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Dead Souls: Horror (German Edition)

Dead Souls: Horror (German Edition)

Titel: Dead Souls: Horror (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Laimo
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Trotzzustand für Johnny anfühlte, konnte er erkennen, wie in den Zügen seiner Mutter die Angst äquivalent anstieg: Ihre Augen so groß wie Billardkugeln, ihre Lippen bebten, als wäre ihr kalt. Sie kramte einen Rosenkranz aus der Tasche ihres Hausanzugs und fing an, nervös damit herumzuspielen, offensichtlich davon überzeugt, dass ihr Sohn plötzlich von etwas Abscheulichem und Bösem besessen war.
    »Mom, ich habe gesagt, dass ich euch verlasse.«
    Ihre feuchten Augen weiterhin auf den Rosenkranz gerichtet antwortete sie wütend: »Du hörst sofort mit diesem Unsinn auf!«
    »Ich mache keine Scherze. Ich packe meine Sachen und gehe weg.«
    »Johnny, geht es dir gut? Vielleicht sollte ich Dr. Cutler anrufen. Deine letzte Untersuchung liegt wenige Monate zurück.«
    »Ich bin nicht krank«, erwiderte er mit der gleichen unmissverständlichen Stimme. Er bemühte sich wirklich, die Fassung zu bewahren, so schwer es auch war. Trotz ihrer Verrücktheit liebte er sie immer noch, und es war gut, denn es war das Einzige, was ihn davon abhielt, alles ein paar Dezibel lauter zu stellen. »Hör mal zu, Mom, ich muss wohin. Vielleicht für ein paar Tage, vielleicht für ein paar Wochen. Vielleicht für immer. Ich bin mir noch nicht sicher. Ich weiß nur, dass ich von hier weg muss.«
    Die Röte strömte Mary ins Gesicht; dieses Mal wurde sie von Wut ausgelöst. Sie riss das Kinn wie eine Peitsche hoch, warf den Rosenkranz auf den Tisch und ballte trotzig die Faust: »Wie bitte, junger Mann? Ich bin deine Mutter! Und ich stelle hier die Regeln auf! Du, mein Lieber, gehst nirgendwohin! Also hör jetzt mit diesem Unsinn auf, bevor ich den Zorn Jesu auf dich hetze, du Sünder!« Kleine Speicheltröpfchen flogen von ihren Lippen. Einer landete auf Johnnys Wange.
    Johnny stand auf und schlug fest mit den Fäusten auf den Tisch. Mein Gott, ich war noch nie so wütend, so frustriert. Das Drogerie-Rundschreiben flatterte wie ein herunterfallendes Blatt auf den Boden. »Ich bin kein Sünder«, sagte er mit fester, herrischer Stimme. »Mein ganzes Leben lang bin ich deinen Forderungen nachgegangen, und jetzt … jetzt ist Schluss damit.« Er hielt inne, schluckte einen trockenen Kloß in seinem Hals hinunter und fügte dann hinzu: »Wenn du einen Sünder sehen willst, dann brauchst du dir nur Dad anzuschauen, mit seiner Raucherei und Trinkerei und Zecherei. Komm schon, glaubst du wirklich, die Bibel und Jesus interessieren ihn überhaupt? Hä? Er interessiert sich nur dafür, dir so lange wie möglich fernzubleiben.«
    Oh, das Grauen! Marys Gesicht wurde bleich. Sie zitterte am ganzen Körper. Ihr Mund öffnete sich, so groß wie eine Berghöhle. Ihre Hände massierten fest den Rosenkranz, als könnte er der Situation irgendwelchen magischen Frieden verleihen. Dann flossen Tränen, sie kullerten an ihren Wangen hinunter und ritzten nasse Linien in ihren Unterbau. »Hüte … deine … Zunge«, stammelte sie während sie schluchzte.
    Johnny stand über seiner kauernden Mutter, dabei strahlte er Befehls- und Machtströme aus. Gott, das fühlt sich gut an! »Ich bin so höflich und sage dir, was ich vorhabe. Du kannst mich nicht aufhalten, Mom. Du kannst es nicht.«
    »Dein Vater –«, weinte sie.
    »Auch er kann mich nicht aufhalten.«
    »Er kann.«
    Johnny schüttelte den Kopf und lief ins Wohnzimmer.
    »Komm sofort wieder her!« Ihre Stimme versprühte die Wut eines Tigers, der von einem Rudel Hyänen umzingelt wurde. Wild. Defensiv. Tränen strömten wild an ihrem Gesicht hinunter. Sie war so traurig und wütend, so enttäuscht und fühlte sich hintergangen – man sah es an ihren Gesichtszügen, an der Tränenflut, dem bebenden bösen Blick, an dem Keuchen und Schluchzen. Hatte er etwas anderes erwartet?
    Was habe ich erwartet? Ich bin nicht sicher, ob es das ist. Sie ist hereingekommen, hat mich einmal angesehen und gewusst , einfach gewusst, dass irgendetwas nicht stimmt. Fast als hätte … als hätte sie damit gerechnet.
    Er blieb mitten im Wohnzimmer stehen. Er ertastete den Brief in seiner Gesäßtasche, und er war natürlich immer noch da. Er schaute seine Mutter an und schüttelte leicht den Kopf, er wollte jegliche Form der Auseinandersetzung verweigern. »Es muss nicht so ablaufen, Mom.«
    Sie schüttelte den Kopf und dachte sich vermutlich: Satan ist gekommen, um mein Kind einzufordern, möge Gott seiner armen Seele beistehen. Sie wollte etwas sagen, aber ein Schluchzen erstickte ihre Worte. Ihr Weinen schaffte eine

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