Dead Souls: Horror (German Edition)
Osiris, die Stimme klang weit entfernt und blechern, aber war wiedererkennbar: Benjamin Conroy … lass nicht zu, dass dich irgendjemand an deinem Versuch hindert, das Ritual zu vollenden . Es folgte eine lange Rauschsperre, und dann erfüllte Country-Musik den heißen, übel riechenden Innenraum.
Benjamin grinste, auf der plötzlichen Welle der Begeisterung reitend, die ihn erfasste. Er schloss die Tür und fuhr rückwärts aus der Einfahrt, er fühlte sich jetzt ruhig und furchtlos, da er wusste, dass Osiris ihm ein Gefühl von Führung und Vergebung vermittelte. Die Reifen lösten eine Schotter-Dusche aus, als er auf die Straße bog und an den einzigen Ort raste, von dem er wusste, dass er dort friedlich zu Gott – zu Osiris – um Erlösung beten konnte.
***
Daniel bog um die Ecke der Straße, in der er wohnte, nur von seinen Instinkten und seinem Lebenswillen geführt. Er hatte ziemlich viel Blut aus der Stichwunde in seinen Bauch verloren, die Taille seiner Hose war dunkelrot getränkt. Den gesamten Rückweg nach Hause schaute er immer wieder über seine Schultern und hielt nach Mack und seiner Bande Ausschau, nach irgendeinem Paar fragender Augen, aber er erblickte niemanden. Als er jetzt auf das Haus zu taumelte, sah er seinen Vater in die andere Richtung wegfahren, die Reifen des Pick-ups erzeugten eine Wolke aus Staub und Dreck. Schwindelig und benebelt wankte er die Einfahrt hinunter in den Garten hinter das Haus – niemand, nicht einmal Benjamin war es gestattet, das Haus durch die Vordertür zu betreten; das würde Faiths schönen unechten persischen Teppich beschmutzen und gewaltige Turbulenzen verursachen – wo er qualvoll neben Pilate zusammenbrach. Trostsuchend schlang er seine blutverschmierten Arme um den zitternden Körper des Hundes. Für einen Augenblick lehnte er sich ein Stück zurück und starrte auf das verfilzte Fell des Hundes, in Sorge, dass das ganze Blut aus der Stichwunde in seinem eigenen Bauch gekommen war. Aber Müdigkeit nahm ihm seine Bedenken, und er lehnte sich wieder gegen den Hund, schloss die Augen und ließ die Dunkelheit übernehmen.
***
Faith zog sich zur Toilette hoch und übergab sich erneut. Weinte. Spuckte. Sie betete zu Gott, dass es bald ein Ende haben würde, und dachte kurz, dass es so weit sein könnte. Aber dann würgte sie wieder, und etwas Großes und Festes kam hoch.
Etwas Rotes und Nasses und Organisches, das mit einem lauten Plumps in die Toilette fiel.
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Es bereitete Elizabeth große Schmerzen zu warten, bis ihr Vater nach unten gegangen war, bevor sie wieder masturbierte. Jeden Morgen direkt nach den Ritualen wurde sie von unerklärlichen Trieben überwältigt: Eine unaufhaltsame Kraft der Lust, die darum bettelte, ernst genommen zu werden. Egal wie viele Male sie sich zum Orgasmus brachte, sie verspürte ein alles verzehrendes Bedürfnis weiterzumachen. Und das tat sie, wie eine Maschine am Fließband. Sie massierte mit ihren Fingern, Handflächen, sogar mit den Handgelenken ihre Brüste und ihre Vagina. In dem Moment, als ihr Vater das Zimmer betreten hatte, schaffte sie es, sich zuzudecken, bevor er sie beim Akt erblickte, und die ganze Zeit fühlte sie sich, als würde sie implodieren, weil sie nicht in der Lage war, sich zu beglücken; er war nur für ungefähr sechs Minuten da drinnen gewesen (sie hatte die Sekunden gezählt, um sich abzulenken), und das war die längste Zeit an diesem Morgen gewesen, in der sie keinen Orgasmus gehabt hatte.
Aber jetzt hatte die ganze Masturbation ihren Glanz verloren.
Wie ein Junkie, der seinen nächsten Schuss brauchte, verlangte ihr Verstand, dass sie sich eine andere Art der Befriedigung suchte. Schnell. Und sie spürte, dass sie keine andere Wahl hatte, als sich zu fügen, damit sie nicht vor extremer Frustration und … Entzug explodierte.
Nur mit ihrem Bademantel und Hausschuhen bekleidet eilte Elizabeth nach unten und flüchtete durch die Hintertür aus dem Haus, von dem Bedürfnis nach Lust so geblendet, dass sie ihren Bruder und ihren Hund in einer Blutlache neben dem Kellerschacht, liegend nicht sah.
***
Bryan Conroy träumte, und obwohl sein ein Jahr alter Verstand nicht wirklich nachvollziehen konnte, was er erlebt hatte, wusste er, dass er Schmerzen hatte, und dass die Schmerzen etwas in ihm ausgelöst hatten, und dass er durch sie hindurchsehen konnte. Und was er sah, war ein Individuum, genau wie diese, die ihn fütterten und badeten. Und dieses Individuum blickte zu ihm herab. Doch
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