töten wie jeder andere geistig gesunde Mensch. Auch Saks wollte er eigentlich nicht töten. Aber früher oder später hatte er wohl keine andere Wahl. Dann musste er ihn töten.
    Wenn ich an die Pistole herankomme ... Eventuell lege ich ihn dann aus Prinzip um.
    Aber nicht kaltblütig.
    Saks sollte eine Chance bekommen, sich wie ein vernunftbegabtes menschliches Wesen zu benehmen. Und genau da lag der Unterschied. Saks würde ihm eine solche Chance nicht geben. Denn tief in seinem Inneren war Saks kein zivilisierter Mensch, sondern ein irres, blutgieriges Tier, das sein einziges Vergnügen aus dem Leid anderer zog.
    Daran gab es nichts zu deuteln.
    Der große Fisch war nicht zurückgekehrt, und langsam ließ die Spannung bei den Männern etwas nach. Aber noch immer waren sie damit vollgesogen wie Schwämme; erst ein Entkommen aus dieser Todeszone konnte die Spannung endgültig aus ihnen herausquetschen. Die kleineren Fische schwammen noch in der Nähe, wenn auch nicht mehr so zahlreich wie vorher. Sie stießen gelegentlich an das Boot oder kämpften miteinander, aber davon abgesehen blieb es ruhig.
    Allmählich nahmen die Männer ihre Unterhaltungen wieder auf, vor allem nachdem Saks Menhaus befahl, etwas Schokolade und Kekse und ein paar Schluck Wasser auszuteilen.
    »Was machst du als Erstes, wenn du nach Hause kommst, Cook?«, fragte Menhaus, dem es

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