Dead Souls: Horror (German Edition)
letztendlich für seine Sünden kreuzigen? Für Benjamin würde es keinen Ort auf dieser Erde ohne die Verehrung seiner Familie geben. Nach der letzten Erfüllung des Rituals würde er für seine Sünden sterben … und sie würden für ihre sterben. Und nachdem er sich ausmalte, wie sie alle für immer zusammenbleiben würden, erinnerte er sich wie immer an das erste Heraufbeschwören des Herrn Osiris, und wie er sein Leben dem Ritual des ewigen Lebens nach dem Tod verschrieb …
… und ein schmerzlicher Stich fuhr durch seine Brust, und dann durch seinen Kopf; er war ohne Warnung gekommen und bewirkte bei Benjamin einen ängstlichen Aufschrei. Und dann erschien das goldene Licht … zuerst war es nur ein winziger Punkt, aber bald breitete es sich zu einer Kugel mit der Größe eines Basketballs aus, vielleicht größer, und daraus konnte er hören, wie die Winde über die Oberfläche der Astralebene strichen, er konnte darin das Sternenlicht sehen … ein Sternenlicht, das auf mystische Weise die Stimme des Geistes trug, den er seit Jahren herbeizurufen versuchte: »Beginne mit dem Ritual!« Das kleine Feuer vor ihm stieg auf, und er hielt die Hände vor die Augen, bevor er nach unten fasste und nach dem Stab griff. Er schnappte ihn sich und schob das geformte Ende in die Flammen. Er ließ es für eine Minute da drinnen, vielleicht länger; als sein Herz in der Brust raste, atmete er tief durch, und als die Hitze des Stabes in sein Gesicht stieg, öffnete er die Augen und vermutete, er würde für einen kurzen Moment eine Verkörperung von einer Million nicht realisierter Ängste sehen … und die hatte eine Stimme … und sie verlangte von ihm, das Opfer zu bringen … und Benjamin hatte zugehört und senkte das glühende Ende des Stabes auf sein eigenes Brustbein …
»Benjamin?«
Die Stimme riss ihn aus seiner Träumerei. Er öffnete die Augen und erblickte das Totenbuch, das auf seinem Schreibtisch lag, sein zerfetzter Ledereinband schien sich wellenförmig zu bewegen. Er schüttelte den Kopf und rieb sich die müden Augen, er war nicht imstande zu sagen, ob er eingeschlafen war. Plötzlich kribbelte die Narbe auf seiner Brust, und er griff zärtlich mit zitternden Fingern danach.
Ein leichtes Klopfen an der Tür.
Er neigte den Kopf, schaute erneut auf das Buch. Es … es bewegte sich nicht . Eine optische Täuschung, das ist alles. »Herein«, sagte er, in Gedanken noch weit weg, mit der Vergangenheit belastet – eine annehmbare, aber hoffnungslose Ablenkung vom Fiasko am Morgen.
Faith betrat das Zimmer, ihr Gesicht blass und ernst: Eine erstarrte Maske der Müdigkeit und Krankheit. Wie ein Schulmädchen, das vor die Klasse gerufen wurde, stand sie vor Benjamin, die Hände folgsam gefaltet. »Das Baby schläft«, flüsterte sie.
»Wir haben versagt«, sprach Benjamin und ignorierte sie. »Der verdammte Junge …«
»Ich habe mit Daniel gesprochen. Er fühlt sich schrecklich wegen dem, was passiert ist. Bitte, Benjamin, er braucht keine weitere Strafe.«
» Hast du den Geist nicht gesehen? «, fragte er mit zusammengebissenen Zähnen und leiser aber wuterfüllter Stimme.
Sie antwortete ihm nicht, fummelte nervös mit den Fingern herum. Sie atmete tief ein, dann fragte sie: »Machst du dir keine Sorgen um den Zustand des Babys?«
»Er hat die gleichen Schmerzen erfahren wie der Rest von uns.« Er hielt inne, dann sah er ihren entsetzten Blick und fügte hinzu: »Er wird jetzt … für die Ewigkeit leben.« Das hoffe ich und dafür bete ich …
Faith schaute ihn überrascht an. Sie fuhr sich mit der Hand über den Bauch und verzog das Gesicht. »Also … dann haben wir nicht versagt?«
Einen Augenblick lang antwortete er nicht, weil er nicht sicher war, ob er diese Frage ehrlich beantworten konnte, und er wusste, dass er einen Blick der Unsicherheit bei sich erkennen würde, wenn er in diesem Moment in den Spiegel geschaut hätte. Er gab sein Bestes, dies zu verbergen. »Ich werde meinen Glauben nicht auf Versagen lenken. Nur Erfolg überzeugt mich. Nur Erfolg.«
Ich mache mir etwas vor. Da war heute etwas anderes mit im Spiel. Irgendeine Art äußere Störung. So dumm konnte der Junge nicht gewesen sein.
Sie atmete nervös aus, scheinbar erleichtert, und ihre blauen Augen, immer noch blutunterlaufen von dem Rauch, füllten sich mit Tränen. »Ich liebe dich, Benjamin. Und ich werde dir bis ans Ende folgen.«
Sie ging auf ihn zu und umarmte ihn. Benjamin nahm ihre angenehme Umarmung mit offenen
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