Dead Souls: Horror (German Edition)
zuvor ein Geschenk erhalten, abgesehen von Weihnachten, und selbst das waren Sachen, die nicht gerade interessant waren, wie eine neue Bibel oder ein poliertes Kreuz. Oder ein Weihrauchkessel.
Ted grinste grimmig, als hätte er Mitleid mit Daniel, dann schob er seine Brille mit dem goldenen Drahtgestell auf dem Nasenrücken hoch. »Früher habe ich die Messen deines Vaters besucht. Ich habe gesehen, wie du den Altardienst durchgeführt hast.«
Daniel erwiderte das Lächeln, seine Hände umklammerten die Papiertüte. Auf der trockenen braunen Oberfläche hinterließen seine Handflächen feuchte unregelmäßige Flecken. Sie ähnelten den Schweißstreifen auf seinem T-Shirt.
Ted steckte die Salbe in eine andere, kleinere Tüte und reichte sie Daniel.
»Bitteschön, junger Mann.«
»Sind Sie sicher?«
»Natürlich bin ich das.«
»Wow, danke, Ted … äh, Herr Apotheker.« Daniel machte sich daran zu gehen, dann drehte er sich um und fragte: »Sir…kann ich Ihnen eine Frage stellen?«
Grinsend nickte Ted und zog die Augenbrauen hoch. »Sicher.«
»Meine Mutter hat mir mal gesagt, dass die Schule den Sommer über immer geschlossen hat. Also … warum sind diese Kinder da drüben?« Daniel spürte eine Anspannung in seiner Brust, als hätte er gerade ein Thema angesprochen, dass ihn nichts anging.
Ted lächelte, nicht gerade glücklich, sondern eher bemitleidenswert. »Wahrscheinlich die Sommerschule, für die, die das Klassenziel nicht erreicht haben. Obwohl, jetzt, wo ich darüber nachdenke – nächste Woche fängt die Schule an. Könnte sein, dass manche Kinder eine Woche früher anfangen, um sich für die Fußballmannschaft zu qualifizieren.«
Daniel verstand nicht alles von Teds Erklärung. Er antwortete: »Danke.« Dann wich er schnell in den Gang mit »Schulbedarf« zurück. Er konnte spüren, wie Ted seinen schwerfälligen Weggang beobachtete. Ohne anzuhalten, blickte er an dem Drehkreuz ein letztes Mal zu den Comics hinüber, dann verließ er den Laden.
Als er mit beiden Tüten in der rechten Hand die Main Street betrat, sah er, dass die drei Jugendlichen von vorhin am Bordstein rechts neben der Drogerie hockten. Sie lachten und rauchten Zigaretten, etwas, dass er nur bei Erwachsenen auf dem Parkplatz vor der Kirche seines Vaters beobachtet hatte. Der gesunde Menschenverstand verriet ihm, das er wieder in den kühlen, angenehmen Unterschlupf des Ladens gehen sollte, aber er ignorierte seine Stimme der Vernunft und lief am Bordstein entlang, dabei hielt er beide Tüten noch fester in seinen verschwitzten Händen.
Einer der Jungendlichen schaute auf und sah, dass Daniel die Absicht hatte, an ihnen vorbeizulaufen. Er stieß mit dem Ellbogen den größten Jungen vorne in der Gruppe an, der Daniel sofort mit zwei durchdringenden blauen Augen anstarrte. Der dritte Junge, hinten in der Gruppe, brauchte ein paar Sekunden länger, um zu realisieren, dass der Moment, auf den sie gewartete hatten, endlich eingetroffen war.
Der Junge vorn, scheinbar der Anführer, machte sich über Daniel lustig, indem er mit der Stimme eines Erwachsenen, der große Schmerzen erlitt, fragte: »Hey, Fettsack … was haste in der Tüte?«
»Schnapp ihn dir, Mack!«, rief der Junge hinten. Mack . Ein passender Name für einen 15 oder 16-jährigen Jungen, der fast so groß war wie der gleichnamige Lastwagen. Seine Arme und Beine strotzten nur so vor den Muskeln eines Farmersjungen. Seine Haare waren lang und glatt und strähnig, die ungewaschenen Spitzen hingen über seine Schultern wie die Reben im Wald hinter der Scheune. Sein T-Shirt hatte eine Vielzahl von Flecken, und er roch nach den meisten von ihnen.
Daniel unternahm einen tapferen Versuch, an dem Trio vorbeizulaufen, er gab vor, sie überhaupt nicht zu sehen (was irgendwie albern war, da er die Tüte hinter seinem dicken Bauch versteckte, sobald Mack danach fragte).
Eine gefühllose Hand packte Daniels Arm, und er schrie.
Sofort folgte Gelächter. Daniel drehte sich um und presste sich an den heißen verputzten Backstein von Goodmans Reinigung, neben D’Agostinos Drogerie. Die drei großen Jungendlichen (die jetzt noch größer aussahen), zerrten ihn ein Stück in die kleine Gasse zwischen den beiden Läden. Sie stießen ihn an die Wand neben einer grünen Mülltonne und bildeten einen undurchdringlichen Halbkreis um ihn herum.
Mack, dem die Haare in die Augen hingen, fragte: »Hast du auch Fett in deinen Ohren? Ich habe dich gefragt … was in der Tüte ist.«
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