DEAD SEA - Meer der Angst (German Edition)
keine große Mühe bereitete, ihre Lage und ihre Aussichten wieder zu ignorieren.
» Falls du nach Hause kommst«, korrigierte Fabrini.
Saks lachte.
»Na ja, ich werd wahrscheinlich ein heißes Bad nehmen, etwas Gutes essen und drei Tage lang schlafen«, überlegte Cook. »Ich finde, das klingt gut.«
Menhaus lächelte. »Stimmt, klingt gut. Ich werde aufs Sofa plumpsen und mich eine Woche lang von meiner Frau verhätscheln lassen.«
»Scheiße.« Fabrini verdrehte die Augen. »Ihr Typen habt keine Fantasie. Was mich angeht, ich werde mir eine Flasche Schnaps und ein paar Nutten besorgen und es mir gut gehen lassen.«
»Was ist mit dir, Saks?«, fragte Menhaus.
Saks lächelte breit. »Ich denke, ich werde mich dazu nicht äußern. Einige von uns kehren nicht nach Hause zurück.«
26
Auch wenn sich Nacht und Tag schwer voneinander unterscheiden ließen und man kaum sagen konnte, wie lange sie jeweils dauerten, teilte Gosling seine Mannschaft in Schichten von jeweils zwei Stunden ein. Ihre Aufgabe bestand darin, Augen und Ohren offen zu halten. Nicht nur nach Gefahren, sondern auch nach Anzeichen für Überlebende oder Land.
Denn er hatte die Hoffnung noch nicht aufgegeben, dass es hier irgendwo Land gab. Es musste Land geben. Unter diesem ganzen öligen Wasser befand sich Meeresboden, und es schien nur vernünftig, davon auszugehen, dass er sich irgendwann weit genug erhob, um Inseln oder Kontinente zu bilden.
Das war es jedenfalls, was Gosling sich einredete.
Das war es, woran er sich festklammerte.
Er wusste nicht, was alles dort draußen lauerte und welche entsetzlichen Formen es annehmen konnte, aber wenn sie festen Boden unter die Füße bekamen, hatten sie auch eine Chance. Eine Chance, zu überleben und vielleicht, vielleicht, aus diesem Mist herauszukommen.
Seine Hoffnungen mochten zwar nicht besonders aussichtsreich sein, aber er hatte keine anderen, also hielt er sie fest, und er hielt sie gut fest.
27
»Ihr macht mich wahnsinnig, wenn ihr nur so dasitzt«, schimpfte Saks mit trockener, rauer Stimme. »Ihr sagt nichts. Ihr bewegt euch nicht. Ihr macht nicht das Geringste.«
»Was sollen wir denn tun?«, fragte Menhaus. »Außerdem ist es vielleicht das Beste, wenn wir still sind. Crycek hat gesagt ...«
»Scheiß auf Crycek«, zischte Saks. »Der ist unzurechnungsfähig. Stimmt’s nicht, Crycek?«
Crycek sagte nichts; er stierte nur in den Nebel und auf das Wasser und den Seetang. Möglich, dass er etwas dachte, aber er verriet es nicht.
»Lass ihn in Ruhe«, sagte Cook. »Was hat er dir getan? Was haben wir dir getan?«
Doch darauf antwortete Saks nicht. Jedenfalls nicht mit seiner Stimme. Aber seine Augen, die verrieten Vieles, aber das wollte niemand hören.
»Was denn?«, fragte Fabrini. »Ist es jetzt nicht mal mehr gestattet, herumzusitzen, großer Häuptling? Was zur Hölle sollen wir denn deiner Meinung nach tun?«
Saks stieß ein tiefes Lachen aus. Es klang wie leises Donnergrollen. »Mann, du bist aalglatt. So wie ihr alle. Aalglatt wie nur was. Glaubt ihr, ich weiß nicht, was ihr da über mich flüstert? Was ihr mordgierigen Bastarde plant? Ich weiß es, glaubt mir, ich weiß alles!«
Cook legte Fabrini besänftigend die Hand auf den Arm. »Wir planen gar nichts, Saks. Wir wollen nur nach Hause.«
Saks leckte sich mit trockener Zunge über die Lippen. Er sah sie der Reihe nach an. Auf jedem von ihnen ließ er seinen Blick einen Moment ruhen, als wollte er sagen: Ihr verlogenen Bastarde, ich weiß, was ihr denkt, ich weiß es, ich weiß es ...
Dann grinste er.
Ein breites Mondgrinsen wie das einer Katze, die mit einer Maus spielt. Er begann zu lachen. Er lachte lange. »Ihr dämlichen Vollidioten«, gackerte er. »Wisst ihr denn nicht, dass ich euch töten werde? Dass ich jeden Einzelnen von euch verdammten aufmüpfigen Hunden töte, bevor ihr mich auch nur mit einem Finger berührt? Seht ihr das denn nicht?«
Großer Gott, er dreht durch!, dachte Fabrini nervös.
»Dämlich, dämlich, dämlich«, geiferte Saks.
»Komm schon, Saks«, versuchte Cook ihn zu beruhigen. »Du bist paranoid. Hör auf, deine Energie auf diesen Unsinn zu verschwenden. Verdammt, in unserer Lage und bei den Gefahren, die uns hier drohen – wie kannst du dich da so benehmen!«
»Er hat recht«, sagte Menhaus ruhig. »Wir müssen zusammenhalten.«
Saks hatte ein verwirrtes, benommenes Grinsen im Gesicht. Er wollte sie in Sicherheit wiegen. Klar, Jungs, haltet zusammen. Lasst uns alle
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