Dead Souls: Horror (German Edition)
haben musste, um einzubrechen. Konnten sie noch drinnen sein? Das glaubte er nicht. Sie wären nicht in der Lage gewesen, bei geschlossenen Türen die Halterung in ihre frühere Position zu bringen.
Benjamin war auf der Hut, Beunruhigung strömte wie ein Dampfstrahl aus einem Motor durch ihn hindurch. Er hatte fürchterliche Kopfschmerzen und neigte seinen Kopf ruckartig von einer Seite auf die andere, die Knochen in seinem Nacken knackten.
Als er erkannte, dass er wohl eine weitere komplizierte Situation am Hals hatte, warf er das Schloss und die Halterung auf den Boden und riss dann die Doppeltüren auf. Ihre rostigen Scharniere kreischten wie Geister in einem Spukhaus. Über ihm flatterte ein Vogel, und als er aufblickte, sah er, dass eine Amsel ( der Bote? ) über das Dach der Kirche hinwegflog.
Er betrat die Kirche. Wie eine greifbare Kraft traf ihn eine Hitzewelle, und er nahm deren muffige Vertrautheit mit offenen Armen auf.
Der Innenbereich der Kirche bot nichts weiter als unsichtbaren, einladenden Trost, vier Wände mit weiß angestrichenen Holzlatten, freiliegende Deckenbalken, polierte Kirchenbänke und ein kompliziert bemaltes Kruzifix, das an der Wand hinter dem Altar hing. Über die Jahre hatte Benjamin nur einen kleinen Prozentsatz der wöchentlichen Messespenden für die Instandhaltung des Gebäudes verwendet (und das sah man), der Rest wanderte in die Erhaltung des Conroy-Hauses. Durchschnittlich 2000 Dollar pro Woche, steuerfrei … das war mehr als genug, um es auf die Kirche zu verteilen, plus auf alle fünf Morgen Ackerland. Genau, wie er es wollte. Dank sei dem Herrn. Danke, Osiris.
Er lief den Mittelgang entlang, die Bankreihen auf jeder Seite von ihm totenstill. Achtsam blickte er hinter jede einzelne und stellte sicher, dass sich niemand versteckte und auf den perfekten Moment wartete, um sich auf ihn zu stürzen.
Plötzlich spürte er eine Last auf seiner Brust. Seine Hände und Füße kribbelten. Osiris? Bist du das? Ist es deine Anwesenheit, die ich spüre?
Als er den vorderen Teil der Kirche erreicht hatte, ging er zum Altar hinauf und nachdem er sich schnell umgesehen und versichert hatte, dass nichts fehlte, lief er zur Tür seines Büros, die sich direkt unter dem Kruzifix befand.
Er kramte den Schlüssel heraus. Dabei bekam er stechende Kopfschmerzen und bewertete dies intuitiv als eine Gefahrenwarnung. Statt den Schlüssel hineinzustecken, drehte er einfach den Türknauf herum und stellte plötzlich panisch fest, dass seine schmerzvollen Instinkte richtig gelegen hatten.
Der Türknauf, der normalerweise abgesperrt war, ließ sich frei herumdrehen.
Das Schloss klickte, und ein weiterer Schmerz durchzuckte seinen Kopf; dieses Mal fühlte es sich wie Spritzer heißer verschütteter Flüssigkeit an. Er verzog das Gesicht, kämpfte dagegen an und zögerte, als die Tür nur einen Spalt offen stand.
Mit der Schulter an der Tür drückte er sie ganz auf.
Wie ein unerwarteter Stoß eines Eispickels bohrte sich sofort die Stimme einer Frau in sein Ohr.
»Benjamin …«
Er riss die Augen auf, nahm den Schmerz wahr, und blieb am Eingang seines Büros stehen, nicht ungläubig, sondern vor bloßer Wut auf den Anblick vor ihm. Seine Schlüssel fielen ihm aus der Hand auf den Fußboden.
Hol dich der Teufel …
Sie saß hinter seinem Schreibtisch, Handflächen auf der tintenbefleckten Schreibunterlage. Ihre künstlich blondierten Haare hingen lockig über ihrem geblümten Sonntagskleid bis zu ihren vorstehenden Brüsten hinunter. Ihre Augen, in dickem Eyeliner vergraben – Hurenschminke, wie Benjamin sagen würde – starrten ihn mit völliger Verachtung an, einen Rückstand an Tränen zeigend, der dicke graue Linien an ihren Wangen hinunter gemalt hatte.
Er ignorierte sie und die stechenden Kopfschmerzen und wandte seinen Blick dem verglasten Regal auf der rechten Seite des Zimmers zu, direkt unter dem zwei Fuß großen Kruzifix an der Wand. Er lief wortlos hinüber, öffnete die Türen und holte eine Flasche Wild Turkey heraus. Er schraubte den Verschluss ab und trank schnell einen großen Schluck daraus. Dann ging er in die Mitte des Raumes zurück, stellte sich vor die Frau an seinen Schreibtisch und starrte sie mit unbeugsamer Verachtung an.
»Was machst du hier?«, fragte er nach einem Augenblick angespannter Stille. Als er sprach, ging ihm die Luft aus, und er benutzte die Flaschenmündung, um damit an seiner plötzlich juckenden Narbe zu kratzen.
»Wir müssen reden«,
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