Dead Souls: Horror (German Edition)
antwortete die Frau, ihr Blick huschte über die Blutspritzer auf seinem Hemd.
Der Teufel soll dich holen. Er spürte, wie die Wut in ihm hochkochte. Er musste ein paar Mal tief durchatmen, um sie unter Kontrolle zu halten.
Ihr Name war Helen Mackey, und sie war ein Gemeindemitglied der Organisation Gottes . Vor einem Jahr hatte er sie nach einer Messe getroffen, aber sie viel früher wahrgenommen. Sie hatte immer in der ersten Reihe gesessen, neben ihrem Ehemann und ihrem 13-jährigen Sohn. Benjamin würde in ihre unbestechlichen Augen starren (die später zu den Augen einer Hure wurden) und stumme Botschaften von ihr in seinem Kopf empfangen. Ein zartes Zwinkern, ein kleines Lächeln, und er würde die einstündige Messe stotternd hinter sich bringen und dabei über die Bedeutungen hinter ihren Gesten nachdenken und sich fragen, wie ernst er sie nehmen konnte. Als die Schlussgebete zu Ende waren, würde er sich schnell vor der Kirchengemeinde verbeugen und in sein Büro flüchten, nur an sie denkend, an ihr Lachen und an ihre junge geschmeidige Haut, die unter dem Schlitz ihres Sonntagskleides hervorblickte.
Dann tauchte sie eines Tages zur Beichte auf.
Ich habe gesündigt, Benjamin Conroy. Und das muss gebeichtet werden …
An Sonntagen nach der Messe am späten Vormittag würde Benjamin dort sitzen und zuhören, was Wellfields besorgtes Volk zu sagen hatte, alle waren wegen der Verdammnis besorgt, aufgrund von unheiligen Gedanken, zufälligen Bedenken oder irgendeiner anderen gottesfürchtigen Überlegung. Die üblichen Verdächtigen würden sich vor seinem Büro in einer Schlange aufstellen, abwechselnd ihre unheiligen Eingeweide ausspucken und mit auferlegten Gebeten und Gefühlen der Rettung, der Höflichkeit ihres treuen Pastors fortgehen.
Vor weniger als einem Jahr, nach einem ziemlich kleinen Andrang (die Brantley-Schwestern, eine nach der anderen, die über den Streit über die korrekte Art, Tapioka zu mixen, am Abend zuvor jammerten, und Calvin Mooney, der daran dachte, die Frau seines Nachbarn zu begehren), wollte Benjamin gerade gehen, als die Tür zu seinem Büro von Miss Gefärbte-Blondine-mit-dunklen-Augen blockiert wurde, eine Hand an ihren beweglichen Körper gestützt, als sie verführerisch am Türrahmen lehnte; ihr Sonntagskleid löste sich an der Schärpe auf, und ihre wunderbar fallenden goldenen Haare waren leicht zerzaust …
Und sie hatte gesagt: » Ich habe gesündigt, Benjamin Conroy, und das muss gebeichtet werden … «
Gesündigt …
Sie schlug mit der Hand auf den Schreibtisch und riss ihn aus seinen Erinnerungen. Er schaute sie an, heiße, kochende Wut sprudelte in seinem Verstand, seinem Körper, in seinen Eingeweiden.
»Wie bist du hier hereingekommen?«, fragte er zähneknirschend.
Sie lehnte sich nach vorn, hob einen Schlüssel vom Schreibtisch auf und schüttelte ihn spöttisch hin und her, wie ein Signal.
Damit, du blöder Idiot …
»Verschwinde von hier«, sagte er, dabei ging ihm folgendes durch den Kopf: Wie zum Teufel hat sie den bekommen? Weil du leichtsinnig geworden bist, Benjamin. Sie hat ihn von deinem Schreibtisch genommen, nachdem du eines Nachmittags mit ihr fertig warst. So war das. Und weiß Gott, was sie noch in die Finger bekommen hat.
Oh Gott! Nein …
Dann hielt sie sein Tagebuch hoch. Sie wedelte damit wie mit dem Schlüssel vor ihm herum, als wollte sie scheinbar damit sagen, Jetzt hast du kein Geheimnis mehr, mein Liebling.
Sein Körper rauschte vor Wut. Er wollte sich hier direkt auf sie stürzten und dann sollte sie für ihre Sünden bezahlen. Aber sein Körper verspürte etwas anderes, war plötzlich versteinert, vor Zweifel an ihrer ganzen Dreistigkeit erstarrt, ihre Nerven , hier einzubrechen, seinen Schreibtisch aufzubrechen. Sie stand da, und sein Herz klopfte, sein Verstand versuchte, eine schnelle Lösung für das Problem zu finden. Osiris, hilf mir! Allerdings schien es keine sofortige Lösung zu geben.
Ihre Affäre war intensiv gewesen, feurig, unbestreitbar leidenschaftlich und hatte länger gedauert, als Benjamin jemals beabsichtigt hatte. Seine ganzen anderen Taten hatten von einem einzigen Nachmittag bis zu drei Monaten gereicht – nichts als Techtelmechtel, um seine vorübergehenden Bedürfnisse und Gelüste zu stillen. Aber die Sache mit Helen Mackey, die hatte ein Jahr gedauert. Und wie bei allen anderen Frauen fütterte er sein aufgeblähtes Ego weiterhin, indem er jedes einzelne handfeste Detail in seinem Tagebuch
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